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Mössinger Gemeinderat Rolf Hase gestorben

In der Sitzung des Mössinger Gemeinderats blieb ein Stuhl leer. Es war der Stuhl von Rolf Hase, Fraktionssprecher der Unabhängigen Bürger, kurz UB. Hase starb unerwartet im Alter von 78 Jahren, einen Tag vor der Sitzung. Das Gremium würdigte Hase. Oberbürgermeister Michael Bulander rief das Engagement des Verstorbenen in Erinnerung.

Rolf Hase.
Rolf Hase. Foto: Fotos: privat
Rolf Hase.
Foto: Fotos: privat

MÖSSINGEN. Es ist drei Wochen her, da schleppte ich meine Einkäufe aus einem Hofladen außerhalb Mössingens. Jemand hielt mir die Tür auf: Es war Rolf Hase. Er war dort mit seiner Frau Gerda und Bekannten zum Kaffee trinken. Wir unterhielten uns zwischen Tür und Angel. Außerhalb des Mössinger Rathauses hatte es zuvor wenige Möglichkeiten zum Austausch gegeben. Diese nutzte der Fraktionssprecher der Unabhängigen Bürger im Gemeinderat.

Sein wacher, zugewandter Blick signalisierte, dass er dies nicht als eine Begegnung auffasste, in der man sich lediglich grüßte und dann seiner Wege ging. Er wollte wissen, wie der Journalist über ein Thema dachte, das ihn beschäftigte. Und er wollte seine Gedanken loswerden. Es ging um Kommunalpolitik. Genauer darum, was eine Gemeinde aufbringen muss, die etwa Flüchtlinge unterzubringen hat.

Kommunalpolitik betrieb er mit Leidenschaft

Rolf Hase sorgte sich darum, dass Mössingen, die Stadt, die er als Gemeinderat repräsentierte, wie andere Gemeinden bald mit dieser Aufgabe überfordert sein könnte. Auf der anderen Seite dachte er an die Geflüchteten, an die Bedingungen, die sie zu ertragen gehabt hatten. Wir verabschiedeten uns im Wissen, dass wir uns zwei Tage später bei der nächsten Gemeinderatssitzung sehen würden. An jenem Montag vor zweieinhalb Wochen nickten wir einander zur Begrüßung zu.

Die darauffolgende Gemeinderatssitzung erlebte Rolf Hase nicht mehr. Er starb tags zuvor, in den frühen Morgenstunden des Sonntags. Er wurde 78 Jahre alt. Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander würdigte Hase in der Gemeinderatssitzung am Montag als einen Mann mit viel Herzblut und Engagement, dem die Jugend, die hiesigen Vereine und sein Stadtteil Bästenhardt besonders am Herzen lagen.

Rolf Hase zog in seiner Jugend ins Steinlachtal

Rolf Hase war ein Zugezogener. Er kam in Westerhausen bei Quedlinburg (heute Sachsen-Anhalt) auf die Welt. Er war sieben Jahre alt als die Familie aus der DDR floh. Die Schule besuchte er zunächst in Bayern, später in Nehren. Dort spielte er Fußball und dort absolvierte er eine Lehre als Werkzeugmacher. Über einen anderen Lehrling, seinen künftigen Schwager, lernte er seine Frau Gerda kennen, die beiden heirateten 1969. Sie hatten einen Sohn und eine Tochter, die vor acht Jahren starb.

Rolf Hase rückte im Januar 2020 in den Mössinger Gemeinderat nach. Aus Altersgründen wollte er sich bei den bevorstehenden Kommunalwahlen nicht mehr aufstellen lassen. Sein Tod erwischte die UB kalt: Fraktionskollege Daniel Steinhilber sagte, man müsse sich nun erst einmal sortieren. Am Donnerstag, 23. November, einem Montag, wird Rolf Hase beigesetzt. Die Trauerfeier in der Mössinger Aussegnungshalle beginnt um 13:30 Uhr. (GEA)