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Aktuell Weltkongress

Hilfe beim Bewältigen der Pandemiefolgen

Bei 280 Vorträgen wird die Rolle der Sportsoziologie in der interdisziplinären Forschung ausgelotet

Modelle eines Coronavirus (bearbeitet mit Photoshop)
Modelle eines Coronavirus (bearbeitet mit Photoshop). Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration
Modelle eines Coronavirus (bearbeitet mit Photoshop).
Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration

TÜBINGEN. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Das Potenzial der Soziologie wird in öffentlichen und politischen Kontexten noch wenig genutzt. Gerade die Sportsoziologie kann in interdisziplinären Forschungsprojekten den Blick weiten und unbeabsichtigte Folgen technologischer und wissenschaftlicher Innovationen für Individuum und Gesellschaft erforschen. Beispielsweise wie sich die Digitalisierung von Alltagswelten auf die Bewegung von Heranwachsenden auswirkt oder welche Folgen die Veränderung von Transportsystemen für die Alltagsaktivität von Menschen hat.

Fragen wie diese diskutieren von Dienstag, 7., bis Freitag, 10. Juni, rund 300 Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beim Weltkongress der Sportsoziologie an der Uni Tübingen. Unter dem Titel »Why does Sociology matter? Die Rolle der Sportsoziologie in der interdisziplinären Forschung« gibt es mehr als 280 Vorträge. Einige Veranstaltungen sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Am Mittwoch, 8. Juni, 9 Uhr, Hörsaalzentrum Morgenstelle N6, Tübingen spricht Professor Jeremy Freese, Universität Stanford, über »The Skeleton Key: Sport as Exemplary Domain for Integrative Explanation of Personal Attainments«. Dabei geht es darum, dass sportliche Erfolge mehr sind als ein physiologischer Triumph. Neben physiologischen und genetisch beeinflussten Merkmalen braucht ein Sportler auch ein unterstützendes Umfeld. Hier kommt die Soziologie ins Spiel: Freese spricht darüber, dass sich gerade im Sport ideal untersuchen lässt, wie Biologie, Psychologie und Gesellschaft für die menschliche Differenzierung und Leistung zusammenwirken. Ein bio-psycho-soziales Denken könnte nicht nur dazu beitragen, Phänomene bestimmter Sportarten zu erhellen, sondern auch für die Sozialwissenschaften von Nutzen sein.

»Verkörperlichte« Erfahrungen

In ihrem Vortrag »Researching Embodiment in Multi/Interdisciplinary Spaces: Possibilities, Problems and Practices« am Freitag, 10. Juni, 11 Uhr, Hörsaalzentrum Morgenstelle N6 in Tübingen geht Professorin Cassandra Phoenix von der Durham University von der Annahme aus, dass der menschliche Körper nicht etwas ist, das wir einfach haben, sondern etwas, das wir sind oder werden. Anhand von Fallstudien zu typischen »verkörperlichten« Erfahrungen, etwa Wechseljahren, chronischen Krankheiten oder Wetterbedingungen bei Bewegung und Sport zeigt sie auf, dass Multidisziplinarität für die Erforschung dieser Phänomene wichtig ist.

Am Dienstag, 7. Juni, von 17.30 bis 19 Uhr, gibt es in der Spielhalle des Instituts für Sportwissenschaft (Wilhelmstraße 124) eine Podiumsdiskussion »Warum ist (Sport-)Soziologie wichtig? Unterschiedliche Perspektiven auf ein ähnliches Problem«. Dabei geht es darum, wie die soziologische Forschung helfen kann, die psychosozialen Folgen von Lockdowns infolge der Corona-Pandemie zu bewältigen. Und Fragen wie: Was ist notwendig, um Sport für Menschen aus sozial benachteiligten Milieus zugänglich zu machen? (u)