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Aktuell Aktion

Kupferbau der Uni Tübingen besetzt

Die Demo gegen das Tübinger Cyber Valley wurde auf andere Weise weitergeführt, um ein Zeichen gegen die Zusammenarbeit mit Großunternehmen zu setzen

Eine andere Wissenschaft wollen die Besetzer des Tübinger Kupferbaus.   FOTO: LENSCHOW
Eine andere Wissenschaft wollen die Besetzer des Tübinger Kupferbaus. FOTO: LENSCHOW
Eine andere Wissenschaft wollen die Besetzer des Tübinger Kupferbaus. FOTO: LENSCHOW

TÜBINGEN. Nein, einen Verantwortlichen gibt es nicht. »Wir sind hierarchiefrei«, sagt die junge Frau, die zusammen mit rund 30 anderen Studierenden seit Donnerstagabend 20 Uhr den Kupferbau besetzt hält. Die Demonstration unter dem Motto »Wissenschaft für die Menschen – nicht für Industrie, Überwachung und Krieg« wurde so in eine andere Aktionsform umgewandelt. Nun liegen Schlafsäcke herum, Essen wird organisiert, die Nachtwache eingeteilt für die zweite Nacht im Uni-Hörsaalzentrum.

Den Besetzern geht es darum, dass das Tübinger Cyber Valley seine Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Amazon, die Schufa oder gar Firmen, die unter dem Deckmantel ziviler Forschung auch Rüstungsgüter herstellen, aufkündigen soll. »Amazon kann man nicht befürworten. Die haben ganz gezielt die mittleren und kleinen Unternehmen in den Ruin getrieben«, formuliert einer der Besetzer seine Kritik.

Ohne Privatinteressen

Stattdessen wünscht man sich eine Wissenschaft mit mehr Transparenz und demokratischer Kontrolle. Eine Wissenschaft, die an der »Lösung für wirkliche Probleme der Menschheit arbeitet wie Klimazerstörung, globale Ungerechtigkeit oder Energieversorgung«, wie es in einer im Konsens verabschiedeten Pressemitteilung heißt. Den Trend, die Grundlagenforschung schnell zu kommerzialisieren, lehnen sie ab. »Wissenschaft sollte nicht im privaten Interesse sein«, sagt ein junger Mann.

Die Besetzer, die alle ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, möchten auch die Bürger über ihre Anliegen informieren. Sie verweisen etwa darauf, dass sich die personelle Aufstockung des Cyber Valley auch auf den Tübinger Wohnungsmarkt auswirkt und dabei hilft, die Mietpreise weiter in die Höhe zu treiben. Bis Montagvormittag dürfen die Besetzer bleiben. Das sei das Ergebnis von Verhandlungen, berichtet Uni-Kanzler Andreas Rothfuß. Wenn der Vorlesungsbetrieb startet und die Besetzer bleiben, behält sich die Uni Schritte vor. (GEA)