KUSTERDINGEN. Eine freundliche junge Frau schließt das Vereinsheim in Mähringen auf. Simone Prostka, die neue Kusterdinger Jugendreferentin, zeigt die Räume des Jugendhauses. Gemütliche Coaches, ein Tischkicker, Glückwunsch-Luftballons zum Geburtstag hängen an der Wand, eine Getränketheke für den Durst - die Clubatmosphäre stimmt schonmal. Die Gemeinde Kusterdingen hat die Sophienpflege für die Stelle der kommunalen Jugendreferentin beauftragt. Seit Februar ist Prostka im Dienst und baut den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen auf.
Die 28-Jährige vertritt den langzeiterkrankten Jugendreferenten bis voraussichtlich Februar 2026. Sie studiert neben ihrer Arbeit im Masterstudiengang »Bildung und Erziehung: Kultur, Politik, Gesellschaft«. »Deswegen ist diese 50 Prozent-Stelle geschickt für mich«, sagt sie. Sie könne auf diese Weise Theorie und Praxis miteinander verbinden. Ihr Praxissemester im Bachelorstudium hat die Erziehungswissenschaftlerin im Jugendhaus Lustnau gemacht. »Das hat mir geholfen, in die Rolle hineinzuwachsen«, sagt sie.
Im Jugendhaus Mähringen hat eine Gruppe von Jugendlichen in den vergangenen Jahren überwiegend ihr eigenes Ding gemacht. Sie verbrachten dort ihre Samstagabende gemütlich mit Reden, Chillen, Musik hören und mit Playstation spielen. Letztes Jahr haben sie eine Halloween-Party organisiert. »Die Jugendlichen haben mich sehr beeindruckt. Insbesondere auch ihr handwerkliches Geschick. Immer wenn es etwas zu tun gibt, zum Beispiel, als wir die neuen Tischkicker transportieren mussten, waren sie zur Stelle«, lobt Prostka.
Mehrere kleine Angebote
Die Freiheit, selber zu gestalten und eigene Projekte zu stemmen, weiß Prostka, die auch gelernte Mediengestalterin Bild & Ton ist, zu schätzen. Für das Sommerferienprogramm hat sie eine Collagen-Bastelei für Kinder ab sechs Jahren angeboten. »Ganz nebenher sind wir miteinander richtig gut ins Gespräch gekommen«, sagt sie. Gerne möchte sie mit regelmäßigen Angeboten das Jugendhaus Mähringen mehr beleben, sowie auch Ausflüge für junge Menschen aus allen Teilorten organisieren. Einen Tanz für eine mögliche Mädchentanzgruppe bereitet sie derzeit noch vor.
Wie sieht Prostka ihre Aufgabe? »Mir ist Augenhöhe wichtig. Es sollte darum geben, was die Kinder und Jugendlichen wollen. Sie sollen ihre eigenen Erfahrungen machen können.« Sie möchte nicht an ihnen vorbeiarbeiten. In einem Jugendforum im Juni wollte die Gomaringerin sich mit den Themen vertraut machen, die den jungen Kusterdingern am Herzen liegen. 580 Einladungen hat sie verschickt. Nur fünf Kinder und Jugendliche kamen zum Termin vorbei. Nun möchte Prostka andere Kanäle nutzen: »Ich möchte eine digitale Befragung machen«, sagt sie. Aber auch im kleinen Kreis sind schon Wünsche und Ideen zusammengekommen. »Bessere Busverbindungen, öffentliche WCs, aber auch Träumen war erlaubt. Ein Pool war auch ein Vorschlag«, listet Prostka auf.
Gleiche Chancen und Gerechtigkeit sind eines der Themen, für die sich Prostka starkmachen möchte. »Vieles liegt am Support«, sagt sie. Gerade auch für den späteren Berufsweg. »Man soll ja nicht irgendeine Arbeit machen.« In ihrem Berufsleben hätte sich auch einiges unerwartet ergeben. Schon 2014 hatte sie mit dem Gedanken gespielt, in die Jugendarbeit zu gehen. Zehn Jahre später ist sie nun in diesem Beruf tätig.
Vernetzung ist eine elementare Aufgabe einer Jugendreferentin: »Ich finde es toll, mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen und ihre Perspektiven kennenzulernen«, sagt Prostka. In Kusterdingen gibt es mit dem Milchhäusle, dem Bauwagen und der Jugendfarm bereits verschiedene Projekte für die Jugend, mit denen sich die Jugendreferentin vertraut macht. Stück für Stück lernt Prostka jeden Teilort kennen. Nachdem sie sich vor kurzem im Gemeinderat vorgestellt hat, möchte sie in Zukunft verstärkt auf die Schulen zukommen. Mit der Schulsozialarbeit, für die ebenfalls die Sophienpflege zuständig ist, war sie bereits im Gespräch. Am wichtigsten ist ihr aber der direkte Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen. »Man kann von ihnen viel lernen. Sie sind teils unbeschwerter und nicht so verbissen wie Erwachsene. Das ist wertvoll in dieser Welt.« (GEA)