Logo
Aktuell Weihnachten

Krippenweg in Kirchentellinsfurt wird immer länger

Kirchentellinsfurt wird zu Krippentellinsfurt. Wie in Bethlehem im Stall: Mehr als 50 Darstellungen der biblischen Weihnachtsgeschichte im ganzen Ort verteilt

Wer hat sich denn da in die Krippe geschmuggelt? Im Akazienweg findet sich auch ein  Schweinchen neben Ochs und Esel.
Wer hat sich denn da in die Krippe geschmuggelt? Im Akazienweg findet sich auch ein Schweinchen neben Ochs und Esel. Foto: Dieter Reisner, f-drei
Wer hat sich denn da in die Krippe geschmuggelt? Im Akazienweg findet sich auch ein Schweinchen neben Ochs und Esel.
Foto: Dieter Reisner, f-drei

KIRCHENTELLINSFURT. »Mehr als 50 Krippen – wie kriegt man denn das hin?« Der Besucher von der Alb ist beeindruckt. »Eigentlich sind mehr als 60 im Ort verteilt«, sagt Ruth Setzler, »zählen Sie mal die Miniatur-Krippen im Schaufenster der Volksbank«. Die 50-Jährige ist Erfinderin und Organisatorin des Krippenwegs und hat alles genau im Blick. Mit dem Stift korrigiert sie schnell noch den Lageplan. Seit dem Druck des Verzeichnisses ist noch ein weiterer Standort in der Wannweiler Straße dazugekommen.

2012 hat Setzler die Idee zum ersten Mal umgesetzt und Kirchentellinsfurt in der Adventszeit und über Weihnachten hinweg zu »Krippentellinsfurt« gemacht. An vielen Stellen im Ort präsentierten Familien und Betriebe ihre Krippen. Große, kleine, selbst gefertigte, darunter wahre Prachtstücke. In Vorgärten, hinter Schaufenstern, in Garagen. Und rasch hat sich die Sache als feste Übung etabliert.

Das gibt's sonst nirgends

»Gibt’s so etwas noch anderswo?«, fragt der Älbler, der an diesem Nachmittag wegen eines beruflichen Termins nach Kirchentellinsfurt gekommen ist und dabei die Krippen entdeckt hat. Bisher nicht, sagt Setzler. »Es gibt lebendige Adventskalender, aber das ist wieder etwas anderes.« Und es gibt Krippen-Ausstellungen, zum Beispiel in Renningen bei Leonberg, wo Busse hinfahren. Aber in Kirchentellinsfurt hat das Ganze einen anderen Charakter. Es hat mehr mit Dorfleben und Nachbarschaft, mit Besinnlichkeit und Neugier zu tun.

Setzler empfiehlt allen, die den Weg noch nicht abgelaufen sind, kürzere oder längere Spaziergänge zu oder nach den Festtagen. Gerne in Etappen. Wer alles hintereinander sehen will, hat eine elf Kilometer lange Wanderung vor sich – weil dieses Jahr noch eine Krippe in der Oberen Birke dazugekommen ist, hat sich der Weg um einen Kilometer verlängert. Das ist dann ganz schön sportlich.

Der Engel weist den Weg zum Stall: Die Holzfiguren bei Knoblich zeigen drei Szenen.
Der Engel weist den Weg zum Stall: Die Holzfiguren bei Knoblich zeigen drei Szenen. Foto: Dieter Reisner, f-drei
Der Engel weist den Weg zum Stall: Die Holzfiguren bei Knoblich zeigen drei Szenen.
Foto: Dieter Reisner, f-drei

Doch die meisten Stationen befinden sich oben im Dorf, und niemand muss außer Atem kommen, wenn er sich ein wenig in der Nähe umschaut. Bestimmt trifft man unterwegs Nachbarn und Bekannte, tauscht sich ein bisschen aus, redet nicht nur über das Gesehene.

Das Verzeichnis ist meist gut sichtbar ausgehängt und auch im Internet zu finden. »Nur einen Klick entfernt«, sagt Setzler. Aufgeführt sind 24 Stationen, also zum Beispiel die Dorf- oder die Kirchfeldstraße und die dortigen Krippen (an diesen beiden Straßen jeweils sechs).

Kein Wettbewerb sondern Vielfalt

Vier Adressen sind in diesem Jahr komplett neu dazu gekommen: im Akazienweg, im Gässle bei der Kaffee-Rösterei, in der Wilhelmstraße und bei Otto Beckert in der Bahnhofstraße. Andere haben umdekoriert oder andere Krippen als im Vorjahr. Für eine besondere Krippe im Schaufenster eines Ladens haben sich im vorigen Jahr Interessenten gefunden, die das gute Stück gekauft haben. Aber das ist die Ausnahme.

Bei Setzlers in der Garage gibt’s immer ein Suchspiel. Zwischen den provenzalischen Figuren, den Santons, versteckt sich diesmal eine kleine Schildkröte. Bloß wo? GEA-Fotograf und -Reporter stehen ein Weilchen da und suchen die ganze Szenerie ab. Setzler gibt schließlich einen Tipp. Ach ja, gar nicht weit vom Stall in einer Rinne. Kinderaugen sind da bestimmt schneller.

Das Lächeln in den Gesichtern der Kleinen und Großen ist von Anfang an ein Antrieb gewesen für die Initiatorin. In Kirchentellinsfurt geht’s nicht um einen Krippen-Wettbewerb, sondern um Vielfalt.

Sind Krippen nicht eigentlich katholisch und Christbäume ein evangelischer Brauch? Setzler hat solche Einwände schon immer mit einem Lächeln weggewischt: »Weihnachten ist ein durch und durch christliches Fest. Wer wollte da auf Konfessionen schauen?«, hat sie bei früherer Gelegenheit treffend gesagt. Und wer sich im Ort umschaut, stellt fest, dass auch Menschen mitmachen, die nicht aus dem christlichen Kulturkreis kommen.

Ungewöhnliches Krippen-Personal in der Wilhelmstraße. Auch ein weißer Elefant ist dabei.
Ungewöhnliches Krippen-Personal in der Wilhelmstraße. Auch ein weißer Elefant ist dabei. Foto: Dieter Reisner, f-drei
Ungewöhnliches Krippen-Personal in der Wilhelmstraße. Auch ein weißer Elefant ist dabei.
Foto: Dieter Reisner, f-drei

Wie in der Vergangenheit gibt’s ein Quiz mit vielen Fragen. Das haben die Konfirmanden vorbereitet. Aufmerksame Spaziergänger dürfen schauen, wie viele Tiere zu sehen sind, welche Materialien zum Beispiel für den Bau des Daches verwendet wurden und welche Besonderheiten die Sterne aufweisen. (GEA)

»Der Krippenweg ist ideal für mehrere kurze Spaziergänge«, finden die Beteiligten. Zur Orientierung wurde an fast allen 24 Stationen ein Ortsplan in Folie angebracht, auf dem alle der mehr als 50 Krippen markiert sind. Besonders viele finden sich beim Rathaus und in der Dorfstraße. Die Krippen stehen teilweise in Schaufenstern und sind bis 6. Januar ausgestellt. www.krippen-weg.de