KIRCHENTELLINSFURT. Im Coed Cheerleading hat es Louis Bohner mit seinem Team, die Dragons Cheerleader im SSC Tübingen, ganz weit nach oben geschafft. Sie wurden Vize-Europameister und Deutscher Vizemeister. Dafür wurde Bohner, neben einer Reihe weiterer Sportler, bei der Kirchentellinsfurter Sportlerehrung ausgezeichnet. Erst kürzlich errang Bohner und sein Team einen weiteren Titel: Sie waren siegreich bei der diesjährigen Landesmeisterschaft. Nächstes Ziel in diesem Jahr ist die deutsche Meisterschaft. Wer dort gewinnt, darf bei der Weltmeisterschaft antreten.
Der Sport ist im Trend. Kein Wunder also, dass in Kirchentellinsfurt gleich zwei Cheerleader ausgezeichnet wurden: Alissa Walter von der Gruppe Pegasus der Dancing-Shoes Reutlingen hatte es ebenfalls auf die Bühne der Richard-Wolf-Halle geschafft. Ihr Team ist bei den U17 ähnlich erfolgreich wie die Tübinger Dragons.
»Cheerleading ist eine Mischung aus Akrobatik, Tanz und Bodenturnen«
Cheerleading - darunter verstand man ursprünglich einmal das Anfeuern von Sportmannschaften. Männer waren da eher selten vertreten. Das hat sich deutlich geändert. Ein Drittel der Vereinsmitglieder seien bei den Dragon Cheerleaders Männer, erzählt Bohner. Nachwuchsprobleme gibt es nicht. »Bei den Erwachsenen wollen viele anfangen.« Hundert Mitglieder in verschiedenen Altersstufen hat der Verein derzeit. Ums Anfeuern geht es schon lange nicht mehr. Cheerleading sei eine Mischung aus Akrobatik, Tanz und Bodenturnen, erzählt Bohner. Trainiert wird in erster Linie für Wettkämpfe. Und das mit großem Engagement. Die Gruppe trifft sich in manchen Wochen fast täglich, um Figuren einzustudieren.
Wer Coed Cheerleading beherrschen will, braucht jede Menge Kraft und Ausdauer. Einen Menschen mit einem Arm zu heben und dabei noch freundlich in die Kamera zu blicken - das ist schon eine besondere Herausforderung. Dabei ist Bohner erst seit zwei Jahren im Team dabei. Diesen Sport hat er für sich bei einem Auslandsaufenthalt in Schweden entdeckt. Als er zurückkam, hat er sich den Tübingern angeschlossen. Früher hatte er noch Basketball und Fußball gespielt. Mittlerweile steckt er seine gesamte Energie ins Cheerleading und begreift das als guten Ausgleich zu seiner Arbeit in der Computerbranche.
»Irgendwas tut immer weh«
Wer mitmachen will, darf nicht wehleidig sein, sagt Bohner. »Irgendwas tut immer weh.« Verletzungen gehören zum Coed Cheerleading dazu. Bänder und Gelenkkapseln werden strapaziert, wenn Menschen in die Luft fliegen und aufgefangen werden müssen. Für Frauen und Männer gibt es dabei spezifische Rollen: In der Regel werfen oder halten die Männer, Frauen stehen oben, schlagen Saltos oder werden in die Luft geschleudert.
Beim Training in der Halle werden verschiedene Figuren gleichzeitig einstudiert. Später beim Wettbewerb muss alles synchron zur Musik geschehen. Das fließt in die Bewertung mit ein. Schön soll es aussehen, erzählt Bohner. Niemand sollte runterfallen. Und alle sollten bei den Übungen auch noch lachen. Im Training klappt das schon ganz gut. Louis Bohner sieht man die Anstrengung jedenfalls nur an den Schweißtropfen und nicht an der Mimik an. Auch Alina Sommer hält sich kerzengerade in seiner Hand und lacht dabei, als sei es ganz selbstverständlich, soweit oben zu stehen. Körperspannung gehört dazu. Und jede Menge Vertrauen in den Menschen, der unten steht und sie hält.
Die Übung, mit einem Arm eine Frau hochzuheben, hat der 28-Jährige übrigens sehr lange trainiert. Mittlerweile schafft er es auch, dabei für das Pressefoto in die Kamera zu lächeln. Und sollte das nächste Ziel mit der deutschen Meisterschaft und der anschließend Weltmeisterschaft erreicht werden, dann steht Bohner vielleicht im kommenden Jahr wieder auf der Bühne der Richard-Wolf-Halle in Kirchentellinsfurt. (GEA)