GOMARINGEN. Das Thema Schule und Bildung treibt die Gomaringer schon lange um, der Ansturm in der jüngsten Gemeinderatssitzung bewies das erneut. Bis auf den letzten Platz fanden sich »bis zum Hausmeister«, wie Bürgermeister Steffen Heß bemerkte, Vertreter der Schlossschule und interessierte Bürger im Ilse-Graulich-Saal ein. Nicht weniger als der Verbleib der Hauptschule stand auf der Tagesordnung - und eine Lösung, wo der erhöhte Bedarf an Räumen im Falle eines positiven Ausgangs denn entstehen soll.
Die Verwaltung breitete das im Ausschuss und beim Infoabend vorgestellte Quartier der Bahnhofstraße in aller Genauigkeit nochmals aus - inklusive der Visualisierungen der verantwortlichen Architekten & Ingenieure Eisele, die das Neue Kunstmuseum in Tübingen entworfen haben. Auf dem Gelände der Volksbank - dort, wo neben dem Parkhaus bislang eine Volksbank-Filiale und ein Parkplatz untergebracht sind - soll ein dreigliedriger Multifunktions-Bau entstehen. Neben dringend benötigten Wohnungen gibt es darin auch Platz für Arztpraxen, eine Apotheke, eine Kita, eine Bankfiliale und einen Bäcker. Für die Schlossschule gibt es die Möglichkeit, gestaltungsfreie Räume einzurichten, in dem moderne Klassenzimmer und Platz für die bald verpflichtende Ganztagsbetreuung geschaffen werden kann. »Wir sehen hier eine große, städtebauliche Chance und eine weitere Möglichkeit zur Stärkung der Ortsmitte«, sagte Heß. Man wolle vor allem künftigen Leerstand vermeiden - denn wer wisse schon, was die nächste Schulreform bringe. »Und wir dürfen uns finanziell nicht verheben«, ergänzte der Schultes. Schließlich gehe es einer ersten Schätzung nach um rund 6,9 Millionen Euro.
Diskussion über Alternative
Für weiteren Diskussionsstoff sorgte indes eine Alternative für ein Schulgebäude Richtung Tübinger Straße, ganz in der Nähe der Schlossschule. Die SPD votierte dafür, diese Variante nochmal in Betracht zu ziehen. »Man kann das Thema Schule auch getrennt vom geplanten Quartier in der Bahnhofstraße denken«, sagte Maximilian Föll. »Diese Stelle ist dafür der falsche Ort.« An der Schlossschule gebe es einen entsprechenden Pausenbereich, in der Bahnhofstraße sei dieser auf ein Mindestmaß zusammengestaucht. »Zudem hätten wir eine gute Ausweichfläche, wenn die Sanierung der Schlossschule ansteht«, argumentierte der SPD-Rat. Die Mehrkosten im Vergleich zum Quartier in der Bahnhofstraße von rund 2,6 Millionen Euro würden in der Kalkulation auch wenig Sinn ergeben, weil man mit der doppelten Fläche von 1.200 Quadratmetern rechne. Gehe man hingegen von 600 Quadratmetern aus - wie für die Multifunktionsräume in der Bahnhofstraße geplant - schrumpfen die Kosten auf insgesamt 2,8 Millionen Euro, vergleichbar mit den Kosten der Fläche im Quartier. Föll setzte per Antrag eine Abstimmung über die Variante in der Tübinger Straße auf die Liste.
Wenngleich die Verwaltung einräumte, einige Punkte im Vergleich durchaus positiv bewerten zu können, sprach sich Heß wie bisher klar für die Bahnhofstraße aus. »Wir könnten die Multifunktionsflächen nicht für den Kindergarten, den Ganztagsbereich oder das medizinische Versorgungszentrum nutzen, sollten die wegfallen.« Auch sei es nicht möglich, flexibel auf eine Verschiebung in der Schullandschaft zu reagieren. »Man kann in diesem Konzept nicht einfach beliebig den ein oder anderen Stein rausnehmen«, sagte Heß.
CDU gegen Zerstückelung des Projekts
Sollte der Bildungssektor rausfallen, könnte sich das auf andere Bausteine auswirken. Zudem würden Flächen fehlen, um das Projekt überhaupt umsetzbar zu machen, denn die Bank wolle erst anfangen zu bauen, wenn 50 Prozent der Gesamtfläche verkauft worden seien - wovon Planungsstand jetzt bereits 40 Prozent die Gemeinde übernehmen würde, wie Architekt Albert Eisele bestätigte: »Die restlichen Prozentpunkte sind bei drei bis vier verkauften Wohnungen erreicht.« Sollte eine Entscheidung zugunsten der Bahnhofstraße fallen, könne das Projekt bereits Ende 2028 abgeschlossen sein, kalkulierte Eisele. In der Tübinger Straße müsste man hingegen nochmal komplett neu planen - Stichwort bauen am Hang. »Ich sehe die Bahnhofstraße als schlüssiges Gesamtkonzept«, schloss der Bürgermeister.
CDU-Rat Tobias Droste ging pragmatisch an die Problematik heran. »Lasst uns doch erstmal die Schulform der Hauptschule erhalten, ehe wir hier bautechnisch weiter was riskieren.« Man habe alles besprochen und dabei herausgefunden, dass ein Bau in der Tübinger Straße nicht die Variante sei, die gut finanzier- und umsetzbar sei. Eine Zerstückelung des Projekts mache es kaputt. »Lasst uns die Bahnhofstraße auf die Schiene setzen und fertig.«
Diesen Vorschlägen folgte Heß in der finalen Abstimmung. Mit zwei Enthaltungen stimmte die Mehrheit des Gemeinderats zuerst für den Erhalt der Hauptschule in der Gemeinde - was die zahlreichen Zuhörer mit lautem Applaus begrüßten. Der SPD-Antrag scheiterte mit Enthaltungen der Grünen Liste und Gegenstimmen aus dem Lager der FWV und CDU. Im Lichte dieser Entscheidung sagte Föll: »Wir werden dann einheitlich für die Bahnhofstraße stimmen.« Er gab aber zu Protokoll: Sollten die Kosten um mehr als zehn Prozent steigen, sei dies dem Rat unverzüglich mitzuteilen. So stand das Gremium am Ende einstimmig hinter dem Quartier in der Bahnhofstraße. (GEA)