MÖSSINGEN. Der Verein zur Wahrung der deutschen Sprache (VDS), der für die Grundfesten unserer Sprache, der Grammatik, einsteht, klagt: Ein Viertel aller Viertklässler in Deutschland verfehlt die Mindeststandards beim Lesen. Ihnen drohen erhebliche Schwierigkeiten in der weiteren Schul- und Berufslaufbahn. Gegen die Leseschwäche würden nur ständiges Lesen und mehr Unterricht in der Muttersprache helfen. Deshalb tritt der VDS vehement gegen die unnötige Vermischung der deutschen Sprache mit englischen Ausdrücken an. Die Anglisierung grenze viele Mitbürger aus, die eingeschränkte Fremdsprachenkenntnisse haben. Der Verein, der auch jedes Jahr die besten Leistungen im Deutsch-Abitur ehrt, hat folgerichtig »XMas« zum »überflüssigsten und nervigsten Wort in Deutschland« gewählt. Es stehe »im Gegensatz zu allem, was man mit Weihnachten verbinde: Gemütlichkeit, Traditionen, Romantik«.
Hoffentlich hat der Verein keine Kenntnis vom großen »XMAS«-Glühen in Mössingen genommen, wohin die Bürgerstiftung am Freitagabend »zum gemütlichen traditionellen Get-together mit der Einstimmung auf die Weihnachtsfeiertage« auf den Löwensteinplatz eingeladen hat. Hunderte kamen zum »Vorglühen«. Dessen Reinerlös sinnigerweise dem neuen Projekt »Lesepatenschaften« zugutekommen wird. Denn ab Anfang nächsten Jahres sollen Schüler mit Leseschwächen an den vier Mössinger Grundschulen durch Lese-Paten individuell gefördert werden. Die wurden am Wochenende auf dem Löwensteinplatz von den Stiftungsmitgliedern gesucht und gefunden.
Sybille Gisbert hat die örtliche Projektleitung der Aktion »Mentor – Die Leselernhelfer« übernommen. »Wir wollen die Initiative, an der bundesweit bereits 15.000 Mentoren in 600 Gemeinden wirken, auch hier voranbringen.« Gesucht werden Freiwillige, die einmal pro Woche eine Stunde lang mit ihrem Patenkind in der Schule zum gemeinsamen Lesen und Erzählen zusammenkommen. »Mit Lob, Humor und Geduld – und wenigstens ein Jahr lang.«
Und selbst, wer nicht zum Vorleser werden kann und will, konnte sich, ganz nebenbei, beim Zusammenkommen mit Freunden und Bekannten in das »Herzensprojekt« der Stiftung einbringen. Denn mit jedem Becher Glühwein, Punsch oder einem Imbiss unterstützt man die gute Sache. »Wir müssen die Einführungsseminare für die Mentoren und die Werbematerialien finanzieren«, so Lutz Gisbert, der Vorstands-Assistent. »Wenn’s klappt, würden wir nach den Fastnachtsferien mit der Aktion starten.« (GEA)