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Aktuell Kreistag

Kreistagswahl Tübingen: Bulander und Heß drin, Betz und Knauss draußen

KREIS TÜBINGEN. Der Tübinger Kreistag wächst – von 59 auf 62 Sitze. Die Stärke der politischen Lager verschiebt sich dabei auch ein wenig. Allerdings behält das bürgerliche Lager, obwohl es keinen Sitz dazu gewinnen konnte, die Mehrheit. Die FWV hat weiter 17 Sitze, die CDU gewann zwei Sitze und hat jetzt 16. Bitter ist der Wahlausgang für die FDP, die vier Sitze hatte, jetzt aber nur noch zwei. Nur noch FDP-Urgestein Dietmar Schöning und der Kreisvorsitzende Max-Richard von Rassler wurden von den Wählern bestätigt.

Kommunalwahl 2014. FOTO: PACHER
Kommunalwahl 2014. FOTO: PACHER
Kommunalwahl 2014. FOTO: PACHER
Zu den Tücken des Wahlrechts gehört, dass die Sitzverteilung nicht unbedingt den Prozentzahlen entspricht, die die jeweiligen Listen einsammelten. Sonst hätte die FWV nicht die meisten Sitze.

Als kleine Sieger dürfen sich Grüne und Linke fühlen. Die Grünen eroberten weitere zwei Sitze und haben nun 14 Mandate. Die Linke holte einen weiteren Sitz und hat jetzt vier Kreisräte, obwohl die langjährigen Kreisräte Anton Brenner und Angela Hauser aus persönlichen Gründen nicht mehr antraten. Stattdessen sitzen neben Bernhard Strasdeit, der mit 6 312 die höchste Stimmenzahl bei den Linken verbuchte, Spitzenkandidatin Margrit Paal, der Rottenburger Emanuel Peter und dank des Verhältnisausgleichs Gisela Kehrer-Bleicher in dem Gremium.

Ausgebremst trotz vieler Stimmen

Bei den Grünen wird die Freude über den Zuwachs an Mandaten dadurch getrübt, dass die bisherige Kreisrätin Claudia Patzwahl trotz 10 557 Stimmen ebenso draußen bleiben musste wie Hans-Harald Kersten, der 8 341 Stimmen bekommen hatte. Hier kam die Regel zum Tragen, dass der Wahlkreis Stadt Tübingen durch Ausgleichsitze mehr als 40 Prozent der Stimmen erhalten hat. Daher dürfen Bewerber keinen weiteren Sitz erhalten, wenn diese Schwelle überschritten wird. Die Ausgleichssitze bekamen entsprechend dieser Regelung die rangnächsten Bewerber der Grünen-Liste aus anderen Wahlkreisen zugeteilt.

Interessante Verschiebungen

Auch wenn sich die Zahl der Sitze bei der FWV nicht veränderte, gab es interessante Verschiebungen bei den Gewählten. Auf Anhieb ein eindrucksvolles Ergebnis erzielten Mössingens OB Michael Bulander und Gomaringens Schultes Steffen Heß. Beide waren in ihrem jeweiligen Wahlkreis Stimmenkönige. Bulander kam auf 10 880, Heß auf 7 353 Stimmen.

Als Bürgermeister von Kirchentellinsfurt muss Bernhard Knauss im Herbst altersbedingt abtreten. Auch im Kreistag darf er künftig nach dem Willen der Wähler nicht mehr mitmischen. 2 989 Stimmen reichten nicht für Knauss im Wahlkreis 5. Hans-Joachim Raich (3 667) und Georg Hofer (3 309) hatten deutlich mehr Stimmen. Die Anliegen von Kirchentellinsfurt muss jetzt Petra Kriegeskorte vertreten. Die SPD-Ortsvorsitzende schaffte nach ihrem Wiedereinzug in den Gemeinderat auch den Einzug in den Kreistag.

Nicht nur Bürgermeister

Auch Nehrens Bürgermeister Egon Betz, der sich erstmals für den Kreistag beworben hatte, schaffte es trotz 3 532 Stimmen nicht. Ihm fehlten 103 Stimmen zu Klaus Zürn, über dessen Ergebnis Betz sich sogar freute. »Das zeigt doch, dass in der FWV nicht nur Bürgermeister reinkommen.« Zürn sei schon Stimmenkönig in den Dußlingen gewesen und auch in Nehren gut vernetzt. Dass Betz nun nicht im Kreistag sitzt, nahm er locker und verwies darauf, dass Nehren so gut wie noch nie im Kreistag vertreten sei.

Werner Nill, CDU-Gemeinderatsurgestein, eroberte sich einen Sitz ebenso wie Hans Rebmann. »Wenn ich es auch noch geschafft hätte, wäre das eine Sensation gewesen«, sagt Betz. Er fühle sich nicht als Unterlegener, zumal er in Nehren die höchste Stimmenzahl von allen gehabt habe. Nehren und Kirchentellinsfurt sind jetzt allerdings im Kreis die einzigen Gemeinden neben Bodelshausen – dessen Bürgermeister außerhalb des Kreises wohnt – die nicht mit ihrem Bürgermeister im Kreistag vertreten sind.

Ammerbuchs neu gewählte Bürgermeisterin Christel Halm zog ebenso wie Dettenhausens neuer Bürgermeister Thomas Engesser auf der CDU-Liste in den Kreistag ein. Dafür mussten die bisherigen CDU-Kreisräte Gretel Schwägerle, Albrecht Kühn und Friedrich von Ow-Wachendorf, ehemaliger Bürgermeister von Ammerbuch, draußen bleiben. Bei der FWV erwischte es den Kreis-Obmann des Bauernverbandes, Christian Reutter.

Lucke vor Federle und Bamberg

Hubert Wicker, ehemaliger Regierungspräsident, sammelte auf Anhieb 10 292 Stimmen, das viertbeste CDU-Ergebnis. Notärztin Lisa Federle war bei der CDU Stimmenkönigin mit 19 710 Stimmen, danach kamen Uniklinik-Chef Michael Bamberg (15 811) und Fraktionschef Eugen Höschele (10 849).

Absoluter Stimmenkönig war allerdings Tübingens Finanzbürgermeister Michael Lucke. Vor fünf Jahren war er neu in den Kreistag eingezogen. Jetzt brachte es Lucke, der Mitte des Jahres sein Amt in der Stadt Tübingen aufgibt und in den Ruhestand geht, auf 22 528 Stimmen. Bei der SPD setzten sich wieder die bewährten Kräfte durch wie Fraktionschef Gerd Weimer, die Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und der Mössinger Dieter Schmidt. (GEA)