KUSTERDINGEN-WANKHEIM. Seine Motive findet er auf Reisen in die weite Welt oder bei Spaziergängen auf den Härten. Oder auch mal in Zeitschriften und Büchern. Eine Auswahl seiner Aquarelle ist nun im »Café Miteinander« in Wankheim zu sehen. Bei der Vernissage am Sonntag stellte der Maler Graeme Nicholson sich und sein Schaffen vor.
Einen Ausgleich zu seiner früheren beruflichen Tätigkeit als analytischer Chemiker habe er gesucht, wo er stets sehr exakt arbeiten musste. »Da konnte ich nicht einfach was zusammenkippen und sehen, was passiert«, erklärte Graeme Nicholson mit einem Schmunzeln. Edgar Mayer aus dem Vorstand des Cafés befragte »Nick« (wie Nicholson signiert), ein vielköpfiges Publikum hörte zu und amüsierte sich immer wieder über die launigen Ausführungen des Künstlers.
Schwäbisch-schottische Seele
Ein Blatt Zeichenpapier benutzt er notfalls hinten und vorne, »das haben die alten Meister auch so gemacht«, und schließlich gebiete diese Sparsamkeit die schwäbischen wie schottischen Anteile seiner Seele. Dabei sieht er sich nicht als Meister, sondern als Lernender, besucht häufig Malkurse, immer auch auf der Suche nach Anregungen.
Beim Aquarellmalen könne man nicht mit dem Kopf durch die Wand rennen, »man muss sehen, wie das Wasser läuft«. Weil in den Trockenphasen aber eine Pause eingelegt werden muss, arbeitet Nicholson oft an drei oder vier Bildern gleichzeitig. Er macht auch deutlich: »Im Malkurs arbeite ich fokussierter, zu Hause lenken mich alltägliche Dinge ab, die zu tun sind.«
Preis als Schmerzensgeld
Der Anspruch an seine Bilder ist einfach: »Meine Bilder müssen mir gefallen.« Wenn sie anderen Menschen auch gefallen, sei das eine schöne Bestätigung. Ob es ihm denn leichtfalle, seine Werke abzugeben und zu verkaufen, wurde der Maler gefragt. Immerhin hängt an allen ausgestellten Bildern auch ein Kaufpreis. Graeme Nicholson grinst und meint, Bilder, an denen er sehr hängt, tragen einen höheren Preis, Schmerzensgeld sozusagen.
Die Idylle der Tübinger Neckarfront ist in kräftigen Farben zu sehen, die Zollernburg im Nebel, und die »Marokkanische Szene« trägt zarte Töne. Ein echter Hingucker ist auch »Bauwut an Tübinger Depot«, ein Aquarell mit eingearbeiteten Collagen. Graeme Nicholsons Familie ist in sein Hobby eingebunden, Ehefrau Maria fertigt gelegentlich fotografische Vorlagen für seine Gemälde, und Enkelin Hanna Nicholson bildete gemeinsam mit Josua Schreck das Fagott-Duo, das die Vernissage musikalisch bereicherte. (rab)