GOMARINGEN. Seit nunmehr 30 Jahren bewahren die Gomaringer Schlosshexa die Tradition des Narrentums in der Region und führen sie fort. Was 1995 begann, hat sich über drei Jahrzehnte zu einer Gemeinschaft von 105 Mitgliedern entwickelt. Besonders bemerkenswert: Gründungsmitglieder von damals sind noch heute aktiv oder passiv in der Zunft tätig und übertragen ihre Begeisterung für die Fasnet auf die nächste Generation. »Wir haben viele Familien, in denen schon die Mütter oder Väter als junge Erwachsene in der Zunft waren und jetzt machen sie mit ihren Kindern mit«, freut sich Eva Schlegel vom Zunftrat.
Schlegel hat für diese enge Verbundenheit ein gutes Beispiel: »Das erste Baby nach der Gründung der Narrenzunft kam 1998 auf die Welt. Die Tochter unserer Zunftmeisterin Petra Glaunsinger ist heute noch dabei.«
Für die Narren der ersten Stunde war der Start im pietistisch geprägten Gomaringen allerdings etwas holprig, Widerstände und Bedenken mussten überwunden werden. Das mussten auch die »Käsperle« erdulden, die sich schon ein Jahr früher gründeten. Sie haben laut eigenen Angaben etwas mehr Mitglieder (fast 140) und als zweite Figur die »Breiabender«. »Inzwischen ist die Fasnet aber im Ort etabliert, und es gab schon lange keine Probleme mehr«, sagt Schlegel.
»In einer Welt, wo es nicht viel zum Lachen gibt, kann die Fasnet einen Gegenpol bilden«
Vier Jahre nach der Gründung der Schlosshexa kam 1999 die Maske des »Oichele« zum Verein, dessen Herkunft auf einem Streit mit den Nachbargemeinden Bronnweiler und Ohmenhausen Mitte des 18. Jahrhunderts beruht (der GEA berichtete). Die aus Lindenholz ge-schnitzten Masken der Gomaringer Schlosshexa sehen alles andere als schaurig aus. Das zottelige schwarze Haar umrahmt ein freundliches Gesicht ohne Warzen und Falten. »Zu erkennen sind höchstens ein paar Lachfalten«, so Schlegel, die mit acht Jahren zur Zunft kam. »Ich war vor 29 Jahren der erste Narren-samen.«
FASNETSPLAN
Die Gomaringer Schlosshexen und die Oichele sind zum Beispiel am Freitag, 14. Februar, beim Nachtumzug in Albstadt oder am Sonntag, 16. Februar, beim Umzug in Tübingen zu sehen. Am Donnerstag, 27. Februar, stürmen sie gemeinsam mit den Käsperle das Rathaus und an Aschermittwoch, 5. März, wird die närrische Zeit mit einem Traueressen beschlossen. Weitere Termine sind auf der Webseite der Zunft zu finden. (raw) www.schlosshexa-gomaringen.de
Der gute Zusammenhalt unter den Gomaringer Schlosshexa zeigte sich auch bei dem großen Fest, mit dem sie kürzlich ihr 30-jähriges Bestehen in der Kulturhalle feierten. Eingeladen waren 37 befreundete Zünfte, die den Zuschauern ein buntes Programm boten. Hexen- und Showtänze, Lumpenkapelle oder Guggenmusik, die 1.200 Gäste wurden bestens unterhalten und waren begeistert. Neben der Halle war ein großes Festzelt mit einer Bar aufgebaut und zwischen den Programmpunkten sorgte DJ MK für Stimmung im Zelt und in der Halle. »Es war eine sehr erfolgreiche Party mit einer friedlichen Stimmung«, so Schlegel.
»Beim Auf- und Abbau und beim Fest haben unsere Mitglieder, die im Einsatz waren, super mitgezogen. Wir vom Zunftrat sind dafür sehr dankbar.« Vom Banker und Handwerker über den Schornsteinfeger bis zu Lehrerinnen und zur katholischen Gemeindereferentin: Die Mitglieder haben ganz unterschiedliche Berufe und bringen entsprechend auch ihre Erfahrungen ein.
Die Schlosshexa und die Häsgruppe Oichele beteiligen sich auch in dieser Fasnetssaison an vielen Umzügen. »Wir freuen uns, dass wir den Leuten dann mit liebevollem Schabernack eine Freude machen können. In einer Welt, wo es gerade nicht viel zum Lachen gibt, kann die Fasnet einen Gegenpol bilden, um für kurze Zeit die Sorgen zu vergessen«, so die Zunfträtin.
»Für einen kleinen Verein ist ein Umzug einfach nicht mehr zu stemmen«
Highlights in den vergangenen 30 Jahren seien die drei Nachtumzüge in den Jahren 1998, 1999 und 2015 gewesen. Hohe Auflagen wie zum Beispiel die Organisation der Straßensperrungen in Eigenregie oder die Hygieneschulung für das Fest danach führten inzwischen zum Verzicht auf diese Umzüge. »Für uns als kleiner Verein ist das ein Riesenaufwand und einfach nicht mehr zu stemmen.«
Mit ihrem Fasnetsplan möchte die Zunft auch 2025 ein Gleichgewicht zwischen Umzügen und Abendveranstaltungen erreichen. »Wir versuchen, eine gute Mischung der Orte hinzubekommen, die wir besuchen und haben uns Richtung Alb orientiert«, so Schlegel. Die Schlosshexa sind mit ihrem Narrenruf »Hex, kratz me au« aber auch in der näheren Umgebung präsent, etwa in Ofterdingen. »Im November 2024 gründete sich der Narrenring Steinlach-Wiesaz-Härten. Da besuchen sich die Zünfte auch untereinander.« Nach der Fasnet dauert es nicht lange, bis die Gomaringer Schlosshexa zum nächsten Event einladen: die 1.-Mai-Hockete im Schlosshof hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. (GEA)