Logo
Aktuell Waldprojekt

Mehr Licht für den Olgahain im Schönbuch

Der Olgahain ist ein Kleinod im großen Schönbuch. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ der württembergische König Karl ihn in dem Waldgebiet bei Bebenhausen für seine Gattin Olga erschaffen. Jetzt haben Freiwillige des Bergwaldprojekts die Kulturlandschaft wieder freigelegt.

»Baum fällt«: Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts schaffen Licht für die Weiher im Olgahain
»Baum fällt«: Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts schaffen Licht für die Weiher im Olgahain Foto: iwa
»Baum fällt«: Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts schaffen Licht für die Weiher im Olgahain
Foto: iwa

TÜBINGEN. Es ist ein besonderes Stück Wald am Kirnberg. Die Schichten des Rhätsandsteins sind dort an einer beeindruckenden Abbruchkante zu sehen. Darunter öffnet sich eine romantische Landschaft mit Moosen und Mulden, Gesteinsblöcken und Weihern. Je nach Lichteinfall leuchtet sie in unterschiedlichen Grüntönen, erzählt Kathrin Klein von ForstBW. Was zu Lebzeiten des Königs eine verwunschene Parklandschaft war, verwilderte nach seinem Tod und geriet in Vergessenheit. 1977 wurde der Hain wieder auf Initiative des Forstamts Bebenhausen rekonstruiert. Um den besonderen Zauber zu erhalten, braucht es allerdings viel Pflege. Die Weiher wuchsen in den vergangenen Jahren wieder zu, die Treppen verfielen. Das hat sich nun geändert: 18 Freiwillige des Bergwaldprojekts packten mit an, bauten Treppen und Wege, lichteten den Wald, legten die Wasserflächen wieder frei.

Kathrin Klein von ForstBW freut sich über die Hilfe aus dem Bergwaldprojekt, organisiert von Sophia Schröder.
Kathrin Klein von ForstBW freut sich über die Hilfe aus dem Bergwaldprojekt, organisiert von Sophia Schröder. Foto: Irmgard Walderich
Kathrin Klein von ForstBW freut sich über die Hilfe aus dem Bergwaldprojekt, organisiert von Sophia Schröder.
Foto: Irmgard Walderich

Entstanden ist das Bergwaldprojekt 1991 in Würzburg, als das Waldsterben in aller Munde war. Die Gründergeneration wollte sich tatkräftig für die bedrohten Wälder einsetzen. Die ersten Einsätze waren in den Schweizer Alpen. Mittlerweile ist der Verein an vielen Stellen aktiv. Ehrenamtliche haben seit der Vereinsgründung mehr als 5,5 Millionen Bäume gepflanzt, Biotope gepflegt, Moore vernässt, Wildbäche renaturiert. »Wir arbeiten ausschließlich mit öffentlichen Waldbesitzern«, sagt Eberhard Stett. »Der Adel hat uns auch schon entdeckt.« Anfragen, die aus privater Richtung kommen, lehnt der Verein allerdings ab.

Eine Zusage bekam dagegen die ForstBW, der größte Forstbetrieb des Landes Baden-Württemberg. Zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten ist er der größte Auftraggeber für das Bergwaldprojekt. Seit November 2023 gibt es die Kooperation, nach der sich die Forstämter die ehrenamtlichen Helfer für einen Einsatz sichern können. Für den Olgahain ist das geradezu ideal. »Hier geht es wirklich um Handarbeit. Das könnten wir gar nicht schaffen«, sagt Klein.

Generationsübergreifendes Arbeiten im Schönbuch: Marlene Waldmann und Malina Zebulla
Generationsübergreifendes Arbeiten im Schönbuch: Marlene Waldmann und Malina Zebulla Foto: Irmgard Walderich
Generationsübergreifendes Arbeiten im Schönbuch: Marlene Waldmann und Malina Zebulla
Foto: Irmgard Walderich

Handarbeit, das heißt in diesem Fall Erdmassen bewegen, Steine schleppen, jungen Bäumen mit der Handsäge zu Leibe rücken. Die Weiher sollen wieder Licht bekommen, sodass sich dort Amphibien ansiedeln können, sagt Revierleiter Roman Sies. Viele der Ehrenamtlichen im Schönbuch sind aus Würzburg. Zufall, sagt Projektleiterin Sophia Schröder. Im Bergwaldprojekt helfen Menschen aus ganz Deutschland mit. Für die Einsätze melden sich viele, erzählt Schröder. »Mehr Menschen, als wir Plätze anbieten können.«

Dabei ist der Tagesablauf auf den ersten Blick nicht für jeden attraktiv: Um 6 Uhr aufstehen, frühstücken, Arbeitseinweisung erhalten und loslegen. Mittagessen gibt es auf der Arbeitsfläche, an den Abenden steht gemütliches Beisammensein mit Vorträgen und Diskussionen auf dem Programm. Jede Arbeitswoche endet mit einer Exkursion.

Hannah Koller und Henriette Krause rücken den jungen Bäumen mit der Handsäge zu Leibe.
Hannah Koller und Henriette Krause rücken den jungen Bäumen mit der Handsäge zu Leibe. Foto: Irmgard Walderich
Hannah Koller und Henriette Krause rücken den jungen Bäumen mit der Handsäge zu Leibe.
Foto: Irmgard Walderich

Die Teilnehmer im Olgahain sind mit Begeisterung bei der Sache. Marlene Waldmann aus Würzburg beispielsweise. Sie ist 66 Jahre alt und hat sich geschworen, das Projekt zu unterstützen, sobald sie viel Zeit hat. Als Rentnerin hat sie die jetzt. Deshalb steht sie nun am Schönbuchhang und schaufelt dunkle Erde in die Schubkarre. Zusammen mit Malina Zebulla, einer jungen Sportwissenschaftstudentin. Das generationsübergreifende Arbeiten macht den Beiden sichtlich Spaß. Körperlich sei der Einsatz schon herausfordernd, gibt Waldmann zu. »Aber wir können unsere Kräfte einteilen, wie wir wollen.« Ein Stück weiter sägen Hannah Koller und Henriette Krause an einem jungen Baum. Die zwei studieren Sozialpädagogik und genießen es, eine Woche lang in der Natur zu sein.

Die Treppen werden Stein um Stein wieder aufgebaut. Eine schwere Arbeit, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Jetzt führen wieder schmale Rhätsandsteinstufen auf verschlungenen Pfaden hinab zu den Weihern, auf denen sich die Sonnenstrahlen brechen. Bleibt zu hoffen, dass die Treppen nicht von Mountainbike-Fahrern zur Abfahrt genutzt werden. Das geschehe immer wieder, erzählt Förster Sies, und zerstöre die Stufen. Radfahrer verweist er deshalb immer wieder auf den ausgewiesenen Trail direkt neben dem Olgahain. (GEA)