KREIS TÜBINGEN. Wenn sich eines bei den aktuellen Kommunalwahlen gezeigt hat, dann das: Die Wähler wissen ganz genau, wem sie ihr Vertrauen schenken. Die Reihenfolge innerhalb der Listen spielen da nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das zeigte erneut die Tübinger Kreistagswahl. Nicht nur Stimmenkönig Boris Palmer wurde auf seinem Platz elf im Wahlkreis Tübingen zielsicher gefunden und nach oben gewählt. Auch in den Gemeinden wurden die Listen gründlich durcheinandergewirbelt.
Es ist ein gutes Zeichen für die Demokratie in der Region. Heißt das doch, dass die Wählerinnen und Wähler sich ganz genau mit den Vorschlägen befasst haben. Sie haben sich Zeit genommen und sehr überlegt ihre vielen Kreuzchen verteilt. Das stärkt auch die Gewählten.
Schon in den Gemeinderatswahlen war das zu sehen. »Man wählt die, die man kennt«, hatte das Daniel Leibßle, CDU Gomaringen zusammengefasst. Und denen man das zutraut, könnte man hinzufügen.
Im Gremium vor Ort ist das naheliegend. Dass es sich im Kreistag fortsetzt, ist erstaunlich. Keine andere Wahl ist derart komplex im deutschen Wahlsystem. Die umständliche Berechnung der Sitzverteilung im Gremium ist für die Wähler nur sehr schwer zu durchschauen. So sieht es auf den ersten Blick zwar so aus, als ob die Grünen wieder stärkste Fraktion im Kreistag geworden seien. Immerhin haben sie 26,3 Prozent der Stimmen erreicht und die Freien Wähler 20,6 Prozent. Die Sitzverteilung sieht allerdings ganz anders aus: Da haben die Grünen drei Sitze verloren und sind nur noch mit 15 Vertretern im Gremium. Die Freien Wähler dagegen haben ihre 16 Sitze behalten. Erklären lässt sich das mit den fünf Wahlkreisen und ihre Gewichtung nach Einwohnerzahl im Kreis.
Die Wähler hat das alles nicht beirrt. Sie haben sehr bewusst gewählt. Und das ist gut so.