HECHINGEN. Sie hat schon einiges wegstecken müssen: Schwere Schäden durch die vier Erdbeben von 1911, 1943, 1970 und 1978, einen Brandschaden im Dreißigjährigen Krieg – und nun, wenn auch nur indirekt, einen Hangrutsch. Die Rede ist vom Kirchlein Maria Zell, oberhalb des Hechinger Stadtteils Boll, gebaut auf einem Vorsprung am steilen Albtrauf auf 685 Höhenmetern. Die Zufahrt zur historischen Wallfahrtskirche – mit der ältesten Glocke in Hohenzollern aus dem 11. Jahrhundert – ist nach einem Hangrutsch für den Verkehr auf unabsehbare Zeit gesperrt.
Die andauernden Regenfälle haben den westlichen Steilhang ins Rutschen gebracht. Auf einer Länge von über fünfzig Metern ist die Weidewiese um bis zu einen Meter abgesackt. Das durchweichte Erdreich hat sich von der Teerstraße gelöst und dabei einen ungewollten Straßengraben aufgerissen. Auch im unteren Bereich des Hanges, der gegenüber des Zollernberges liegt, haben sich Verwerfungen und Risse aufgetan.
Der Rutsch liegt unterhalb der beliebten Grill- und Freizeitstätte am Bollemer Wasen. Mitschuld an der Erdbewegung ist der berüchtigte Bröller des Zellerbachs. Ein nur periodisch nach längeren Regenfällen quellender Fluss. Der entspringt hundert Meter oberhalb des zur Kirche gehörenden Friedhofs und verwandelt sich, das gesammelte Wasser der Albhochfläche wieder ausspuckend, zu einem rund 400 Meter langen Wasserfall. Offensichtlich hatte er viel Holz mitgerissen und die Dohle verstopft, über die der letzte Anstieg, der Kreuzweg, zur Kapelle führt. Die Folge war, dass der Fluss nicht direkt in sein tief eingegrabenes Tal fließen konnte, sondern über die Steigstraße plätscherte und dann über die Hangwiese wieder in sein Bett hinab auf dem Weg zur Starzelmündung lief.
Ein Mössinger Geologie-Ingenieurbüro hat sich die Lage angeschaut und wird nun im Auftrag der Stadt Hechingen die Stabilität des Hanges mit Bohrungen und Messungen überprüfen. Dann wird man wissen, ob sich eine mutmaßlich sehr kostspielige Instandsetzung der Straße anbahnt. Möglicherweise durch eine bergseitige Verlegung der Straße. Oder ob sich der Hang dauerhaft in Bewegung gesetzt hat und deshalb zu gefährlich für den Verkehr zu befahren sein wird. Für Ortskundige und Friedhofsbesucher gibt es eine Umleitungsstrecke über die Kolpingshütte. Die ist allerdings im Wald nicht geteert. Da die Wallfahrtskirche bis zum Saisonbeginn im Mai sowieso geschlossen ist, stehen die Behörden nicht gar so unter Druck. (GEA)