KIRCHENTELLINSFURT. Die Bürgermedaille in Gold: Die Auszeichnung ist etwas ganz Besonderes. Nur fünf lebenden Personen darf die Bürgermedaille gleichzeitig verliehen werden, erklärte Bürgermeister Bernd Haug. Werner Rukaber durfte sie am Freitagabend nach dem Bürgerempfang mit nach Hause nehmen. Er ist nun der fünfte im Bunde mit Helmut Grauer, Helmut Knoblich. Dr. Peter Maier und Karlheinz Zeeb. Vor über zehn Jahren wurde die Medaille zuletzt verliehen. Damit war der festliche Akt für Haug einen Premiere.
Die Ehrung: Die Liste des Engagements von Rukaber ist lang und vielfältig, betonte Haug. Kaum ein Bereich in der Gemeinde, indem er nicht tätig war. Er wurde 1964 Mitglied im CVJM und dem Turnerbund Kirchentellinsfurt (TBK). Im TBK spielte er Fußball, für den CVJM Handball. Neun Jahre später war er bei den Gründungsmitgliedern der Skifreunde dabei und wurde dort Kassenprüfer. 1980 trat er in den Tennisverein ein, ab 1989 war er Vereinsvorsitzender. Sein soziales Engagement startete er 1971 als Mitglied im THW. 1972 war er einer der Gründer des SPD-Ortsvereins und war dort 25 Jahre lang stellvertretender Vorstand. 1984 wurde er in den Gemeinderat gewählt. 40 Jahre lang blieb er im Gremium. Zwei Mal war er stellvertretender Bürgermeister. Er verabschiedete den ehemaligen Bürgermeister Bernhard Knauss und vereidigte den neu gewählten Bürgermeister Haug. »Fest verwurzelt im Ort, den ganzen Ort im Blick, vermittelnd wo notwendig, stets mit einem fröhlichen Lächeln versehen auf die Menschen zugehend«, beschrieb ihn Haug in seiner Laudatio. Sein Fazit: »Einer wie Werner Rukaber sollte an keinem Ratstisch fehlen.«
»Ehrenamtliches Engagement bereichert und führt zu inneren Zufriedenheit - Werner Rukaber«
Der Geehrte: Rukaber nahm die Auszeichnung sehr bewegt entgegen. »Ich bin geflasht oder auf gut schwäbisch: I ko gar nemme.« Er habe selbst gar nicht gewusst, was er alles schon gemacht habe. Ihm sei aber auch bewusst, dass Ehrungen dann kommen, »wenn man sich noch jung fühlt, aber schon alt ist.« 40 Sätze für 40 Jahre Gemeinderatstätigkeit hatte sich Rukaber als Rede überlegt: Er erinnerte an schwierige Momente im Rat, wie die Entscheidungen um die B 27neu, die Umgestaltung des Rathausplatze, den Schlosskeller und Tempo 30 in der Gemeinde. Immer sei ein respektvoller Austausch innerhalb des Gremiums möglich gewesen. Ein großer Teil der Entscheidungen sei über alle Fraktionen hinweg gefallen. Besonders geehrt habe ihn die Verabschiedung von Knauss und die Vereidigung von Haug. Gesprochen hat am Freitagabend aber auch der Vereinsmensch Rukaber. Und er endete mit einem Appell an die Anwesenden: »Übernehmen Sie Verantwortung. Ehrenamtliches Engagement bereichert und führt zu innerer Zufriedenheit.« Er werde auch weiterhin mit Interesse verfolgen, wie sich seine Heimatgemeinde entwickele.
Die Reden der Gäste: Unter den zahlreichen Gästen war die Erste Landesbeamtin Daniela Hüttig. »Ich sehe das Herz einer lebenswerten Gemeinde«, sagte sie, als sie auf der Bühne in den voll besetzten Saal blickte. Beeindruckt sei sie von den vielen engagierten Menschen in Kirchentellinsfurt. Gekommen waren auch zwei Vertreter aus der österreichischen Partnergemeinde Illmitz: Walter Salzl und Bürgermeister Maximilian Köllner. Letztere hielt eine launige Rede, der es aber nicht an Tiefgang mangelte. Man lebe in einer Zeit des geopolitischen Umbruchs mit einem Krieg in Europa und dem Nahen Osten, sagte Köllner. Umso wichtiger sei es nun, mehr Frieden, mehr Miteinander und mehr Zusammenhalt zu leben. Seit 47 Jahren bestehe nun die Partnerschaft der beiden Gemeinden. »Wir als Jungspunde können sie wieder aufleben lassen«, sagte der 35-Jährige zu seinem 57-jährigen Bürgermeisterkollegen Haug.
»Erstaunt können wir nur zuschauen, wie Werte fast wie selbstverständlich verloren gehen - Bürgermeister Bernd Haug«
Der Bürgermeister: Die derzeitige politische Lage beschäftigte auch Bürgermeister Haug. »Erstaunt können wir alle nur zuschauen, wie Werte, die auch unserem gesellschaftlichen Zusammenhalt zugrunde lagen, fast wie selbstverständlich verloren gehen.« Die Macht des Geldes sei größer denn je, und rüpelhaftes Verhalten bestimme anscheinend den Ton. Da sei es gut, dass es in Kirchentellinsfurt einen starken gesellschaftlichen Zusammenhalt gebe. Haug verwies in diesem Zusammenhang auf die umfangreichen Aktivitäten im Generationennetzwerk. Größtes Projekt, welches die Gemeinde nun in Angriff nimmt, ist der Umbau des Feuerwehrhauses und der Neubau des Bauhofes. Abgeschlossen ist dagegen die Sanierung der Schwimmhalle. Es erfülle in mit großer Zufriedenheit, dass es im Gemeinderat »nicht einen Moment Zweifel« an der Sanierung gegeben habe, betonte Haug. Der Umbau des Schafhauses zum Jugendtreff scheitere dagegen derzeit am Geld. Man arbeite aber an einer guten wintertauglichen Lösung für die Jugendlichen. Stolz ist Haug auf den Branchenmix in Kirchentellinsfurt. »Absolut beeindruckend« sei dabei das Bauvorhaben der Cellforce Group im Industriegebiet Mahden.
Die Sportler: Zum Abschluss gehörte die Bühne den Sportlern. Ausgezeichnet wurden Ferike Beninga (LV Pliezhausen), Mara Bongers (SSG Reutlingen/Tübingen), Tristan Ringwald (Tanzsportzentrum Stuttgart-Feuerbach), Louis Bohner (SSC Tübingen), Alissa Walter (Dancing-Shoes Reutlingen), Alexander Honisch (Schachclub Bebenhausen), Harald Stiehle (LAV Stadtwerke Tübingen), Hans-Jörg Faißt (Sport Stacking) und die Handball E-Jugend des CVJM Kirchentellinsfurt. Alle hatten in ihren Disziplinen bedeutende Leistungen erzielt.
Die Musik: Joachim Staudt (Saxophon) und Florian Dohrmann (Kontrabass) sorgten für die passende musikalische Unterhaltung an diesem Abend mit gefühlvoll gespielten Jazzstücken. Auch Rukaber durfte sich ein Stück wünschen. Seine Wahl fiel auf den beschwingt verträumten Klassiker »Summertime«. (GEA)