KUSTERDINGEN. Um Verbesserungen für Radfahrer wird in Kusterdingen schon lange gekämpft. Mehrere Anträge stellte die Gemeinde auch dem Landratsamt, das als Verkehrsbehörde zuständig ist. Zuletzt wurden einige Maßnahmen abgelehnt, etwa die Einführung einer Fahrradstraße auf der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Wankheim und Kusterdingen, einer wichtigen Radverbindung für die Schüler des Blaulach-Gymnasiums. Umso größer war die Freude auf den Härten, als die Gemeinde als Modellkommune des Verkehrsministeriums für das Projekt »Leichtigkeit des Fuß-, Rad- und Busverkehrs« ausgewählt wurde.
Valeria Starkloff und Ute Kurth vom Regierungspräsidium Tübingen stellten die Ergebnisse vor. Im Rahmen ihter Untersuchungen hatten die beiden Verkehrsexpertinnen die ursprünglichen Anträge der Gemeinde, die vom Landratsamt abgelehnt worden waren, nochmal geprüft - schließlich ändert sich die Rechtslage in diesem Bereich immer wieder. Darüber hinaus analysierte das Regierungspräsidium die bestehenden Radverkehrsverbindungen zwischen den Ortsteilen der Härtengemeinde und stellten mögliche Lösungsansätze vor.
Umsetzung von Amts wegen
Lösungen übrigens, die teils auch keiner Zustimmung durch den Gemeinderat bedürfen: Manches könnte von Amts wegen umgesetzt werden, da es sich hierbei um verkehrsrechtliche Anordnungen handelt, die das Landratsamt auf Initiative des Regierungspräsidiums umsetzen müsste. Bauliche Maßnahmen allerdings, die Starkloff und Kurth ebenfalls vorschlugen, müssen vom Gemeinderat beschlossen werden. Und finanziert. In der jüngsten Vergangenheit hat sich dabei schon einiges verbessert.
Dem viel kritisierten Begegnungsverkehr zwischen Autofahrern und Radlern auf der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Wankheim und Kusterdingen wollen die Vertreterinnen des Regierungspräsidiums auf überraschend einfache Art begegnen: Der Radverkehr soll getrennt über Feldwege geführt werden. »Wer sich sicher fühlt und dennoch auf der Gemeindeverbindungsstraße fahren will, darf das natürlich weiterhin tun«, betonte Kurth. Ortsunkundige Radler und solche, die möglichst sicher auf zwei Rädern vorankommen wollen, sollten dagegen der Beschilderung auf die sicheren Feldwege folgen. Diese soll entsprechend geändert werden.
Im Kreuzungsbereich am jüdischen Friedhof sollen »Haifischzähne« angebracht werden - dir dreieckigen Fahrbahnmarkierungen, die deutlich machen: hier gilt Rechts vor Links. Von dieser Maßnahme erhoffen sich die Fachfrauen auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit. Auf dem gesamten Streckenabschnitt vom Abzweig an der Kreisstraße 6903 bis zur Einmündung in die Teichäckerstraße am Hundesportplatz soll zudem Tempo 60 ausgewiesen werden, zusammen mit Warnschildern, die auf den Radverkehr hinweisen. Messungen des Regierungspräsidiums haben ergeben, dass die meisten Autofahrer in diesem Bereich unter 60 Stundenkilometer schnell unterwegs sind - es aber deutliche Ausreißer nach oben gibt. Die möchte man mit der Temporeduzierung ausbremsen.
Ausbau des Geh- und Radwegs?
An der Teichäckerstraße schlägt das Regierungspräsidium einen Ausbau des bestehenden Geh- und Radweges vor, sowohl in der Länge als auch in der Breite - drei Meter seien notwendig, um Begegnungsverkehr von Radfahrern sicher zu ermöglichen. Diese bauliche Maßnahme müsste allerdings die Gemeinde bezahlen. Zu guter Letzt soll auf dieser Strecke der Radverkehr nicht mehr auf dem Teilstück der Teichäckerstraße in Richtung Kreisverkehr geführt werden, sondern auf dem parallel verlaufenden Feldweg, der am neuen Seniorenzentrum endet. "Die Trennung der Verkehrsarten, betonte Ute Kurth, stehe für das höchste Maß an Sicherheit.
Diesen strebt das Regierungspräsidium auch auf der Jettenburger Hirschstraße an, über die Radfahrer zwischen Reutlingen und Tübingen parallel zur Bundesstraße 28 pendeln. Sie soll künftig bis zur Kreuzung am jüdischen Friedhof vor der Schinderklinge als Fahrradstraße ausgewiesen werden - und künftig zusätzlich nur noch für landwirtschaftlichen Verkehr und Kleinkrafträder (bis 60 Stundenkilometer) freigegeben werden. »Für Autofahrer gibt es eine Alternative über die B28«, erklärte Valeria Starkloff.
Die beschriebenen Maßnahmen in Sachen Beschilderung und Tempolimits würden im Rahmen von verkehrsrechtlichen Anordnungen nach Abstimmung mit dem Landratsamt und der Polizei »zeitnah umgesetzt«, kündigten die beiden Vertreterinnen des Regierungspräsidiums trotz mehrerer kritscher Stimmen aus dem Gemeinderat an. (GEA)

