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Mössinger Neujahrskonzert mit Walzer- und Operettenmelodien

Die Württembergische Philharmonie Reutlingen gastierte mit einem Programm rund um das Werk von Johann Strauss (Sohn) – zu dessen 200. Geburtstag.

Tenor Ewandro Stenzowski und Sopranistin Cathrin Lange hier neben Dirigent Bernhard Steiner vor dem Ensemble.
Tenor Ewandro Stenzowski und Sopranistin Cathrin Lange hier neben Dirigent Bernhard Steiner vor dem Ensemble. Foto: Foto: Michael Sturm
Tenor Ewandro Stenzowski und Sopranistin Cathrin Lange hier neben Dirigent Bernhard Steiner vor dem Ensemble.
Foto: Foto: Michael Sturm

MÖSSINGEN. Es hat schon Tradition: Zum Neujahrskonzert in der Aula des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums kommt die Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Jedes Mal mit einem neuen, anspruchsvollen Programm. Für dieses Jahr setzte Dirigent Bernhard Steiner das Werk von Johann Strauss (Sohn) in den Mittelpunkt. Das Ensemble spielte auch Werke von seinen Brüdern, dem gleichnamigen Vater und von Zeitgenossen.

Johann Strauss (Sohn), 1825 geboren, übernahm den Titel »Walzerkönig«, sowie dessen Orchester vom gleichnamigen Vater und band seine jüngeren Brüder Josef und Eduard in dessen Leitung ein. Der älteste der Brüder schuf das umfangreichste und am meisten geachtete kompositorische Werk der drei. Josef und Eduard Strauss, das zeigten die Reutlinger Philharmoniker, wusste jedoch auch, eigene, starke Akzente zusetzen.

Ein Abend der Walzer, Polkas und Operettenmelodien

Es war ein Abend der Walzer, der Polkas, vor allem aber der beiden großen Operetten von Johann Strauss (Sohn): »Die Fledermaus« und »Der Zigeunerbaron« – dessen schmissiger »Einzugsmarsch« eröffnete das Konzert. Beide Operetten eröffneten den Solisten, Sopranistin Cathrin Lange und Tenor Ewandro Stenzowski, genügend Partien, um ihre ganze Klasse zu präsentieren.

Stenzowski, gebürtiger Brasilianer mit polnischen Wurzeln, sprang kurzfristig für den erkrankten Michael Pflumm ein. Mit »Ja alles auf Ehr«, ebenfalls aus dem »Zigeunerbaron« setzte er das erste gesangliche Ausrufezeichen des Abends, seine mächtige wie samtig-geschmeidige Stimme füllte den gesamten Saal aus. Cathrin Lange bot Stimmakrobatik mit abenteuerlichen, rasend schnellen Koloraturen und einer Stimme, die bis in die höchsten Töne glänzte.

Cathrin Lange und Ewandro Stenzowski glänzten als Solisten

Zudem spielte die Sopranistin all ihre Theatralik aus, die im »Schwipslied« (aus »Eine Nacht in Venedig«) ihren Höhepunkt fand: Zuerst lustige Tonverdrehungen, dann torkelte sie über die Bühne, sich zwischendurch am ersten Geiger Timo de Leo und an Dirigent Bernhard Steiner abstützend. Und jeder einzelne Ton saß perfekt. Sie erntete viel Applaus. Noch mehr gab es für das wiederum der »Fledermaus« entnommene, überragend interpretierte »Uhrenduett« der beiden Solisten.

Die Stücke, die nicht von Johann Strauss (Sohn) stammten, waren allesamt Instrumentaltitel. Etwa das ohne Bögen, nur gezupft gespielte »Béobile«, ein Pizzicato für Streicher von Émile Waldteufel, ein Zeitgenosse des jüngsten Strauss-Bruders Eduard. Dessen Werk »Mit Chic« passe zu seinem Komponisten, so Dirigent Bernhard Steiner: Der »fesche Edi«, sei stets piekfein angezogen gewesen.

Die Strauss-Dynastie – eine Reihe herausragender Komponisten

Der zweitälteste Bruder, Josef Strauss, wollte ursprünglich kein Musiker werden. Der Musikwelt wäre sein 1868 erstveröffentlichter Walzer »Sphärenklänge« vorenthalten geblieben, dessen Beginn an Harmonik erinnert, die sich gut ein Vierteljahrhundert später in Werken etwa von Richard Strauss - nicht verwandt oder verschwägert -, wiederfindet.

Schließlich Johann Strauss, der Vater: Seine fein ausgearbeitete Polka »Seufzer-Galopp« endete das Ensemble – mit einem kollektiven Seufzer. Dessen bekannteste Komposition den »Radetzkymarsch« gab es als letzte Zugabe. Ein abwechslungsreiches Programm, eine große Show, ein wunderbarer Abend! (GEA)