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Impulsweg der Uniklinik Tübingen führt an Orte zum Wohlfühlen

Ein Team aus Pflege und Klinikseelsorge realisierte einen Impulsspaziergang für Patienten und Angehörige

Für Klinikseelsorgerin Beate Hofmann (rechts) ist dieses Lichtbogen-Bildmotiv der Künstlerin Stefanie Bahlinger (zweite von rech
Für Klinikseelsorgerin Beate Hofmann (rechts) ist dieses Lichtbogen-Bildmotiv der Künstlerin Stefanie Bahlinger (zweite von rechts) ein mutmachendes Symbol für den Übergang. Neben der Künstlerin steht Jutta Rothfuß. FOTO: WEBER
Für Klinikseelsorgerin Beate Hofmann (rechts) ist dieses Lichtbogen-Bildmotiv der Künstlerin Stefanie Bahlinger (zweite von rechts) ein mutmachendes Symbol für den Übergang. Neben der Künstlerin steht Jutta Rothfuß. FOTO: WEBER

TÜBINGEN. Eine Ruhebank mit Aussicht im Grünen, eine umfunktionierte alte Telefonzelle mit Meeresrauschen oder Schmunzeln vor den Bildern von Andrea Lienhart: Seit Kurzem sind Patienten, Angehörige oder auch Mitarbeitende am Uniklinikum zu einem besonderen Spaziergang eingeladen, der an ganz unterschiedliche Orte führt. Die Idee zu dem Impulsweg hatte Jutta Rothfuß, Pflegefachkraft für Onkologie und Palliativmedizin. »Das Projekt möchte inmitten der Klinik Hoffnung und Zuversicht schenken und eine freudige Abwechslung sein. Dafür bieten wir auf dem Pfad stille Impuls-Orte an, die ganzheitlich wohltun.«

Schon länger befasst sich Rothfuß mit dem Thema ganzheitlicher Pflege. Auf ihrer Station erlebt sie Krebspatienten und Patientinnen, die verzweifelt und entmutigt sind. »Wenn sie hoffnungslos sind, verhalten sie sich passiv, erwarten nichts mehr von sich und den anderen. Ihre Seele wirkt vertrocknet und ihre ganzheitliche Pflege ist dann eine große Herausforderung für mich.« Hoffnungslosigkeit löse einen Schmerz in der seelischen Dimension eines Menschen aus. Weil sie über den pflegerischen Umgang mit dem spirituellen Schmerz mehr erfahren wollte, schrieb sie ihre Facharbeit im Rahmen ihrer zweijährigen onkologischen Weiterbildung über das Thema: »Hoffnung vermitteln in der onkologischen Pflege. Eine Kompetenz zur Gesundheitsförderung«.

Kraftquelle in schweren Zeiten

Auf der Suche nach ihrem Facharbeitsthema stieß sie auf Sätze der Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin, der sie nicht losließen: »Pflegende, denen es nicht gelingt, Hoffnung aufrechtzuerhalten oder entstehen zu lassen, werden diesem Beruf nicht gerecht.« Hoffnung zu vermitteln, die eine Kraftquelle in schwierigen Zeiten sei, gehöre zur pflegerischen Kernkompetenz.

Zegelin setzte das auch praktisch um und eröffnete Hoffnungsspaziergänge mit Bildern und kurzen Texten. »Ihre Idee inspirierte mich, ein öffentliches Erlebnisprojekt fand ich genial. Ich hatte meine Vision für das Uniklinikum, es sollte auch hier ein Impulsweg im betriebsamen Zentrum für Hochleistungsmedizin entstehen.«

13 Impuls-Orte laden zum Verweilen ein

Nachdem Pflegedirektor Klaus Tischler das Projekt im Januar 2023 genehmigt hatte, bildete Rothfuß ein Projektteam. Sie ging zunächst auf Beate Hofmann von der evangelischen Klinikseelsorge zu und konnte ihre beiden Kolleginnen Anke Gerber und Natalja Roller dazugewinnen. Die Finanzierung war zu stemmen, Ausstellungsflächen mussten gefunden und genehmigt werden, allein die Planung und Organisation machte in den vergangenen Monaten viel Arbeit. Sie hat sich gelohnt. 13 Impuls-Orte laden jetzt zum Nachdenken, Schmunzeln, stillem Betrachten und Verweilen ein. »Impulse der Hoffnung und Bilder können Lebensmut schenken«, ist Rothfuß überzeugt.

»Bei uns in der Palliativmedizin ist Hoffnung ein wichtiger Bestandteil der Therapie, unabhängig von der Phase der Erkrankung«, so Maximilian Niyazi, Ärztlicher Direktor der Radioonkologie in Tübingen. »Die Einladung zum Innehalten während des Spaziergangs ist eine schöne Idee, es beeindruckt mich, was hier in den letzten Monaten geleistet wurde.« Pflegedirektor Klaus Tischler dankte bei der Eröffnung des Impulsspaziergangs allen Beteiligten. »Als ich die Anfrage für die Gestaltung bekam, war ich gleich angetan. Und jetzt dürfen wir uns alle auf den schönen Weg der Hoffnung einlassen.«

Ein Symbol des Loslassens

Dieser widmet sich auch der Kunst. Eine besondere Ausstrahlung haben die Bilder der Künstlerin Stefanie Bahlinger. Sie zeigen in der Cafeteria auf Ebene 4 der Crona Kliniken Blumen und Blüten und im offenen Treppenhaus auf Ebene 3 lässt ihre Kunst Raum für Interpretation. Ein Bild etwa zeigt ein helles, leuchtendes Tor, für Hofmann ein Symbol des Loslassens und des Übergangs ins Licht.

Ganz anders die humorvollen Bilder von Andrea Lienhart, die auf Ebene 3 beim Übergang der Medizinischen Klinik/Crona Kliniken zu sehen sind. »Eigentlich wollte ich die Welt retten … aber es regnet«, dazu hat Lienhart ein Mädchen gemalt, das einen offenen Schirm in der Hand hält.

»Wir wollten diesen Ort hier mit Leben füllen und zu einem Wechsel der Perspektive anregen«, so Hofmann beim Rundgang zur Eröffnung des Impulsspaziergangs. Das kann auch mit diesem Spruch gelingen: »Man muss mit allem rechnen. Auch mit dem Guten«, ist auf einem anderen Bild Lienharts zu lesen.

Es geht auch ins Freie

In den Spaziergang ist auch die Kapelle der Medizinischen Klinik mit den Kirchenfenstern von Ida Kerkovius einbezogen. Dieser Ort vermittelt Geborgenheit, die Gedanken von Elisabeth Kübler-Ross auf der Texttafel laden zum Reflektieren ein.

Der meditative Spaziergang führt auch ins Freie, etwa an den kleinen Teich am Haupteingang zu den Crona Kliniken. »Wasser ist Balsam für die Seele«, so Rothfuß über diesen Ort. Der Natur ist viel Raum gewidmet. Eine der Stationen vermittelt einen weiten Blick übers Ammertal. Je nach Jahreszeit und Lichteinfall hat das eine besondere Ausstrahlung. (GEA)

 

DER WEG ZU DEN 13 IMPULS-ORTEN

Flyer informieren über den Spaziergang

Die Orte können in beliebiger Reihenfolge oder auch einzeln besucht werden. An jedem Impuls-Ort ist eine Texttafel angebracht, außer beim Salzwasseraquarium im Haupteingang zur Kinderklinik und bei der Grünanlage Ebene 4 Crona Kliniken, wo man im Freien verweilen kann. Flyer, die in den Kliniken ausliegen, zeigen die Standorte auf dem Gelände der Unikliniken Berg. Anhand des QR-Codes auf dem Flyer kann der Impulsspaziergang bewertet werden. »Darüber würden wir uns freuen, damit wir bei Umgestaltungen die unterschiedlichen Bedürfnisse einfließen lassen können«, so Jutta Rothfuß. Nach einem Jahr – so lange soll der Pfad vorerst bestehen – werden die Rückmeldungen wissenschaftlich untersucht. Wer eine Führung wünscht, kann sich direkt an Jutta Rothfuß wenden. (raw) Jutta.Rothfuss@ med.uni-tuebingen.de