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Kusterdinger Taekwondo-Talent Lena Djurić kickt sich an die Spitze

Kusterdinger Taekwondo-Nachwuchstalent Lena Djurić spricht über ihre Begeisterung für den koreanischen Kampfsport.

Diana Creti-Rührle trainiert Lena seit sie ein Kind war.
Diana Creti-Rührle trainiert Lena seit sie ein Kind war. Foto: Nadine Nowara
Diana Creti-Rührle trainiert Lena seit sie ein Kind war.
Foto: Nadine Nowara

KUSTERDINGEN. Blitzschnell dreht Lena Djurić sich einmal um die Achse und trifft mit einem gezielten Kick die Übungsschläger. Akrobatisch mutet es an, wenn sie dabei ihr Bein nahezu senkrecht in die Höhe wirft. Lena ist ein Taekwondo-Nachwuchstalent. Die 14-jährige Kusterdingerin trainiert den koreanischen Kampfsport seit acht Jahren. Sie hat schon etliche Titel gesammelt. Im vergangenen Jahr war sie Teil der deutschen Nationalmannschaft und ist bei der Europa- und der Weltmeisterschaft angetreten.

Die Liste von Lenas Siegen kann sich sehen lassen: Bei den baden-württembergischen Landesmeisterschaften hat sie den ersten Platz erreicht, bei der deutschen Meisterschaft den dritten. Ihre Leidenschaft zum Sport hat sie, und auch meist ihren Vater Dragan als Begleitung, durch Europa geführt. So stand sie 2023 in Bulgarien, Österreich und Kroatien bei Wettkämpfen auf dem Siegertreppchen.

»Lenas Erfolg ist auch meiner«, sagt ihre Trainerin Diana Creti-Rührle. Bei den Wettbewerben ihrer Schüler sei sie, wenn möglich, mit dabei. »Beim Taekwondo geht es viel um Willen und Disziplin. Man muss das Ziel vor Augen haben.« Auch bei der Ernährung muss Lena auf sich achten, um fit zu sein. Sie isst kaum Fleisch.

Blitzschnelle Runden

In der Sportschule Creti-Taekwondo im Reutlinger Stadtteil Betzingen gebe es aktuell mehrere Talente, die es unter anderem in den Landeskader geschafft haben, berichtet Creti-Rührle. Sie trainieren gemeinsam in einer Wettkampfgruppe. Das Alter, die Größe, das Geschlecht sind hierbei nicht wichtig. »Man muss lernen, mit Druck umzugehen. Wir haben einige gute Kämpfer, die gar nicht bei den Wettbewerben antreten, weil ihnen schon davor schon schlecht vor Angst ist«, so die Trainerin. Im Taekwondo wird in zwei Richtungen unterschieden: Es gibt eine auf die koreanische Tradition ausgelegte Form und eine, die den Fokus auf dem olympischen Kampf hat. Lena hat sich für den olympischen Kampf entschieden.

Taekwondo ist ein schneller Sport, erläutert Creti-Rührle: Jede Runde dauert anderthalb Minuten. Nach zwei gewonnenen Runden steht der Sieger fest. Das Dehnen insbesondere der Beinmuskulatur ist beim Taekwondo das A und O. Es kommt auf die Kicks an. In die Benotung fließt die Schwierigkeit der Technik ein. Ein direkter Schlag ist weniger wert, als einer mit Drehung. Um Verletzungen vorzubeugen, sind eine Weste und ein Helm Pflicht. »Bei den Wettkämpfen sind diese mit einem elektronischen System ausgestattet. So werden die Punkte professionell erfasst«, sagt Diana Creti-Rührle. Treffer unterhalb der Weste geben Minuspunkte. Wer den Gegner am Kopf erwischt, erhält eine höhere Punktzahl. Schließlich muss das Bein sehr hoch treffen. Außerdem ist der Kopf des Gegners schnell eingezogen, was das Zielen erschwert. Abgeblockt werden kann mit den Armen. Mit der Faust kann man auch Treffer landen.

Der Taekwondo-Bundesverband erfasst für jeden Kämpfer eine Jahresbilanz der Siege. Wer im Ranking in seiner Gewichts-, oder in der Jugend auch Altersklasse, oben steht, darf für die Nationalmannschaft antreten. Davor gilt es häufig noch, in Kämpfen gegen die Besten der Klasse anzutreten. Lena ist natürlich aufgeregt, wenn es ums Ganze geht. »Aber wir Eltern noch mehr«, sagt ihr Vater Dragan Djurić. Über ihn ist sie zum Taekwondo gekommen. Er hat in seiner Jugend ebenfalls auf internationalem Level gekämpft. Er tritt immer noch bei Deutschen Meisterschaften an, jedoch inzwischen für die Alten Herren. »Als Lena noch klein war und ich mit ihr rumgealbert habe, habe ich gemerkt, sie hat einen echt starken Kick«, sagt der Kusterdinger. Weder ihre ältere Schwester noch ihr jüngerer Bruder interessieren sich für den Kampfsport.

Lena Djuric steht häufig auf dem Siegertreppchen ganz oben.
Lena Djuric steht häufig auf dem Siegertreppchen ganz oben. Foto: Privat
Lena Djuric steht häufig auf dem Siegertreppchen ganz oben.
Foto: Privat

Lena investiert für ihre Sportleidenschaft viel Zeit: Das Training nimmt zwei Abende in der Woche in Anspruch, ein bis zweimal im Jahr besucht sie ein Trainingscamp, wenn möglich in Serbien. Denn dort leben ihre Großeltern. Die Kosten von mehreren hundert Euro zahlen die Eltern. Auch die Fahrten. Dazu kommen bis zu 12 Wettkämpfe pro Jahr im In- und Ausland. Hin und wieder wird Lena für einen Tag dafür von der Schule freigestellt. Auch ihre Freundinnen hätten Verständnis für Lenas Taekwondo-Leidenschaft, sagt ihr Vater. So hätten sie auch schon mal eine Geburtstagsparty für sie verschoben, damit Lena trotz Wettkampf mitfeiern konnte.

Der Moment als sie sich für die Weltmeisterschaft qualifizierte, war für Lena ein wichtiger Moment. »Das war ein ganz anderes, cooles Gefühl«, sagt sie. Erreicht hat sie den fünften Platz. Ein weiteres Highlight war, als sie ihr Vorbild Milica Mandić bei einem Trainingscamp kennenlernen durfte. Mandic ist eine serbische Olympia-Siegerin, die bereits zweimal Gold gewonnen hat. Natürlich hat Lena mit ihr ein Foto gemacht. Mit ihr teilt sie nicht nur die Leidenschaft fürs Taekwondo, sondern auch ihren zweiten Vornamen, Milica.

»Mit Taekwondo verdient man nicht viel. Man braucht einen Hauptberuf«, weiß Lena. Finanziell unterstützt werden könnte man als Sportsoldatin, aber das möchte die 14-Jährige nicht. Trotzdem bleibt ihr Ziel: Profisportlerin werden. (GEA)