KUSTERDINGEN. Der Schaukasten an der Immenhäuser Bushaltestelle ist wegen der Eiseskälte beschlagen. Um einen Blick hinter das milchige Glas werfen zu können, muss der Eiskratzer eingesetzt werden. Farbe kommt nach und nach ans Licht. »Immenhausen ver-rückt« - farbenfrohe Streifen, die ein in Rot- und Grüntönen gehaltenes, sommerliches Mosaik von Immenhausen bilden. Der Kusterdinger Künstler Graeme Nicholson malt seit etwa 20 Jahren Aquarelle. Nun sind Werke von ihm an der Bushaltestelle zu sehen.
Vor 50 Jahren ist er in Kusterdingen »neigschmeckt«. Als junger Mann hat der gebürtige Australier eine Weltreise gemacht. »Ich wollte in England und Deutschland arbeiten. Denn Deutschland ist und war ein wichtiges Land für die Chemie. Viele Jahre habe ich an der Uni Tübingen gearbeitet. Ich bin aber natürlich auch wegen meiner Frau Maria hiergeblieben«, erzählt der 80-Jährige.
Begeistert vom Immenklang-Festival
In Immenhausen haben der Chemiker und seine Frau Freunde. Im Ehrenbachtal gehen die beiden häufig spazieren. »Von dort aus hat man einen tollen Blick auf die Alb«, sagt Nicholson. Landschaften und Architektonisches haben es ihm angetan. Manchmal wird er auch in der Zeitung fündig und schneidet sich ein Bild aus, um es später nachzumalen. »Ich halte mich natürlich nicht sklavisch daran, was ich sehe. Ich ändere den Fokus und die Farben«, sagt er. Da seine Frau sehr gerne fotografiert, findet er auch in ihren Fotos Inspiration.
Das was Nicholson am besten an Immenhausen gefällt, ist das Immenklang-Festival. »Ich bin ein klassischer Musikfan und eigentlich jeden Tag da. Die Lust springt immer auf die Zuschauer über«, sagt der Kusterdinger, der Dirigent in mehreren Chören in der Region war. Verschiedene Kunstformen treffen beim Immenklang aufeinander. Die Proben für die Abschlusskonzerte finden für gewöhnlich im Gemeindehaus statt. Bei gutem Wetter können Interessierte - das Alter und die Erfahrung spielen keine Rolle - im Hof der Musik unter freiem Himmel lauschen und sich dabei auf Leinwänden kreativ austoben. Die entstandenen Gemälde und Zeichnungen werden bei den Konzerten ausgestellt. Die Künstlerin Christiane Haag ist bei Fragen zur Stelle. Nicholsons hat für die Bushaltestellen-Ausstellung Skizzen der Musiker gezeichnet, die er anschließend koloriert hat. Hier hat er eine »Negativtechnik« verwendet. Der Musiker hebt sich weiß, durch die Abwesenheit der Farbe, aus dem Hintergrund heraus.
Diese anderen Sichtweisen auf Immenhausen und das Immenklang-Festival sind noch bis Mitte April im Schaukasten zu sehen. (GEA)