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Integrationsbeauftragte in Nehren: Hilfe beim Ankommen in der Gesellschaft

Wie die Nehrener Integrationsbeauftragte Oxana Weiler sich für Geflüchtete einsetzt.

Oxana Weiler unterstützt Geflüchtete dabei in Nehren heimisch zu werden. Sven Jäger ist der Leiter der übergeordneten Abteilung
Oxana Weiler unterstützt Geflüchtete dabei in Nehren heimisch zu werden. Sven Jäger ist der Leiter der übergeordneten Abteilung »Flucht und Integration« im Tübinger Landratsamt. Foto: Nadine Nowara
Oxana Weiler unterstützt Geflüchtete dabei in Nehren heimisch zu werden. Sven Jäger ist der Leiter der übergeordneten Abteilung »Flucht und Integration« im Tübinger Landratsamt.
Foto: Nadine Nowara

NEHREN. Das Handy fängt immer wieder an zu klingeln. Oxana Weiler ist als Integrationsbeauftragte zur Stelle, wenn ihre Klienten zum Beispiel beim Arztbesuch auf sprachliche und kulturelle Hindernisse stoßen. »Hat er einen Impfpass und die Versichertenkarte dabei?«, checkt sie ab. Kurze Rücksprache mit dem Klienten. Dann wieder ein paar Worte mit der Arzthelferin. Weiler ist schnell und hat alles, was in dieser Situation wichtig ist, im Kopf parat. »Ein breites Wissen darüber, was wie funktioniert ist wichtig in meinem Beruf«, sagt die Nehrenerin. Beim Landratsamt hat sie verschiedene Schulungen zu den unterschiedlichsten Themen absolviert. Unter anderem gibt es Seminare zum Asylrecht oder zum Gewaltschutz.

Die 36-Jährige stammt ursprünglich aus Kasachstan. An der Universität Tübingen hat sie auf Lehramt Englisch, Spanisch und Russisch studiert. Weiler arbeitet seit der Ukrainekrise als Integrationsbeauftragte. Damals habe man explizit nach Fachkräften mit Russischkenntnissen gesucht. Seit diesem Sommer ist sie für Nehren zuständig. »Wir haben eine gute Zusammenarbeit. Mit den Vereinen, wie dem Asylkreis, mit Bürgermeister Betz, aber auch mit Unternehmen. In Nehren wird Integration großgeschrieben«, sagt Weiler. So half sie dabei, Klienten an Wirtshäuser, eine Zahnarztpraxis oder einen Kunststoffhersteller zu vermitteln. »In Nehren funktioniert das alles außergewöhnlich gut«, bestätigt auch Sven Jäger, Leiter der Abteilung »Flucht und Integration«. Diese Abteilung wurde im Sommer gegründet. »Die Aufgaben sind immer mehr und komplexer geworden.«

Schnelle Hilfe per Mail

Weilers Büro ist im zweiten Stock des Bürger- und Vereinshauses. Sie ist an vier Tagen die Woche vor Ort, an fünf Tagen erreichbar. Wer einen Termin möchte, meldet sich vorher an. Der durchschnittliche Klient kommt alle zwei Wochen vorbei. »Ich helfe aber auch mal schnell direkt. Wenn man mir etwa einen Brief per Mail oder Chat schickt, kann ich mich auch so darum kümmern«, erklärt Weiler.

»Mir macht es Freude, wenn Menschen durch meine Unterstützung vorankommen«, sagt sie. Aktuell betreut sie 86 Fälle. Die meisten der Menschen kommen aus der Ukraine, an zweiter Stelle steht Syrien. Weiler unterstützt sowohl Geflüchtete aus der vorläufigen Unterbringung als auch welche aus der Anschlussunterbringung. »In Nehren leben derzeit insgesamt ungefähr 150 Geflüchtete. Und nicht in Wohnblöcken, sondern in Ein- und Mehrfamilienhäusern«, sagt sie.

Die Altersspanne ziehe sich hin bis zu Senioren. »Diese kommen zum Beispiel aus der Ukraine auch aus gesundheitlichen Gründen. Denn ihre Familienangehörigen sind wegen des Kriegs ausgewandert.« Auch sie nehmen, selbst wenn sie nicht mehr arbeiten müssen, noch an Sprachkursen teil. »Hier geht es um die Teilhabe«, betont Weiler.

Sprache als Hauptproblem

Integrationsziele wie das Erreichen eines gewissen Sprachniveaus werden dokumentiert und laufend überprüft. »Das Hauptproblem ist die Sprache«, ist sich die Integrationsbeauftragte sicher. Häufig gebe es auch kulturelle Missverständnisse. Kehrwoche und Mülltrennung kennen viele nicht aus ihren Ländern. Eine Übersetzer-App braucht sie bei ihrer Arbeit nicht. »Briefe kann ich direkt am PC übersetzen lassen. Für Gespräche hole ich einen Dolmetscher per Handy-Lautsprecher dazu. Das sind meine alten Klienten. Ich habe ihnen geholfen und jetzt helfen sie mir«, sagt sie.

Bei vielen Prozessen müsse man sehr geduldig sein. Eine Berufsanerkennung kann sich zwei bis drei Jahre hinziehen. Es müsse schließlich geprüft werden, welche Qualifikationen genau fehlen. »Das lohnt sich oft nur für gut bezahlte Berufe wie etwa bei einem Arzt«, sagt Weiler. Manchmal mache es eher Sinn, eine neue Ausbildung zu machen.

Nach der Anschlussunterbringung ist Weiler zwar nicht mehr die offizielle Ansprechpartnerin. Die Menschen können woanders andocken, etwa beim Asylzentrum. Weiler betont: »Wir lassen sie nicht fallen.« (GEA)