TÜBINGEN. Weihnachten ist vorüber, das Weihnachtsgeschäft aber noch nicht: Nun werden die verschenkten Gutscheine eingelöst. Bis zum 6. Januar läuft das Hauptgeschäft. Und die unliebsamen Geschenke? Alles zurück? Der große Umtausch-Ansturm bleibt aus. Tübinger Händler führen das neben vermehrten Gutscheinen und Geld als Geschenken auch auf die Beratung vor Ort zurück. Weil die Feiertage in diesem Jahr auf Werktage fallen, ist an den Tagen dazwischen besonders viel los. Das war in der vergangenen Woche in der Innenstadt spürbar.
»Die Rückgaben sind rückläufig«, sagt Stefan Rinderknecht, Geschäftsleiter von Zinser. Diese Tendenz zeichnet sich bereits in den letzten Jahren ab und bestätigt sich. »Es wird mehr gezielt geschenkt.« Umgetauscht wird in dem Bekleidungsgeschäft vor allem, wenn die Größe nicht passt. »Wenn die Leute etwas vor vier, fünf Wochen gekauft haben, nehmen wir das auch zurück«, erklärt Rinderknecht die kulante Regelung. Die meisten Kunden kaufen ohnehin wieder etwas Neues.
Ähnlich wie im Vorjahr
Wer nichts möchte, kann auch einen Gutschein oder das Geld erhalten. Die Umtauschzahlen liegen noch nicht vor, dürften sich aber auf gerade einmal fünf Prozent des Umsatzes belaufen. Mit Weihnachts-Umsatz ähnlich wie im Vorjahr zeigte er sich zufrieden. Da die Öffnungstage komprimiert sind, wurden zusätzliche Schüler als Aushilfen eingestellt. Die Einheitsschlange sieht manchmal lang aus, führt aber zu sechs Kassen. »Wenn es richtig brummt, öffnen wir zwei weitere Nebenkassen«, erklärt Rinderknecht. Damit es schneller geht, packen die Aushilfen dann ein und die festen Mitarbeiter müssen nur noch kassieren.
Tübinger Geschäfte, die Lederwaren und Accessoires anbieten, zeigen sich ebenfalls zufrieden – mit der Kundenfrequenz ebenso wie mit dem Umsatz. Die Rückgaben halten sich in Grenzen: Handschuhe, die nicht passen. Geldbeutel, deren Farbe nicht gefällt. Ein Kunde brachte einen geschenkten Koffer zurück und kaufte dafür einen größeren. Schließlich plante er eine lange Reise. Beim Schuhhaus Geiger werden viele Gutscheine eingelöst. »Das sind keine Geschenkartikel«, sagt Inhaberin Susanne Trick. Nur Hausschuhe liegen hin und wieder unter dem Christbaum. Mit Blick auf die frostigen Temperaturen sagt Trick: »Kalte Füße sind gut fürs Geschäft.« Einige Touristen, die ihre Kinder in Tübingen besuchen, hatten sich offenbar auf wärmere Temperaturen eingestellt.
»Die Popularität von Gutscheinen als Geschenk hat in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen, sodass Gutscheine für den Einzelhandel inzwischen ein zentraler Teil des Weihnachtsgeschäfts sind«, teilt der Handelsverband Baden-Württemberg mit. Das Geschäft nach den Feiertagen sei von großer Bedeutung für den Einzelhandel. Viele Menschen hätten frei und nutzten diese Zeit, um beispielsweise Geldgeschenke auszugeben oder Gutscheine einzulösen. Die Darstellung des Verbands bestätigt die Tübinger Händler: Es wird nicht mehr so häufig umgetauscht wie früher. Die zunehmende Zahl an Gutscheinen und Bargeld führe zu einer sinkenden Umtauschquote. »Mittlerweile werden über alle Sortimente hinweg in der Regel weniger als fünf Prozent der Geschenke umgetauscht. Nur bei den Spielwaren tauschen Kunden etwas häufiger um«, so der Verband.
Das bestätigt sich in Tübingen indes nicht. »Wir haben fast keine Rückgaben«, sagt Michael Rose, stellvertretender Filialleiter von Spielwaren Dauth. Zurückgegeben werden laut Rose höchstens doppelt gekaufte Spiele und einige Lego-Artikel, die häufig verschenkt werden. »Das Weihnachtsgeschäft hat spät angefangen und war zum Ende hin super«, sagt Rose. Bei Dauth können Kunden noch bis zum 4. Januar Weihnachtsgeschenke umtauschen – in andere Ware oder Gutscheine. Bargeld gibt es nicht, wozu auch der Handelsverband aus »buchhalterischen und betriebswirtschaftlichen Gründen« rät.
Socken und Tassen gehen immer
Während kleinere Geschäfte wie der Seifen-Shop Lush teilweise von null Rückgaben berichten, kommen beim Buchhändler Osiander am Nonnenmarkt hin und wieder Bücher zurück. »Meistens, wenn es doppelt gekauft wurde«, sagt Filialleiterin Anja Brutsche. Neben vermehrten Gutschein-Geschenken führt sie das auch auf die Beratung vor Ort zurück. »Wenn jemand zum Beispiel viele Krimis liest, empfehlen wir als Weihnachtsgeschenk nicht gerade den neuen Schorlau«, sagt Brutsche. Denn den haben die Leute oft schon. »Meistens liegen wir richtig.« Die Rückgaben bewegen sich beim Buchhändler nach erster Einschätzung im »normalen Bereich«. Gerade Familien nutzen die Zeit zwischen den Jahren, um zusammen einzukaufen. Bei Osiander gibt es die restlichen Weihnachtsartikel zum halben Preis – laut Brutsche sind es vergleichsweise wenige. Bei Butlers hängen überall im Geschäft große Schilder: 50 Prozent Rabatt. Socken und Tassen gehen immer. Und für vorausschauende Schnäppchenjäger steht fest: das nächste Weihnachtsfest kommt. (GEA)