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K'furter Schloss nach Renovierung wiedereröffnet

»Die Tradition wurde erhalten und weiterentwickelt«, lobt die Ministerin. »Stimmig renoviert«, lautet das Urteil über das jetzt wieder eröffnete Schloss in Kirchentellinsfurt.

Das renovierte Schloss in Kirchentellinsfurt. Foto: Frank Pieth
Das renovierte Schloss in Kirchentellinsfurt.
Foto: Frank Pieth

KIRCHENTELLINSFURT. »Ein Kleinod ersten Ranges«, findet der Bürgermeister. »Ein Fixpunkt in der Ortsmitte. Die Tradition wurde erhalten und weiterentwickelt«, lobt die Ministerin. »Stimmig renoviert«, lautet das Urteil der beteiligten Ausstellungsmacher: Die Kirchentellinsfurter haben ihr Schloss wieder – vollständig barrierefrei und gründlich saniert.

Mit einem Festabend startete man am Freitag in die offizielle Eröffnung. Am Samstag und Sonntag konnten sich die Bürger bei Führungen und Veranstaltungen selber ein Bild machen und sich in die Ausstellungen vertiefen.

Aus der Musikbox kommt Musik made in Kirchentellinsfurt (von rechts): Bernd Haug und Ministerin Nicole Razavi mit Utz Remlinger
Aus der Musikbox kommt Musik made in Kirchentellinsfurt (von rechts): Bernd Haug und Ministerin Nicole Razavi mit Utz Remlinger vom Regierungspräsidium. FOTO: KREIBICH
Aus der Musikbox kommt Musik made in Kirchentellinsfurt (von rechts): Bernd Haug und Ministerin Nicole Razavi mit Utz Remlinger vom Regierungspräsidium. FOTO: KREIBICH

Mit Spannung und Vorfreude hatte nicht nur Bürgermeister Bernd Haug das Wochenende erwartet. Der Rathauschef gab einen knappen Überblick über die Historie und hatte eine ansehnliche Liste von Beteiligten, denen Dank abzustatten war. Die Festgesellschaft erfuhr auch, dass schon 1594 über den schlechten baulichen Zustand geklagt wurde: Die Bretter auf der Bühne und das Dach seien an etlichen Stellen verfault, berichteten die Tübinger Amtsleute ihrem Herzog, der das Haus gerade gekauft hatte.

Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, zeigte sich sehr zufrieden. Mit der Förderung habe das Land einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung geleistet. Gleichzeitig werde nicht die Käseglocke darüber gestülpt, sondern modernen Entwicklungen Rechnung getragen. Kirchentellinsfurt habe unter diesem Dach ein hochkarätiges Heimatmuseum gestaltet.

Gut angelegtes Geld

7,4 Millionen Euro hat das Land bisher in die drei Programme zur Erneuerung der Ortsmitte gesteckt. »Gut angelegtes Geld«, das weitere Investitionen ausgelöst hat. Auf jeden Förder-Euro kommen demnach acht weitere, weil angestoßen durch die Förderung auch Private ihre Vorhaben verwirklichen. Die CDU-Politikerin sieht ihr Ministerium als »Struktur-Ministerium für Land und Leute«.

Was die Kirchentellinsfurter besonders freuen dürfte: Das Land werde der Gemeinde auch bei weiteren Programmen zur Seite stehen, versicherte die 57-Jährige und dokumentierte dies anschließend beim Eintrag ins Goldene Buch. Das ist natürlich keine feste Zusage und schon gar kein Blankoscheck, aber eine deutliche Absichtserklärung.

Ausstellungsmacher Frank Lang (rechts) und seine Kollegen waren am Wochenende bei den Führungen sehr gefragt.  FOTO: WEBER
Ausstellungsmacher Frank Lang (rechts) und seine Kollegen waren am Wochenende bei den Führungen sehr gefragt. FOTO: WEBER
Ausstellungsmacher Frank Lang (rechts) und seine Kollegen waren am Wochenende bei den Führungen sehr gefragt. FOTO: WEBER

Utz Remlinger, der Regierungspräsident Klaus Tappeser vertrat, lobte den »gelungenen Erneuerungsprozess«. Er bekräftigte, dass die Unterstützung solcher Maßnahmen auch immer ein Wirtschafts-Förderprogramm darstellt.

Die Ausstellungsmacher Frank Lang, Stefan Hartmaier und Markus Ege waren am Wochenende viel gefragt. Hartmaier betonte, dass die Geschichte bei der Neukonzeption angemessen berücksichtigt worden sei, aber nicht dominant wirke. Die Präsentation ist lebendig. Man bleibe flexibel und könne große Wechselausstellungen realisieren. (GEA)

SCHLOSS IN KIRCHENTELLINSFURT

Damals ein Schnäppchen für 2 266 Gulden, heute für 3,8 Millionen Euro saniert

Hans Jacob Widmann, Obervogt in Horb, ließ das Gebäude 1560 errichten. Mit einem Adelssitz war die Kirchenhoheit verbunden – das Dorf stand damit unter vorderösterreichischer (katholischer) Herrschaft. Die Widmanns hatten sich aber finanziell übernommen und mussten sich von Besitztümern trennen. Herzog Friedrich  von Württemberg kaufte das Haus 1594 – Kirchentellinsfurt wurde protestantisch. Pfarrer Anastasias Kummerell zog ein. Es wurde das erste evangelische Pfarrhaus der Gemeinde. 1602 verkaufte der Herzog das Schloss an Peter Imhof, einen seiner Getreuen und Forstmeister zu Urach. Der Preis: 2 266 Gulden, nach heutigem Wert etwa 155 000 Euro. Imhof nannte sich nun "von und zu Kirchentellinsfurt". Er ließ das Große Schloss ausbauen und direkt daneben das kleine Schloss errichten. 1736 wurde das Schloss bürgerlich. Einige Familien erwarben »württembergisches Stockwerks-Eigentum«. 1960 kaufte Walter Tiedemann etwa ein Viertel des Schlosses. In den nachfolgenden Jahren erwarb er weitere Teile und brachte seine Sammlung unter. Ab 1977 war er alleiniger Schlossherr. Später kaufte es die Gemeinde. Zwischen 1984 und 1988 erfolgte die erste Sanierung. Die neuerliche Sanierung mit Brandschutz und Herstellung der Barrierefreiheit verursachte Kosten in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro. Das Land förderte die Maßnahme zu 50 Prozent. (GEA)