KIRCHENTELLINSFURT. Dass mit dem neuen Flächennutzungsplan (FNP) quasi durch die Hintertür doch noch im Kirchentellinsfurter Gebiet Mahden eine Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets kommen könnte – diese Woge der Befürchtung und Entrüstung glättete Bürgermeister Bernd Haug am Mittwochabend schon vor den Vorträgen von Martin Wolpert und Patrick Ginal zur Neuaufstellung des unglaublich umfangreichen neuen Planwerks. »Dort bleibt alles, wie es ist«, so Haug.
Knapp 30 Interessierte waren in die Richard-Wolf-Halle in Kirchentellinsfurt gekommen, um sich über dieses durchaus sperrige Thema zu informieren – zumal »die Thematik schon lange am Köcheln ist«, wie Martin Wolpert erläuterte. Der Ingenieur von Kling Consult ist für die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans zuständig. Und zwar nicht allein für die Gemeinde Kirchentellinsfurt, sondern für den gesamten Nachbarschaftsverband (NBV) von Tübingen über Reutlingen bis nach Pfullingen. Der NBV umfasst eine Fläche von rund 300 Quadratkilometern mit 8 Kommunen, 28 Teilorten und 260.000 Einwohnern (wir berichteten vergangene Woche bei der gleichen Veranstaltung für Kusterdingen).
Speziell für Kirchentellinsfurt ändere sich im Vergleich zu einem Vorentwurf aus den Jahren 1997/1998 wenig, so Wolpert. Für den gesamten NBV seien in Verhandlungen mit dem Regierungspräsidium Tübingen insgesamt 244 Hektar an Entwicklungsflächen für neue Wohngebiete ausgehandelt worden. Kirchentellinsfurt könne dabei rund 12 Hektar an Neubaugebieten ausweisen. Für Gewerbe stünden etwa 5 Hektar neue Flächen im FNP zur Verfügung, betonte Martin Wolpert.
Zu finden sind die Entwicklungsflächen für neuen Wohnungsbau im Osten der Gemeinde, im Anschluss an die bestehende Bebauung zur Kreisstraße hin. In dem Bereich seien auch künftige Gewerbeflächen zu sehen. Einige Fragen dazu kamen aus dem Publikum: Wie lange würde es denn dauern, bis die ersten Bagger anrücken könnten? Frühestens in vier bis fünf Jahren, sagte Haug, zögernd.
Das hänge natürlich ab von zahlreichen Faktoren. Zunächst natürlich, wann denn die Neufassung des Flächennutzungsplans tatsächlich fertig sein wird. Bei der Veranstaltung in Jettenburg eine Woche zuvor hatte Wolpert keinen konkreten Termin genannt. Schließlich stamme der noch gültige Plan aus dem Jahr 1979, vor knapp zwölf Jahren ist das Büro Kling Consult mit der Erarbeitung einer neuen Fassung beauftragt worden. Eigentlich dürfte es nun nicht mehr allzu lang dauern: Das Werk müsse nach der jetzigen Präsentation in den Kommunen und der Einarbeitung der Stellungnahmen, die noch bis zum 8. April abgegeben werden können, vom NBV beschlossen und dann vom Regierungspräsidium genehmigt werden.
»Wenn der FNP dann endlich da ist, werden wir die Entwicklungsflächen nicht gleich zuknallen«, versprach Bernd Haug. In der Gemeinde sei eine »weitsichtige Bodenpolitik« notwendig, »wir werden die zur Verfügung stehende Fläche wortwörtlich wie einen Bodenschatz behandeln«. Gewichtige Rollen würden dabei natürlich auch spielen, wie sich die Baupreise künftig entwickeln und was für Wohnformen nachgefragt werden.
Mit dem Gemeinderat müsse dann beschlossen werden, »wie wir mit den Grundstücken umgehen«, sagte der Rathauschef. So wie nahezu alle anderen Kommunen in der Umgebung werde auch Kirchentellinsfurt darauf aus sein, alle Flächen aufzukaufen und mit Bauverpflichtung dann weiterzugeben. Beim gesamten Vorgehen mit den Neubau-Entwicklungsflächen müsse laut Haug aber auch berücksichtigt werden, dass innerhalb des Ortes insgesamt 3,8 Hektar an privaten Grundstücken brachliegen – und bebaut werden könnten.