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KI-Startups und neue Klinik in Tübingen

Zwei Großbaustellen der Zukunft: Im Tübinger Wissenschafts- und Technologiepark entsteht der »Cyber Valley Startup Campus«. In Sichtweite erweitert das Land die Crona-Kliniken.

Im »Cyber Valley« sollen Forschung, Entwicklung und Anwendung intelligenter Systeme vorangetrieben werden.
Im »Cyber Valley« sollen Forschung, Entwicklung und Anwendung intelligenter Systeme vorangetrieben werden. Foto: Conzelmann
Im »Cyber Valley« sollen Forschung, Entwicklung und Anwendung intelligenter Systeme vorangetrieben werden.
Foto: Conzelmann

TÜBINGEN. Der Wissenschafts- und Technologiepark auf der Oberen Viehweide wächst stetig. Der Tübinger Gemeinderat gab am Donnerstag ein weiteres Baufeld frei, das bis 2023 für Bosch reserviert war. Nachdem sich die hochfliegenden Pläne in Luft aufgelöst haben, dürfen sich nun Startups ansiedeln, die sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen. Die Stadt rechnet mit 700 bis 900 neuen Arbeitsplätzen.

Das Ganze nennt sich »Cyber Valley Startup Campus Tübingen«. Es steht ausschließlich Gründerunternehmen mit einem Fokus auf Intelligente Systeme zur Verfügung. Baubürgermeister Cord Söhlke beschreibt die Idee: »Ein solcher Campus bietet die Möglichkeit, Synergien aus Kooperationen zu nutzen, neue Talente zu akquirieren und neu entstehende Unternehmen dieses Bereichs dauerhaft anzusiedeln.« Wie sich das Projekt entwickelt, sei unklar. Deshalb wurde die Priorisierung für Startups vertraglich festgeschrieben. Der Architektenwettbewerb beginnt im kommenden Jahr.

Die schützende Hand hält das Land Baden-Württemberg drüber, denn die Betreiberfirma »Technologiepark Tübingen-Reutlingen« (TTR GmbH) ist eine 100-prozentige Tochter der L-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg. Sie arbeitet auf zwei Grundstücken mit jeweils 70.000 Quadratmetern Grundstücksfläche - in Mark West in Reutlingen und auf der Oberen Viehweide in Tübingen. Angesiedelt werden technologieorientierte Unternehmen der Region. Neben Büros und Werkräumen stehen hochtechnisierte Spezialflächen bereit, darunter 9.500 Quadratmeter Labore und Reinräume. Bisher stehen 11 Gebäude, das Investitionsvolumen liegt bei 130 Millionen Euro. In den Gebäuden der TTR GmbH sind 55 Unternehmen mit 2.500 Arbeitsplätzen angesiedelt.

Cyber Valley wächst: Ursprünglich für den Autozulieferer Bosch reserviert, sollen  sich nun KI-Neugründer ansiedeln.
Cyber Valley wächst: Ursprünglich für den Autozulieferer Bosch reserviert, sollen sich nun KI-Neugründer ansiedeln. Foto: Conzelmann
Cyber Valley wächst: Ursprünglich für den Autozulieferer Bosch reserviert, sollen sich nun KI-Neugründer ansiedeln.
Foto: Conzelmann

In der gleichen Sitzung machte der Gemeinderat den Weg frei für die »Neue Medizinische Klinik Schnarrenberg«. Sie soll die Innere Medizin mit den bestehenden Crona-Kliniken sowie dem Bettenhaus West baulich verbinden. Zentrale Einrichtungen wie Ambulanzen, Endoskopie, Herzkatheter, Radiologie, Intermediate-Care-Bereiche sowie einige Pflegestationen des Klinikums werden hier untergebracht.

Die Fläche dafür erlangte bundesweite Berühmtheit durch die Existenz eines einzelnen »Ziegenmelkers«. Der seltene Vogel hätte das Projekt beinahe zu Fall gebracht, was wiederum Oberbürgermeister Boris Palmer als Beispiel für übertriebene Bürokratie in Talkshows berichtet hatte. Nachdem der Vogel und damit die Grundlage für Einsprüche verschwunden sind, steht dem Bau nichts im Wege.

Die geschätzten Gesamtkosten für den Neubau und des dazugehörigen Lehr- und Lernzentrums liegen bei 650 Millionen Euro. Der erste Bauabschnitt, der »Gelenkbau«, wird mit rund 350 Millionen Euro veranschlagt. Baubeginn ist für 2027, die Fertigstellung für 2032 vorgesehen. Das Millionen-Projekt auf dem Schnarrenberg ist Teil der Masterplanung des Universitätsklinikums (UKT).

Diese Planung ist bereits zehn Jahre alt und beschreibt die Zielsetzung bis zum Jahr 2050. Dort wird das Universitätsklinikum (UKT) als ein »Haus der Maximalversorgung mit einem Einzugsgebiet vom Ballungsraum Mittlerer Neckar bis an den Bodensee« beschrieben. Zusätzlich sei die Funktion eines Kreiskrankenhauses zu erfüllen. Das Klinikum betreibt medizinische Forschung, wie etwa im Kampf gegen Krebs durch das M3-Zentrum. Auch die Entwicklung neuer Gentherapie zur Behandlung seltener Krankheiten gehört zu den Forschungsgebieten.

Warum an der Erweiterung kein Weg vorbei führt, beschreiben zwei Umstände: »Einerseits verlangen dynamische Entwicklungsprozesse in Medizin und Forschung die ständige Weiterentwicklung und Verbesserung der Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen, andererseits stehen in den Kliniken des UKT in den nächsten Jahren aufgrund des teilweise sanierungsbedürftigen Bauzustandes und der ungeeigneten Bau- und Organisationsstruktur umfangreiche Investitionen an«, so der Wortlaut einer Vorlage an den Gemeinderat.

Der erste Bauabschnitt, der »Gelenkbau«, gilt als verbindendes Gebäude zwischen den Crona-Kliniken im Norden und der bestehenden Medizinischen Klinik im Osten. Damit beginnt die schrittweise Umsetzung der entwickelten Masterplanung von derzeitig isolierten Einzelkliniken hin zu einem zentralen Kernklinikum auf dem Schnarrenberg.