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Aktuell Randnotiz

Hörgenuss im Tübinger Kreistagssaal

Zuhören ist nicht immer leicht, denkt GEA-Redakteur Paul Runge - weshalb er sich an der neuen Konferenz- und Mikrofonanlage im Tübinger Kreistag erfreut. Denn jeder Sitzungssaal hat so seine Tücken, die die gespitzten Ohren herausfordern.

Die neuen Anlagen vereinen alles, was die Kreisräte für eine anständige Sitzung brauchen: Die Uhr im Blick, eine digitale Abstim
Die neuen Anlagen vereinen alles, was die Kreisräte für eine anständige Sitzung brauchen: Die Uhr im Blick, eine digitale Abstimmfunktion und natürlich verbesserte Klangqualität. Foto: Paul Runge
Die neuen Anlagen vereinen alles, was die Kreisräte für eine anständige Sitzung brauchen: Die Uhr im Blick, eine digitale Abstimmfunktion und natürlich verbesserte Klangqualität.
Foto: Paul Runge

TÜBINGEN. Wenn man als Redakteur seine ersten Gremiumssitzungen besucht, fällt schnell auf: Jeder Saal hat so seine Tücken. Im Tübinger Rathaus verschwinden die Gemeinderäte hinter – in ihrer historischen Erhabenheit immerhin sehr ansehnlichen – Fachwerksäulen, sodass man gar nicht weiß, wer da gerade eigentlich spricht; in Nehren stehen die Ratstische so nah beieinander, dass die Gespräche unter den Mitgliedern für den abgeschiedenen Pressetisch manchmal zu leise werden; und in Gomaringen reicht bei manch’ einem Gemeinderat die Stimme nicht aus, um den Schall weit genug durch den luftigen Saal zu tragen.

Nun gut, vielleicht hat’s der Redakteur ja an den Ohren. Aber im großen Sitzungssaal des Tübinger Kreistags war es bislang immer besonders tückisch. Da der Raum von stattlicher Fläche ist, sind Mitglieder und Verwaltung auf Mikrofonanlagen angewiesen, um überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Doch in den vergangenen Jahren krankte diese vitale Anlage, sehr zu Leiden des Redakteurs: In spannungsvoller Erwartung des Verbes, das den vorgetragenen Bandwurm-Satz endlich in den richtigen Kontext zu setzen vermag (hat man denn nun eine Million Euro ausgegeben oder eingespart?), hatten die Mikrofone die unangenehme Angewohnheit, in genau diesem erlösenden Moment Aussetzer zu produzieren – von der blechernen Sprachqualität ganz zu schweigen.

Diese Zeiten sind nun vorbei: Die neue »kabelgebundene modulare Konferenzanlage« – so die fachlich korrekte Bezeichnung – ist ein wahrer Balsam für die Ohren. Das bewies sie bei ihrer Premiere im jüngsten Verwaltungsausschuss eindrucksvoll: glasklarer, voluminöser Klang, modernste Technik inklusive digitaler Melde- und Abstimm-Funktion und erfrischend aussetzerfrei. Kostenpunkt: 75.000 Euro. So macht arbeiten Spaß. Welche Tücke nun bleibt? Vielleicht die, dass der Redakteur jetzt keine Ausrede mehr hat, sollte er wichtige Informationen verpassen. Auf die Anlage kann er es nicht mehr schieben. (GEA)