GOMARINGEN. Die Grundschulbank mussten die Gomaringer Gemeinderäte wohl schon lange nicht mehr drücken. Auf kindergerechten blauen Stühlchen nahmen die Damen und Herren Platz, um sich von Bürgermeister Steffen Heß und dem Rektor der Schlossschule, Magnus Klinzing, den nunmehr vollbracht- und vollzogenen Digitalpakt präsentieren zu lassen. Über 250.000 Euro hat die Gemeinde für die moderne Ausstattung seit 2021 ausgegeben, für Server, Tafel-Displays und Doku-Cam. Davon sind aber rund 177.000 Euro Landeszuwendungen zum Digitalpakt, was die Eigenmittel der Gemeinde unterm Strich auf knapp 75.000 Euro schrumpfen lässt.
»Die 30 PCs für den Computerraum sind in den Zuwendungen aber nicht mit drin«, erklärte Bürgermeister Heß bei der abschließenden Vorstellung des Paktes. Angefangen habe die Umsetzung der Digitalisierungsmaßnahmen bereits 2021, noch unter dem damaligen Direktor der Schlossschule, Joachim Allgaier. »Wir haben uns mit Rat und Lehrern abgestimmt und die Anschaffungen genehmigen lassen«, sagte Heß. Zuerst kam der neue Server - notwendigerweise, weil das alte Schulnetz damals nur sehr eingeschränkt nutzbar war und das alte Gerät dringend ersetzt werden musste. Etwa zeitgleich folgten die PCs für den Computerraum. Mithilfe eines Ingenieurbüros, das den Ausbau begleitete, wurden nach und nach die interaktiven Displays eingebaut, die heute die ausgedienten Kreide-Tafeln in 31 Klassenzimmern der Grund- und Werkrealschule ersetzt haben.
Huthi-Rebellen verzögern Lieferungen
Und die haben es in sich. »Wir haben schon die nächste Generation Tafeln bekommen«, erklärte Rektor Klinzing. Die ursprünglich angedachte Lieferung, die in den Pfingstferien per Schiff bereits hätte ankommen und dann verbaut werden sollen, wurde durch die politische Situation im Jemen und die Huthi-Rebellen verzögert - was den späteren Einbau in den Sommerferien im vergangenen Jahr zur Folge hatte. Mit einer ausgetauschten Retoure vor knapp zweieinhalb Wochen sei nun die »letzte Aktion« des Digitalpakts erfolgreich umgesetzt worden, so Klinzing.
Im Prinzip funktionieren die Displays - in ihrer Dimension mit den altbekannten Kreide-Tafeln vergleichbar und an zwei mächtigen Schienen befestigt - wie ein großes Tablet: Eingaben können per Touchscreen auf den Bildschirm in der Mitte erfolgen, das Schreiben funktioniert mit speziell für die Tafeln gefertigten Stiften oder auch einfach mit dem Finger. Die Seitenflügel sind sogenannte Whiteboards, die ebenfalls mit extra dafür entwickelten Stiften beschrieben und leicht wieder gereinigt werden können. »Per Knopfdruck fügen wir eigene Hintergründe und Lineaturen hinzu«, erläutert der Schulrektor und unterstreicht seine detaillierten Schilderungen behände mit einer Darbietung der Funktionen. Über Lautsprecher ertönt beim Schreiben das Geräusch von Kreide auf Schiefer, über eine Werkzeugleiste werden Lineale, Geodreiecke und Zirkel benutzt. Die Software, durch Künstliche Intelligenz unterstützt, begradigt Linien und ermöglicht perfekte Kreise, die eine menschliche Hand wohl kaum so hinbekommen würde. Mit ein, zwei Klicks lassen sich die geometrischen Meisterwerke oder die ausgedienten Informationen auf den Tafeln wieder löschen. Internetfunktionen wie Youtube, Browser und vom Land geförderte Lern-Datenbanken inklusive - selbstverständlich mit Kinderfiltern.
Digitale Overhead-Projektoren
»Das funktioniert alles recht intuitiv«, fasst Klinzing zusammen, »und wird auch von der gesamten Lehrerschaft verstanden.« Natürlich gebe es Unterschiede in der technischen Begabung einzelner Kollegen, aber die Schule bemühe sich, über Fortbildungen die Wissensstände anzugleichen. Zusätzlich lassen sich die Displays mit dem Lehrerhandy steuern und bespielen und Dokumentationskameras - Doku-Cams, die wie moderne, digitale Overhead-Projektoren funktionieren - ermöglichen eine digitale Darstellung von Papieraufschrieben, die bei den Schülern noch hoch im Kurs stehen: Unter jeder Schulbank finden sich Schulhefte, von fleißigen Kinderhänden beschrieben.
Falls aber doch ein Computer für den Unterricht genutzt werden muss, kann die Schule auf einen mobilen Klassensatz zurückgreifen. Dabei sitzen bislang noch zwei Schüler zusammen an einem Gerät. Ob Ausleihgeräte oder eine Aufstockung möglich sei, schlug SPD-Gemeinderat Maximilian Föll vor. »Das ist gut gedacht, aber wir müssen schauen, was das für einen Rattenschwanz nach sich zieht«, sagte der Rektor - insbesondere, was Wartung und Versicherung anbelange. »Für die Schule ist das aber sicher wünschenswert.« Dann könne man auch bei Bedarf die Schüler, die zu Hause nicht über die entsprechende Hardware verfügen, auch mit einem Leihgerät unterstützen. »Während Corona hatten wir alle Geräte ausgegeben«, erinnert sich Klinzing. (GEA)