KUSTERDINGEN. »Bei uns im Musikverein herrscht eine gute Stimmung. Wir nehmen immer gerne neue Mitglieder auf«, sagt der Ehrenvorsitzende Robert Mozer. Mit 12 Jahren ist der heute 76-Jährige in den Verein eingetreten und diesem und seinem Instrument, der Klarinette, treu geblieben. In den Jahrzehnten habe sich viel verändert: »Mittlerweile ist auch die musikalische Qualität ganz anders.« Auf dem Programm stehen Stücke von der klassischen Polka bis zu Filmmusik und Musicalsongs.
Offen für Neues war der Musikverein Kusterdingen jedoch schon immer: Vor einigen Jahren gab es sogar ein Gesangstrio, dass den Bläsersound bereichert hatte. Dass sich der Verein für keinen Spaß zu schade ist, sieht man auch daran, dass es früher eine »Damenkapelle« gab, bei der Männer sich in Frauenkleidung warfen. Über viele Jahre war der Verein eine reine Männerkapelle. Erst in den 80-er Jahren kamen Frauen dazu, berichtet Mozer, der sich knapp 20 Jahre lang als Vereinsvorsitzender engagiert hat.
Matthias Braun, sein Neffe, ist ebenfalls etliche Jahre lang Vereinsvorsitzender gewesen. Ob Onkel, Tochter oder Sohn – »In meiner Familie liegt es nahe, dass man Mitglied im Musikverein wird«, sagt er. Seine Kinder haben wie er bereits früh damit angefangen ein Blasinstrument zu lernen. »Zehn Jahre ist dafür ein gutes Alter«, sagt der Kusterdinger. Von anfänglich 35 Mitgliedern liegt die Mitgliederzahl des Vereins nun bei 250. Das Blasorchester des Musikvereins besteht aktuell aus etwa 50 Musikern. Die Proben finden montagabends in der Ölmühle statt. Anschließend gibt es die Gelegenheit im Gastraum noch beisammen zu sitzen. »Früher haben wir ja sogar in Gasthäusern geprobt: im Waldhorn, in der Rose, in der Krone«, listet Mozer auf.
Beim Umbau der alten Scheune, der »Ölmühle«, Anfang der 80-er Jahre in ein Vereinsheim waren viele Hände im Einsatz. Zusammen mit dem Liederkranz, der die Ölmühle ebenfalls nutzt, packten die Vereinsmitglieder an vielen Wochenenden ordentlich mit an. Im Herbst 1983 konnten schließlich die Proben beginnen.
Seit September 2004 steht die Kapelle unter der Leitung von Johannes Popp. Popp ist studierter Trompeter und hat unter anderem ein Engagement im Orchester des Stuttgarter Musical-Theaters.
Auf die Jugendarbeit legt der Verein viel Wert. Die Jugendkapelle zählt 14 Mitglieder. »Wir nehmen die Jungen mit an den Tisch«, sagt der Vereinsvorsitzende Joachim Zühlke. Er ist seit 2008 mit von der Partie. Gemeinsame Aktivitäten sollen das Gemeinschaftsgefühl stärken. Unter anderem hat die Gruppe einen Ausflug ins Ritter Sport Schokoladen-Museums in Waldenbuch gemacht. »Einen schnellen Erfolg gibt es beim Instrumente-Lernen nicht. Aber man hat letztendlich viel davon«, sagt Braun.
Um die Kasse aufzubessern, sammelt der Verein sechsmal im Jahr Altpapier. »Das ist ein gutes Teambuilding«, betont Zühlke. Der Verein hält zusammen: Auch in der Corona-Zeit habe man den Kontakt gehalten. Und zwar online. Popp habe angeleitet, die Musiker haben mit ausgeschaltetem Ton mitgespielt.
Neben kleineren Auftritten etwa zu runden Geburtstagen der Vereinsmitglieder stehen ein Frühjahrs- und ein Weihnachtskonzert fest im Jahresprogramm.
Für einen Musikverein ziemt es sich natürlich auch, nicht nur über den musikalischen, sondern auch über den geografischen Tellerrand hinauszuschauen. So gab es über viele Jahre eine enge Partnerschaft mit der Musikkapelle Kiens aus Südtirol mit gegenseitigen Besuchen. »Unser Dirigent Werner Zielinski hatte damals gute Verbindungen nach Polen. So konnten wir eine Reise nach Danzig machen und dort auftreten«, sagt Mozer. Selbstverständlich sei man auch mit den Kapellen in der näheren Umgebung im Austausch.
Der nächste Höhepunkt der Vereinsgeschichte steht bald an: Das große Festwochenende findet vom Donnerstag 18., bis Sonntag, 21. Juli, statt. Am Donnerstag gibt es einen Dorfabend XXL mit Handwerkervesper und Gastkapellen. Am Freitag steigt die große Partynacht mit der Mountain Crew. Das Blasmusik Festival mit fünf Stunden Musikprogramm wartet am Samstag. Am Sonntag steht das Verbandsmusikfest auf dem Programm. Mehr als 700 Musiker werden zu Gast sein. Bei der Tombola gibt es etwa einen Auftritt des Musikvereins zu gewinnen. Im Umkreis von 20 Kilometern. (GEA)