KIRCHENTELLINSFURT. Dirigent Eduard Oertle, kurzfristig eingesprungen, stellte ein Programm hauptsächlich aus Stücken zeitgenössischer Komponisten zusammen: Frische Melodien aus Big-Band-, Pop- und sogar Heavy-Metal-Musik, komplett ohne Polkas oder traditioneller Marschmusik.
Eröffnet wurde das Konzert in der Richard-Wolf-Halle mit Werken dreier Komponist(inn)en aus den USA. Zum Auftakt spielten sie die poppige Fanfare »Ascend« aus der »Georgian Suite« von Samuel Hazo. Die Blechbläser dominierten den Anfangsrhythmus, der sich am Ende mit dem ruhigeren, von Holzbläsern und Perkussionisten getragenen Zwischenteil, fast schon eine klassische Fuge, verband.
Dirigent Eduard Oertle verlangte seinen Musikern in diesem mit Taktwechseln reich gesegneten Stück einiges ab. Dafür schloss er mit Richard Saucedos »Meeting at Tryon Palace« technisch weniger forderndes Stück an, das jedoch wirkte vom Tempo her und mit seinem noch prägnanterem Akzent auf der Perkussion wie die logische Fortsetzung des Auftaktstücks wirkte.
Anspruchvolles gleich zu Beginn
Anne McGinty’s »The Red Balloon« setzte mit getragener Majestät einen Kontrapunkt zu den beiden vorangegangen Werken. Auch in der Melodik: Krasse, ungewöhnliche Tonart-Wechsel, etwa von C-Dur zu Ges-Dur hört man in Orchestern wie dem des Kirchentellinsfurter Musikvereins eher selten.
Nachdem Frank Hepper und Achim Bertsche für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft geehrt worden waren spielte das Orchester das weitestgehend getragene »The Land of the Cornflower« von Rob Goorhuis. Ein Stück, das durch zwei walzerartige Zwischenteile aufgebrochen wurde. Ein Paradestück für die Klarinetten und Flöten, die sich mit der Führlinie abwechselten, bis diese von Hörnern und Trompeten übernommen wurde.
Ein Hauch von Spanien
Mit dem Paso Doble »Amparito Roca« von Jaime Texidor wehte ein Hauch von Spanien durch die Richard-Wolf-Halle. Es war die erste und von zwei Kompositionen im Programm, neben »Walking my Baby Back Home« aus dem gleichnamigen Musicalfilm, das aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammte. Dazwischen kehrte das Orchester mit »African Samba« aus der Feder des Walisers Adam Gorb wieder zu einem Werk eines zeitgenössischen Komponisten zurück.
Die letzten drei Stücke im Programm sind noch heute drei Klassiker aus Poprock, Heavy Metal und Funk. Oertle suchte »Carry on My Wayward Son« von Kansas aus, weil das Lied Elemente aufweist, die man mit klassischen Rocksongs weniger verbindet. In Metallicas »Enter Sandman« zeigte das komplette Orchester, was es drauf hat. Es machte den Musikern sicht- und hörbar Spaß, es zu spielen.
Der neue Dirigent ist bereits gefunden
Mit einem Dance Mix der Funkband Earth Wind and Fire ging das Programm zu Ende. Man hätte »September«, den wohl größten Hit der Band, in diesem Mix erwarten können. Andererseits bildete die Kombination aus »Let’s Groove«, »Boogie Wonderland« und »Sing a Song« das Repertoire von Earth Wind and Fire in mehr als genügendem Maß ab.
Für den Musikverein Kirchentellinsfurt bleibt die Dirigententätigkeit von Eduard Oertle ein Intermezzo. Künftig wird das Orchester vom Engländer Paul Tipple geleitet, der sich auf die Stellenanzeige beworben hatte. Martin Hornung, Vorsitzender des Musikvereins, freute sich: »Wir werden einen nahtlosen Übergang haben.« (GEA)