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Kleine Briefmarke für die große Künstlerin Lotte Reiniger

Tübingen hat eine besondere Beziehung zu Lotte Reiniger. Deswegen wurde die Sonderbriefmarke zu ihrem 125. Geburtstag im Rathaus an OB Boris Palmer übergeben.

Martin Chaudhuri vom Bundesfinanzministerium übergibt einen Satz der Lotte-Reiniger-Briefmarken an OB Boris Palmer (links).
Martin Chaudhuri vom Bundesfinanzministerium übergibt einen Satz der Lotte-Reiniger-Briefmarken an OB Boris Palmer (links). Foto: Joachim Kreibich
Martin Chaudhuri vom Bundesfinanzministerium übergibt einen Satz der Lotte-Reiniger-Briefmarken an OB Boris Palmer (links).
Foto: Joachim Kreibich

TÜBINGEN. Das Tübinger Stadtmuseum beherbergt ihren Nachlass. Ihre Schattenspiele und Trickfilme sind weltbekannt. Lotte Reiniger ist Pionierin der Filmgeschichte. Das Bundesfinanzministerium ehrt sie zu ihrem 125. Geburtstag mit einer Sonderbriefmarke. Die offizielle Vorstellung war am Donnerstag im Tübinger Rathaus.

Boris Palmer fand Ort und Anlass sehr passend. Reinigers Name steht am Beginn der Trickfilmgeschichte - und etwas vom Glanz fällt in jüngerer Zeit auch stets auf Tübingen. Ein Querschnitt ihres Werks wird im Stadtmuseum in einer Dauer-Ausstellung präsentiert, die Evamarie Blattner zusammengestellt hat, und erfreut sich großer Beliebtheit.

Walt Disney kam später

Reiniger hat ein zeitloses Werk geschaffen, hat man im Ministerium erkannt. »Die Abenteuer des Prinzen Achmed« von 1926 sind der erste abendfüllende Animationsfilm der Weltgeschichte. Walt Disney hat sich da noch etwas Zeit gelassen. In der Folge entstanden weitere 60 Reiniger-Streifen, stets zu Stoffen aus Märchen und Oper oder Mythologie. Und der »Prinz« wird heute noch auf Festivals gezeigt.

Martin Chaudhuri verriet, wie das Ministerium bei Sondermarken vorgeht. Aus 300 bis 500 Vorschlägen im Jahr werden die aussichtsreichsten ausgesucht. »Jeder Bürger kann Vorschläge machen.« Ist die endgültige Auswahl getroffen, machen sieben Grafiker je drei Entwürfe. Der Beste wird verwirklicht. 52 Marken kommen pro Jahr heraus. Bei Wohlfahrtsmarken und solchen zur Weihnachtszeit ist das Thema schon festgelegt. Etwa die Hälfte ist dann wie die Reiniger-Gedenkmarke einer Person oder einem Ereignis gewidmet, wie Chaudhuris Kollegin Gabriele Kühnberger-Zierbock berichtet. Vor einem Monat kam das Bertha Benz-Postwertzeichen heraus. Auch da war ein Geburtstag der Anlass.

Mit Aschenputtel-Motiv

Bei Lotte Reiniger hat man ein Motiv aus dem Stummfilm »Aschenputtel« gewählt, das in einen Filmstreifen eingebettet ist. Die Schere nimmt Bezug auf ihre aufwendig gestalteten Scherenschnitt-Kompositionen. Schwarz-weiß ist zumindest mit Blick auf die frühen Werke von Reiniger naheliegend. Der Wert von 1,60 Euro entspricht dem Porto für einen Großbrief. Wie am Rande der Vorstellung zu erfahren war, war die Marke bei mindestens einer Postfiliale in Tübingen am Donnerstag ausverkauft. Sie ist auch im Stadtmuseum erhältlich. Gedruckt wurde eine Auflage von 1,4 Millionen. Und Chaudhuri macht darauf aufmerksam, dass bei dieser Marke auch der Zehnerbogen reizvoll ist, weil dieser besonders gestaltet ist.

Bei der offiziellen Präsentation waren viele anwesend, die sich mit Reinigers Werk auskennen. Das Ehepaar Helga und Alfred Happ aus Dettenhausen hat die Künstlerin in ihren letzten Lebensjahren beherbergt. Beide haben auch dafür gesorgt, dass der Nachlass nach Tübingen kam. Sehr erfreulich, fand Boris Palmer, und gar nicht selbstverständlich: »Sie hätten sich ja auch Hollywood aussuchen können«,

2026 schon die Nächste?

2022 gab's schon mal eine Ehrung durchs Finanzministerium. Damals wurde eine 20-Euro-Sammlermünze zum Gedenken an den Tübinger Wilhelm Schickard geprägt. Der Tübinger Wissenschaftler hatte schon im 17. Jahrhundert eine Rechenmaschine erfunden, mit der er große Zahlen addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren konnte. Jetzt gab's die Briefmarke für Lotte Reiniger. Und Boris Palmer gab den Vertretern aus dem Ministerium gleich einen neuen Vorschlag mit: 2026 könnte eine weitere Briefmarke erscheinen zu einem Reiniger-Thema. 100 Jahre davor wurde ihr erster Film, »Die Abenteuer des Prinzen Achmed«, gezeigt. (GEA)