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Musikverein Nehren begeistert mit Winterkonzert

Vielfältige Stile gab es beim Winterkonzert des Musikvereins Nehren zu hören. FOTO: STRAUB
Vielfältige Stile gab es beim Winterkonzert des Musikvereins Nehren zu hören. FOTO: STRAUB
Vielfältige Stile gab es beim Winterkonzert des Musikvereins Nehren zu hören. FOTO: STRAUB

NEHREN. In der Musikantenscheune hingen große Schneeflocken als Dekoration von der Decke, passend zur Jahreszeit und Kälte draußen. Allerdings hatte der Musikverein Nehren zu seinem Winterkonzert die Heizung aufgedreht und so konnten 150 Zuhörer eine Stunde Blasmusik genießen.

»Bereits am 2. Januar haben wir mit den Proben wieder begonnen in diesem Jahr«, sagte Vorstand Marian Saur. Er begrüßte das Publikum und moderierte durch das Programm. Ausgedruckt war das nicht zu finden – die Titel standen an einer Tafel an der linken Wand angeschrieben.

»Wir haben ein spannendes und kurzweiliges Konzert vorbereitet«, so Saur. Der neue Dirigent Benedikt Nill (ein talentierter Musiker an Tuba, Tenorhorn, Gitarre, Mundharmonika und Ziehharmonika) leitet das Orchester locker und mit der Fähigkeit, seine Ziele klar zu benennen. »Jeder legt Wert auf unterschiedliche Feinheiten und setzt die Schwerpunkte verschieden«, sagte Saur. Sich neu einzustellen, habe gut funktioniert. »Das Musizieren macht Spaß.«

Das Orchester eröffnete unter Nills Leitung mit dem Castaldo Marsch, komponiert von Rudolf Novacek. Der Komponist studierte Violine am Wiener Konservatorium und später in Budapest. 1879 trat er der Militärkapelle des Infanterie-Regiments Nr. 11 in Pilsen bei, bei welchem er später Kapellmeister wurde. 1885 übernahm er das Infanterie-Regiment in Prag. Dieses Orchester stand unter dem Kommando von Oberst Ludwig Castaldo. Ihm zu Ehren komponierte Novacek seinen berühmten »Castaldo-Marsch«, der noch heute zu den populärsten Marsch-Kompositionen für Blasorchester zählt. Außerdem ist es das Lieblingsstück des Nehrener Ehrenkommandanten Matthäus Pfeiffer.

Reise in die Pionierzeit Kanadas

Das Stück »Silver Creek Valley« schilderte musikalische Episoden aus der Pionierzeit Kanadas. Musikalisch fand die zu Beginn vorherrschende Kälte ihren Ausdruck in gedämpften Trompeten und Beckenwirbel. Gut zur Geltung kam die Jagd der Indianer auf Bisons: Im Blech hing noch immer die Kälte des Landes. Die Spannung der Jagd zu Pferde wurde durch das Schlagzeug dargestellt.

Nach der Jagd im schönen Tal des Silberflusses wurde die idyllische Atmosphäre wiedergegeben durch die langsame Melodie eines Cowboy-Liedes. Es schloss sich ein geheimnisvoller Teil an, da sich viele Menschen in diesem unbekannten Land noch fremd fühlten. Doch der Ritt ging weiter und wurde immer schneller, bis das erträumte Ziel erreicht war. Beim kräftigen Hauptthema am Ende kam die Orchesterwucht voll zur Geltung.

Nicht ein halbes, sondern ein ganzes Jahrhundert wird der Musikverein Nehren im kommenden Jahr. Gegründet 1925 hätte die Polka »Ein halbes Jahrhundert« also 1975 perfekt ins Programm gepasst – sie wurde allerdings erst 2007 veröffentlicht, von Very Rickenbacher und seiner Blaskapelle Rigispatzen. Ein flottes Stück, das zum Mitwippen einlud.

Ebenso dynamisch ging es mit bekannten Melodien der schwedischen Band ABBA weiter: »Super Trouper«, »Chiquitita«, »I do I do I do« und »Waterloo«. Melancholisch war »Von guten Mächten«, an sich ein geistliches Gedicht des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Der 1946 geborene Liedermacher Siegfried Fietz vertonte den Text und schuf ein ruhiges, mal treibendes Lied daraus.

Mit dem Coldplay-Hit und Ohrwurm »Viva la Vida« stieg die Stimmung in der Musikantenscheune wieder, bevor sich der Musikverein Nehren mit der Polka »Guten Abend gute Nacht« verabschiedete. Das aufmerksame Publikum geizte nicht mit Applaus. (stb)