KIRCHENTELLINSFURT. Gomaringen, Dußlingen, Nehren: Die Gemeinden im Landkreis Tübingen meldeten 2022 reihum Vollzug und steuerten jeweils die nächste Phase im Glasfaser-Ausbau an. Nur Kirchentellinsfurt bildete die Ausnahme. Die Nachfrage war zu gering. Das Projekt ist gestoppt, ließ die Deutsche Glasfaser im August 2022 wissen. Gestoppt, bevor es richtig losgehen konnte.
Woran es gelegen hat? 33 Prozent war die Zielmarke. Etwas mehr als 1 400 Haushalte in Kirchentellinsfurt hätten sich beteiligen müssen. Das wurde nicht erreicht. In Kirchentellinsfurt haben sich offensichtlich viele gesagt: »Das, was ich gegenwärtig über Kupferkabel an Kapazität habe, reicht mir.« In der Wannweiler und Kusterdinger Straße profitiert man zudem vom Ausbau der Telekom, die sich frühzeitig den Anschluss des Gewerbes gesichert hat.
Nachzügler meldeten sich
In Kusterdingen und Mössingen hatte es ebenfalls nicht auf Anhieb geklappt. In Mössingen wurde die Quote der beteiligten Haushalte schließlich von 40 auf 33 gesenkt. In Kusterdingen verlängerte man die Frist um mehrere Wochen. Das hatte den gewünschten Effekt, einige Nachzügler meldeten sich und damit kam man auf die benötigten 33 Prozent. In Kirchentellinsfurt aber hatte man nicht mal die Hälfte der Quote geschafft.
»Die Digitalisierung nimmt zu. Da braucht es leistungsfähige Datennetze«, hatte Bürgermeister Bernd Haug sorgenvoll vermerkt. Immerhin: Die Deutsche Glasfaser hatte das Projekt nicht für alle Zeiten beerdigt und mitgeteilt, man könne ja zu einem späteren Zeitpunkt sehen, ob die Nachfrage steige.
Das ist nun vom Tisch. Aber für die Deutsche Glasfaser springt nun die UGG (Unserere Grüne Glasfaser) in die Bresche. Ralf Stratmann stellt die Pläne am Montag im Gemeinderat vor. Die UGG ist ein Joint Venture der Allianz mit der spanischen Telefonica. In Spanien und Portugal ist man weit voraus. Dort nähere man sich der 90-prozentigen Netz-Abdeckung, in Deutschland dümple man bei 30 Prozent, ließ sich aus Stratmanns Schilderung entnehmen.
Wenn Gelegenheit da ist, dann Glasfaser
Und offenbar geht sein Unternehmen davon aus, dass die Leute Glasfaser nutzen wollen, wenn sich die Gelegenheit bietet. »Das ist kein Luxusprodukt mehr.« Man brauche daher keine »Nachfrage-Bündelung«, wie das beim vorigen Versuch hieß, und auch keine Schwelle von 30 Prozent. Und man müsse sich auch nicht für einen Anbieter entscheiden. Feste Vereinbarungen habe man mit O2 und Stiegeler. Aber mehrere andere hätten bereits handfestes Interesse bekundet.
Bernhard Schlegel (CDU) mochte nicht so recht dran glauben. Doch Stratmann versicherte, die UGG als Netzbetreiber habe eine langfristige Strategie, die sich als richtig erweisen werde. Für die Einwohner sei der Haus-Anschluss kostenlos, erst ab einer Distanz von 40 Metern werde man an den Kosten beteiligt. Die Verteilstation könne man in einer kompakten Gemeinde wie Kirchentellinsfurt fast überall aufstellen. Viel Platz werde nicht benötigt. »Die ist so groß wie eine Einzel-Garage.«
Der Beschluss des Gemeinderats fiel einstimmig. Gerechnet wird mit anderthalb Jahren Bauzeit. Mitte nächsten Jahres soll es losgehen. Vorher gibt's aber noch Info-Stände und andere Aktionen. (GEA)