Logo
Aktuell Hochwasser

Hangrutsch blockiert Buchbach in Mössingen

Der Belsener Rückhaltedamm hat erstmals eine Überflutung verhindert, aber im Ort droht ein Überlaufen. Wo es in Mössingen noch kritisch werden könnte.

Der Hangrutsch auf Höhe des Wohnhauses in der Buchbachstraße Abgesacktes Geäst verdeckt den Blick auf das zugeschüttete Bachbett
Der Hangrutsch auf Höhe des Wohnhauses in der Buchbachstraße Abgesacktes Geäst verdeckt den Blick auf das zugeschüttete Bachbett. Foto: Jürgen Meyer
Der Hangrutsch auf Höhe des Wohnhauses in der Buchbachstraße Abgesacktes Geäst verdeckt den Blick auf das zugeschüttete Bachbett.
Foto: Jürgen Meyer

MÖSSINGEN. Zu früh gefreut. Nach dem Dauerregen schien das Stadtgebiet ohne nennenswerte Schäden oder Beeinträchtigungen davon gekommen zu sein. Allerorts läuft das Oberflächenwasser über die Wiesen und Felder in Hunderten von kleinen Bächen und Rinnsalen ab. Am Ortsrand von Belsen hat das zeitverzögert zu einem Hangrutsch geführt.

Auf einer Länge von fünf Metern ist an der steilen Böschung des Buchbachs die Erde um fast einen Meter Breite und Tiefe abgesackt. Die schlammigen Erdmassen sind in den rund fünf Meter unterhalb fließenden Buchbach gerutscht und haben das zwei Meter breite Bachbett bis auf einen schmalen Durchlass verschüttet.

Weil der Hang weiter nachrutscht, droht der Bachlauf an dieser Stelle zugeschüttet zu werden. Das ist besonders prekär, weil sich die Rutschung in bewohntem Gebiet zugetragen hat. Der Hang liegt gegenüber des letzten Wohnhauses in der Buchbachstraße 8, wenige Meter vor dem Treibgutrechen, am Beginn der Unterdolung des Baches.

Auf einer Länge von fünf Metern ist der Hang abgesackt und in den Buchbach gerutscht.
Auf einer Länge von fünf Metern ist der Hang abgesackt und in den Buchbach gerutscht. Foto: Jürgen Meyer
Auf einer Länge von fünf Metern ist der Hang abgesackt und in den Buchbach gerutscht.
Foto: Jürgen Meyer

Bislang hat sich die Wassertiefe hinter der Engstelle merklich erhöht. Sollte neuer Regen hinzukommen oder die Rutschung voranschreiten, wird der Bach einen neuen Weg suchen – und der wird durch den Garten des Familienhauses verlaufen.

Die Stadtverwaltung hat die Gefahr erkannt und plant bereits die Behebung der Hochwassergefahr. Wegen des noch hohen Wasserstandes wartet man zu. Am Freitag wird dann schweres Gerät aufgefahren. Weil die Einsatzstelle weder mit einem Kleinbagger über das Bachbett noch von der Straße oder von der vermatschten Hangfläche her direkt angefahren werden kann, soll ein großer Autokran der Firma Brielmann zum Einsatz kommen. Dann sind zunächst die Forstspezialisten gefragt. »Wir werden versuchen die vielen abgerutschten Wurzelstöcke aus dem Rutsch zu bergen«, so Andreas Steger. Dann wird der Bauhof wohl die Tonnen von Erd- und Schlammgeröll beseitigen müssen.

Auch die sich bereits vor zwei Wochen ereignete Hangrutschung an der Verbindungsstraße von Belsen nach Beuren hat die Stadt unter Beobachtung. Wenige Hunderte Meter vor der Hochfläche waren an einer immer wieder aktiven Steilhangfläche Erdmassen auf die Fahrbahn gerutscht. Man wolle abwarten, bis das Oberflächenwasser abgelaufen ist, um die Lage neu zu beurteilen. Die Straße ist nach wie vor für den Verkehr gesperrt.

»Es ist nicht auszuschließen, dass sich am Albtrauf in den nächsten Tagen noch was tut«

Armin Dieter beobachtet, dass der Bergrutsch wieder augenfällig in Bewegung geraten ist. »Das ist nach so einem Regenereignis normal und es ist nicht auszuschließen, dass sich am Albtrauf in den nächsten Tagen noch was tut.«

Am Montagabend hatte OB Michael Bulander dem Gemeinderat berichten können, dass die Stadt ohne größere Probleme davongekommen ist. Der Hochwasserzug der Katastrophenhelfer im Landkreis wurde vor Ort nicht gebraucht, er half am Wochenende in Bad Waldsee aus.

»Wir haben an neuralgischen Punkten die Schotten dicht gemacht«, erklärte Bulander. Und meinte eigentlich: aufgemacht. Denn das ganze Wochenende über war ein Team unterwegs, um die Rechen an den Durchlässen freizuräumen und freizuhalten, damit die Wassermassen abfließen konnten.

»Es ist unglaublich«

Zum ersten Mal, berichtete der OB, sei das 2018 in Betrieb gegangene Hochwasserrückhaltebecken in Belsen angesprungen. »Es ist allerdings nicht vollgelaufen, es gab keinen See im Becken. Das Wasser wurde nur kurzfristig gestaut und ist dann in einem kontrollierten Durchfluss durch Belsen abgelaufen.« Das Becken mit einer Dammhöhe von rund zehn Metern kann gut 34.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Es hat damals 2,9 Millionen Euro gekostet, davon hat zwei Millionen Euro das Land beigesteuert.

»Es ist unglaublich«, ärgerte sich Andreas Gauger (UB), "was an den Gewässern alles gelagert und dann an den Rechen angespült wird, wo es andere Leute wegräumen müssen.

Da war so viel Rasen- und Baumschnittgut dabei, das eigentlich anderweitig entsorgt werden kann. Das ist eine Frechheit." Ein Hinweis, den Bulander dankbar aufnahm: "Wir werden das bei der nächsten Gewässerschau berücksichtigen." (GEA)