MÖSSINGEN. Jubel in der Steinlachstadt. Im mit Festivitäten vollgepfropften Jubiläumsjahr reihte sich nun auch noch ein Wettbewerb ein, der den Namen der Geburtstagsstadt via Radio weit in den Südwesten trug. Wenn auch nicht als Sieger, so doch als stolzer Zweitplatzierter ging Mössingen aus dem musikalischen Wettstreit hervor.
Am gestrigen Mittwoch machte der öffentlich-rechtliche Sender SWR 1 bei seiner einwöchigen Tour durchs Land Station in Mössingen. In einem nachmittäglichen Live-Duell gegen die Stadt Müllheim im badischen Markgräflerland gings um Ruhm, Lokalpatriotismus und um Finalparty-Tickets für die kultige SWR 1-Hitparade.
Und damit natürlich auch um Eigenwerbung. Bei dieser beliebten Chart-Veranstaltung stimmen seit 1998 jedes Jahr die Hörer des baden-württembergischen Hörfunkprogramms des SWR über ihre persönlichen Lieblingssongs ab. Die Dauerhör-Aktion startet am kommenden Montag, 21. Oktober, um fünf Uhr morgens und wird rund um die Uhr viereinhalb Tage lang inklusive des Countdowns am Freitagabend in der (ausverkauften) Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle übertragen. Dabei werden die über 1.000 Titel in der Reihenfolge gespielt, wie oft sie die Hörer gewählt haben. In der Regel wechseln sich »Stairway to Heaven« von Led Zeppelin und »Bohemian Rhapsody« von Queen als bestplatziertes Lied ab.
Ein ganz anderer Song aber stand im Mittelpunkt des gestrigen Wettstreits: Die 1984 veröffentliche Popballade »Careless Whisper« von George Michael. Im letzten Jahr auf Rang 527, nun im Mittelpunkt der Teilnehmerwette. Die »Hitmach«-Aufgabe bestand darin, das prägnante Saxofon-Solo des Songs nachzuspielen, das im Original übrigens nicht von Michael, sondern vom Jazz-Musiker Steve Gregory gespielt wurde. Idealerweise mit einem Saxofon oder einem anderen Blasinstrument. Egal – Hauptsache mit viel Hingabe. Der Ort, der am Ende des Sendefensters zwischen13 bis knapp 17.30 Uhr den Tag über die meisten Musikanten versammelt hatte, gewann. Und das war mit deutlichem Vorsprung Müllheim. Dort stand mit 270 gezählten Musikern schließlich Baden als Sieger fest. Im Württembergischen kamen lediglich 43 spielfreudige Leute zusammen. Das muss ehrlicherweise relativiert werden, weil Saxofone doppelt gezählt wurden. Und weil in Mössingen musikalische Söldner aus Ofterdingen und Bierlingen mitmischten.
Schauplatz der Wette war der Marktplatz, wo der SWR mit einem kleinen Übertragungswagen Position bezogen hatte. Die Sache lief etwas holprig an. Während vor-Ort-Moderator Max Oehl den Hörern sagte, man befinde sich hier 30-40 Kilometer von Tübingen entfernt – wo er studiert habe – sprach Studio-Moderatorin Stefanie Anhalt von strahlendem Sonnenschein in Mössingen, obwohl es unter bedecktem Himmel leicht regnete. Entsprechend tröpfelten aber auch die Teilnehmer, die sich auf ins Zentrum machten. Mal eine Melodica, zwei Blockflöte, ein Saxofon-Duo. Recht mager. Auch im Gegensatz zu anderen Städten, wo, wenn nicht sogar Rummel, so doch Verpflegungsstände anlässlich des Wettstreits aufgebaut waren, begnügte sich die Stadt mit der Strahlkraft der neuen Mitte, derweil in Müllheim das Bier in Strömen floss.
Oberbürgermeister Michael Bulander persönlich hatte zusammen mit städtischen Mitmusizierenden kurz vor 14 Uhr selbst zur Klarinette gegriffen und die Hörer aus allen Steinlachtal-Gemeinden animiert, zusammenzustehen und versuchte zu mobilisieren. Sein Rufen blieb zumindest bis gegen 16.30 Uhr ungehört. Dann tauchte aus dem Nichts Dirigent Michael Koch auf, im Schlepptau zwei Dutzend Instrumentallisten der Jugendmusikschule Steinlach und des Musikvereins Mössingen. Gereicht hat's leider nicht mehr. (GEA)