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Aktuell Bürgersinn

Gomaringer Bürgerstiftung feierte zehnjähriges Bestehen

Festredner Hubert Wicker zitierte seinen Nachfolger als Regierungspräsident, Hermann Strampfer: »So schnell ist noch keine Bürgerstiftung zusammengekommen.«

Johannes Rothmund, Willi Kemmler und Klaus Rilling von der Gomaringer Bürgerstiftung im Gespräch mit Alt-Regierungspräsident und
Johannes Rothmund, Willi Kemmler und Klaus Rilling von der Gomaringer Bürgerstiftung im Gespräch mit Alt-Regierungspräsident und Festredner Hubert Wicker. Foto: Michael Sturm
Johannes Rothmund, Willi Kemmler und Klaus Rilling von der Gomaringer Bürgerstiftung im Gespräch mit Alt-Regierungspräsident und Festredner Hubert Wicker.
Foto: Michael Sturm

GOMARINGEN. »Eigentlich haben wir schon mal was geleistet«, stellte Willi Kemmler, der Motor hinter der Gomaringer Bürgerstiftung, fest. Am Dienstag trafen sich (fast) alle damals Beteiligten im Bürgersaal des Gomaringer Schlosses, am selben Ort an dem, exakt am selben Tag vor zehn Jahren, die Gomaringer Bürgerstiftung aus der Taufe gehoben worden war.

Und die war von Beginn an umtriebig. Sie wollte dort eigene Akzente setzen, »wo im Flecken etwas fehlte«, sagte Kemmler. Die Macher über den Tellerrand, etwa nach Dußlingen: Was machen die dort mit ihrem Bürgerauto? 2015 hatte Gomaringen, dank der Bürgerstiftung, ein eigenes. 2015 war ohnehin sehr ereignisreich, was die Ideen betraf, den Ort zu verschönern oder darin Dinge anzuschieben.

Mit den Bänken fing alles an

Eine Gruppe um Herbert Bader war sich einig: »Wir brauchen Bänkla!« 68,38 Festmeter Eichenholz später standen sie da – acht Eichen hatte Karl-Heinz Baumann spendiert. Im April 2015, bei einer Bürgerversammlung, kam der Gedanke ins Spiel, man müsse aus der »Hald‘« etwas machen: Der Gemeinderat hatte zurückgeschreckt, ins Areal an der Lindenstraße zu investieren – zu teuer. Die Mitglieder der Bürgerstiftung packten es selbst an. Dort entstand der Spiele-Platz.

Kemmler dankte speziell Uli Maag, der sich um die Finanzierung gekümmert hatte. Allerdings sei dies nur möglich gewesen, weil andere Stiftungen Geld dazu schossen. Dann wurden auf 7.000 Quadratmeter Fläche rund 840.000 Tonnen Bauaushub bewegt, gut 550.000 Tonnen Schotter, Sand und Splitt verbaut, 200 Quadratmeter Hackschnitzel verteilt und etwa 500 Pflanzen gesetzt. Eine Gruppe der Bürgerstiftung baute sieben Wildbienenhäuser und zwei Bücherschränke.

Hubert Wicker würdigte Willi Kemmler als Motor der Bürgerstiftung

Festredner Hubert Wicker zitierte seinen Nachfolger als Regierungspräsident, Hermann Strampfer, der am 15. Januar 2015 die Stiftungsurkunde überreicht hatte: »So schnell ist noch keine Bürgerstiftung zusammengekommen.« Wicker würdigte Willi Kemmler als stetigen Antreiber hinter der Gomaringer Bürgerstiftung, auch was seine eigene Person betreffe: »Er hat mich zur Festrede genötigt«, so Wicker über Kemmler, augenzwinkernd.

Ob Soziales, Kultur, Wissenschaft oder Sport: Stiftungen, so Wicker, stellten als finanziell und politisch unabhängige Organisationen gelebten Bürgersinn dar. Der Zweck sei meist sehr weit gefasst, um kurzfristig auf Herausforderungen reagieren zu können. Im Land Baden-Württemberg habe es Anfang 1995 205 Stiftungen gegeben, heute seien es 676, bundesweit über 25.000. Allein im Kreis Tübingen gebe es heute 47, Stiftungen – 2005 waren es lediglich acht.

Die älteste Stiftung in Deutschland wurde 1239 gegründet

Als Grund für diese Entwicklung nannte Wicker Verbesserungen im Stiftungssteuerrecht und die Bereitschaft in der Bevölkerung, eigenes Vermögen an die Gesellschaft zurückzugeben. Außerdem wache der Staat darüber, dass Stiftungsgeld bestehen bleibe und dass der Stiftungswille nicht missachtet werde. Die älteste Stiftung in Deutschland sei die Hospizstiftung zum Heiligen Geist in Biberach – gegründet im Jahr 1239.

Stiftungen, so Wicker weiter, seien gerade in Zeiten wichtig, in denen die Spielräume der öffentlichen Hand eingeschränkt seien. So auch heute, wo der Rückgang der Einnahmen von Kommunen, Land und Staat zurückgehen: »Da muss ein Umdenken stattfinden«, sagte der ehemalige Tübinger Regierungspräsident, ehe nach dem Ende seiner Rede die Kapelle des Musikvereins Gomaringen beschwingt aufspielte. Die Gäste erhoben sich zum zwanglosen Gespräch bei Getränken und Gebäck. So lässt sich ein Zehnjähriges gemütlich feiern. (GEA)