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Millionenschwerer Paukenschlag für Bad Sebastiansweiler Klinik

Die Klinik in Bad Sebastiansweiler wird für 21 Millionen Euro erweitert. Personal dringend gesucht

Die Rehaklinik Bad Sebastiansweiler ist breit aufgestellt – von der Reha bis zur Pflege, ambulant und stationär (von links): Uwe
Die Rehaklinik Bad Sebastiansweiler ist breit aufgestellt – von der Reha bis zur Pflege, ambulant und stationär (von links): Uwe Eggert (Leiter Ambulantes Therapiezentrum), Geschäftsführer Volker Gurski, Verwaltungsleiter Gerhard Mayer, Dr. Elmar Wolfrum (Chefarzt der Orthopädischen Rehabilitationsklinik und stellvertretender medizinischer Leiter) sowie Heimleiterin Jacqueline Gurski im neuen Bewegungsbad. FOTO: FÖRDER
Die Rehaklinik Bad Sebastiansweiler ist breit aufgestellt – von der Reha bis zur Pflege, ambulant und stationär (von links): Uwe Eggert (Leiter Ambulantes Therapiezentrum), Geschäftsführer Volker Gurski, Verwaltungsleiter Gerhard Mayer, Dr. Elmar Wolfrum (Chefarzt der Orthopädischen Rehabilitationsklinik und stellvertretender medizinischer Leiter) sowie Heimleiterin Jacqueline Gurski im neuen Bewegungsbad. FOTO: FÖRDER

MÖSSINGEN. Eines, sagt Volker Gurski, hat er in den 22 Jahren, in denen er Geschäftsführer der Klinik Bad Sebastiansweiler ist, gelernt: Man muss immer investieren. Für ihn ist es jetzt die vierte Runde an Erweiterung und Modernisierung. Gut 21 Millionen Euro – »ein Paukenschlag« – lässt sich die Klinik das kosten, die am 14. Juli mit einem großen Kurparkfest ihr hundertjähriges Bestehen als Bad Sebastiansweiler GmbH feiert. Ohne die Evangelische Heimstiftung als Träger, erklärt Gurski, wäre das aber nicht möglich: »Es ist toll, dass sie mit ihren mehr als hundert Einrichtungen sich so stark zu uns bekennt.«

Es gebe wenig Einrichtungen, versichert der Geschäftsführer, die in dieser Breite aufgestellt sind: stationäre und ambulante Rehabilitationsklinik, Pflegeheim mit Dauer- und Kurzzeitpflege sowie außerklinischer Intensivpflege und ambulantes Therapiezentrum. Und alle drei Bereiche profitieren von der aktuellen Modernisierungsrunde: »Wir haben immer versucht, in Bad Sebastiansweiler alle drei Geschäftsbereiche gleichermaßen weiterzuentwickeln.«

Da ist zunächst die Erweiterung der stationären geriatrischen Rehabilitation: 34 neue Einzelzimmer kommen dazu. Im Gegenzug wird im Hauptgebäude reduziert. Wo sich zwei Bewohner ein Bad teilen mussten, fallen Zimmer weg und werden in Therapie- und Funktionsräume umgewandelt. Unterm Strich bleibt ein Ausbau von 70 auf 90 Betten.

Anwendungen und Schulungen

Gleichzeitig verdoppelt sich in der orthopädischen Rehabilitation die Zahl der Plätze von 20 auf 40. Etwa 400 Patenten im Jahr werden bisher hier behandelt. »Ein großer Teil von ihnen kommt aus der Umgebung, oft nach Prothesen- oder Schulteroperationen«, sagt Dr. Elmar Wolfrum, Chefarzt der Orthopädie. Sie kommen in der Regel drei Wochen lang von Montag bis Freitag zur Behandlung, die keineswegs nur aus körperlichen Übungen besteht. Wichtig sind neben den Einzelanwendungen auch Schulungen. Einen weiteren Schwerpunkt in der Rehabilitation will der medizinische Leiter in Bad Sebastiansweiler, Dr. Stefan Z. Lutz, mit der Behandlung von Diabetes-Patenten setzen.

Im Zuge der Aufstockung des Pflegeheims wird die außenklinische Intensivpflege von 16 auf 25 Plätze erweitert. Dagegen wird es im Bereich der Dauerpflege künftig nur noch Einzelzimmer geben, was zu einer Reduzierung des Angebots auf 60 Plätze führen wird. »Wir sind voll belegt«, sagt Heimleiterin Jacqueline Gurski, »Wir erhalten täglich Anfragen und wissen: Wer akut einen Pflegeplatz sucht, der hat etwas zu tun und muss viele Telefonate führen. Manchmal finden wir eine Lösung, wenn wir vorübergehend einen Platz in der Kurzzeitpflege anbieten können.«

Hier gibt es sieben neue große Einzelzimmer, sodass insgesamt 22 Plätze zur Verfügung stehen. Sie sind für Patienten, die etwa nach einem Schlaganfall oder einer Operation aus dem Krankenhaus entlassen werden, aber nicht fit genug sind, um nach Hause zu können oder in eine Rehabilitation. Betreut werden sie nicht nur ärztlich, pflegerisch und therapeutisch. Das Case-Management kümmert sich auch darum, wie es nach der Kurzzeitpflege weitergeht. »Und wenn jemand Reha-fähig ist, dann bekommt er in der Regel auch einen Platz bei uns«, versichert Jacqueline Gurski. Deutlich erweitert wird auch die Kapazität für ambulante Therapien. Das, erklärt Uwe Eggert, Leiter des ambulanten Therapiezentrums, ist auch dringend notwendig: »Seit zehn Jahren machen wir uns Gedanken darüber, wie wir der steigenden Nachfrage im Reha-Sport gerecht werden können. Wir sind einfach an unsere Kapazitätsgrenzen gekommen.«

So wurde das alte Bewegungsbadbecken jetzt zubetoniert, darüber entstand ein zweiter Gymnastikraum. Anstelle des alten Bads wurden zwei neue Becken gebaut, schön hell mit viel Licht und einem wunderbaren Blick nach draußen. Außerdem kommt ein zusätzlicher Trainingsraum dazu. Eggert hofft, dass die Nachfrage so bleibt: »Da ist mir nicht bange. Wir haben überwiegend Patienten mit orthopädischen Problemen, aber auch solche mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder nach Schlaganfällen.« 

100 JAHRE BAD SEBASTIANSWEILER GMBH

Am 14. Juli wird mit einem großen Kurparkfest gefeiert

Party auf der Baustelle: Es wird noch nicht alles fertig sein, wenn die Klinik Bad Sebastiansweiler mit einem großen Kurparkfest am 14. Juli ihr 100-jähriges Bestehen feiert. 1924 hatte die Basler Mission Sebastiansweiler gekauft, knapp hundert Jahre, nachdem dort Bernhard Maier im Gasthaus zur Sonne an den Schwefelquellen einen kleinen Badebetrieb eröffnet hatte. 1927 wurde das heute noch bestehende Haus Sonnenheim dann als Erholungsort für Missionare gebaut. 1933 folgte die Anerkennung als Heilbad. Im Krieg diente das Haus als Lazarett für verwundete Soldaten. 1947 wurde Bad Sebastiansweiler wieder als Schwefelbad freigegeben und seither immer wieder erweitert und modernisiert. 2014 übernahm die Evangelische Heimstiftung die Geschäftsanteile der Basler Mission. (pp)

Aus Sicht von Volker Gurski hat diese Erweiterung auch einen kommunalen Aspekt: »Wir können die Kooperation mit örtlichen Vereinen intensivieren. Seit 2006 arbeiten wir eng mit dem TV Belsen zusammen, der hier Reha-Sportkurse anbietet.« Auch im Mössinger Sportstättenkonzept sind die räumlichen Möglichkeiten, die Bad Sebastiansweiler bietet, fest einkalkuliert. Daneben übernehmen Mitarbeiter der Klinik auch Gesundheitsprogramme bei Unternehmen, etwa bei Marc Caine in Bodelshausen. »Und die Stadt Mössingen ist auch daran interessiert, mit uns etwas zu machen.«

Aber wer soll das alles machen? Rund 210 Vollzeitstellen gibt es derzeit, verteilt auf 370 Köpfe, erklärt Verwaltungsleiter Gerhard Mayer. Insgesamt, sagt Volker Gurski, sei die Personalsituation je nach Betrachtungsweise mittelmäßig erfreulich oder unerfreulich. Im vergangenen Jahr war die Bilanz von Zu- und Abgängen in etwa ausgeglichen, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres sogar positiv. Das wird aber nicht reichen. In den nächsten Wochen wird die Klinik deshalb viele Stellen ausschreiben: »Wegen der Erweiterung können wir nicht mehr so tröpflesweise weitermachen.«

Eine ausgesprochen kreative Lösung fand die Klinik für den Bauaushub. »Den Schiefer auf eine Deponie zu bringen, hätte horrende Kosten verursacht«, erzählt Gurski. Jetzt bleibt die Masse auf dem Klinikgelände, modelliert zu einem hügeligen Bewegungsparcours, auf dem noch Trainingsgeräte installiert werden. Uwe Eggert ist begeistert: »So entsteht aus unserem Abfall ein Mehrwert.« (GEA)