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Aktuell Kommentar

Höchste Zeit für einen zuverlässigen Zugbetrieb auf der Ammertalstrecke

Die jüngsten Schäden an der Ammertalbahn sollen auf den zu trockenen Sommer zurückzuführen sein. Für Bahnnutzer sind die Argumente, warum der Zug mal wieder ausfällt, kaum mehr nachzuvollziehen, findet GEA-Redakteurin Irmgard Walderich.

Ein Schild, das Bahnreisende Richtung Herrenberg mittlerweile zu Genüge kennen.
Ein Schild, das Bahnreisende Richtung Herrenberg mittlerweile zu Genüge kennen. Foto: Alexander Thomys
Ein Schild, das Bahnreisende Richtung Herrenberg mittlerweile zu Genüge kennen.
Foto: Alexander Thomys

TÜBINGEN. Dieses Mal ist es also der trockene Sommer. Das nächste Mal vielleicht der zu kalte Winter. Vielleicht fehlt aber auch wieder einmal das Personal, oder die Züge müssen dringend zur Reparatur. Wer die Ammertalbahn im Alltag nutzt, braucht einen langen Atem und vor allem viel Geduld. Allein im GEA-Archiv hat die Liste der Meldungen, in denen von Einschränkungen im Zugverkehr zwischen Herrenberg und Tübingen die Rede ist, beachtliche Ausmaße erreicht. Jahrelang fiel sie in den gesamten Sommerferien aus. Das konnte man als Bahnfahrer noch hinnehmen. Schließlich versprach die Elektrifizierung der Strecke eine deutliche Verbesserung.

Im November 2022 war es geschafft. Die Ammertalbahn ging frisch elektrifiziert an den Start. 485 Masten waren aufgestellt, fünf Kilometer Gleise neu verlegt, auf vier Kilometern Strecke war der Unterbau erneuert, acht Haltestellen waren gestaltet, Bahnübergänge angepasst. Rund 54 Millionen Euro hatte der Umbau gekostet, immerhin zehn Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant.

Vorfreude auf zuverlässigen Bahnbetrieb war zu früh

Die Vorfreude auf einen zuverlässigen Bahnbetrieb war allerdings zu früh. Kaum frisch aufs Gleis gesetzt, fiel sie auch schon wieder aus. Seitdem geriet der Zug immer wieder aus unterschiedlichen Gründen ins Stocken. Im Winter 2023 wurden die Züge zwischen 19.30 Uhr und 5.30 Uhr durch Busse ersetzt. Der Grund: Personalmangel. Dann wurden Serienschäden an den Fahrzeugen festgestellt. Reihenweise fielen Züge aus. Der damalige Landrat Joachim Walter sprach in einem Pressegespräch von einem Desaster. In seinen finstersten Stunden habe er sich gedacht »jetzt teeren wir die Strecke und lassen Elektrobusse fahren«.

Stabilisiert hatte sich der Zugverkehr, als sich der Zweckverband entschloss, die Bahn nicht mehr bis nach Bad Urach fahren, sondern, wie früher, zwischen Tübingen und Herrenberg pendeln zu lassen. Die Menschen, die täglich zur Schule oder zur Arbeit mit dem Zug pendeln, konnten aufatmen. Die Bahn war endlich zuverlässig unterwegs. Im Sommer standen dann wieder unvermittelt alle Räder still. Es war wieder Schienenersatzverkehr angesagt.

Für Bahnnutzer ist das alles nur noch schwer nachzuvollziehen. Die endlose Geschichte der Störungen auf einer 21 Kilometer langen ebenen Strecke zerstören das Vertrauen in den öffentlichen Nahverkehr. Und sie gefährden den Glauben an das große Projekt Regionalstadtbahn, deren Teil die Ammertalbahn schließlich ist. Höchste Zeit also, dass dieser Zug zuverlässig nach Fahrplan verkehrt. Egal, ob es Sommer, Herbst, Winter oder Frühling ist. (GEA)