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Gestohlen geglaubte Gomaringer Peilscheibe ist wieder aufgetaucht

Damit hat wohl kaum jemand mehr gerechnet: Die im vergangenen Jahr als gestohlen vermutete Peilscheibe auf dem Gomaringer Horn wurde wiedergefunden. Kurios ist dabei vor allem das Timing des Fundes.

Die Gomaringer Peilscheibe wurde im vergangenen Jahr mit brachialer Gewalt entfernt.
Die Gomaringer Peilscheibe wurde im vergangenen Jahr mit brachialer Gewalt entfernt. Foto: Irmgard Walderich
Die Gomaringer Peilscheibe wurde im vergangenen Jahr mit brachialer Gewalt entfernt.
Foto: Irmgard Walderich

GOMARINGEN. Jeden erdenklichen Hebel hatte der Gomaringer Albverein im Sommer vergangenen Jahres in Bewegung gesetzt, um die Peilscheibe vom Aussichtspunkt Horn wiederzufinden. Metall-Diebe - so die Vermutung damals - hatten das 25 Kilogramm schwere Bronzestück, auf dem ein hochdetailiertes Landschafts-Relief des Umlands abgebildet ist, im Juli gestohlen. Systematische Suchaktionen, Zeugenaufrufe und sogar eine vom Rathaus ausgelobte Belohnung in Höhe von 1.500 Euro waren vergeblich. Die Scheibe blieb verschwunden.

Bis jetzt. Wie Stephan Rilling vom Vorstandsteam des Gomaringer Albvereins nun mitteilt, wurde die Peilscheibe gefunden. »Unerwartet wurde sie nun weit außerhalb des vermuteten Bereichs im dichten Gebüsch entdeckt - an einer Position, die wir zuvor ausgeschlossen hatten«, erklärt Rilling gegenüber dem GEA. Vorstandskollege Jochen Pflumm ergänzt: »Ich habe mindestens zehn Mal nach der Scheibe gesucht und die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgegeben.«

Zuerst mit grünem Tonnendeckel verwechselt

Pflumms Hoffnung war wohlinvestiert: Gefunden hat die Peilscheibe der Gomaringer Schreinermeister Fred Ruggaber. Und wie viele Funde war auch dieser eigentlich ein Zufall. »Meine Mutter hat eine Mitteilung von der Gemeinde bekommen, dass ihr Stückle langsam verwahrlost«, erzählt Ruggaber im Gespräch mit dem GEA. »Da habe ich gedacht: Jetzt gehst du mal raus und schaust dir das an.« Vielleicht könne man sich der ausbreitenden Wildnis ja mit Rasenmäher, Heckenschere und Unkrautjäter erwehren. Auf dem Stückle dann zugange, fiel sein Blick plötzlich auf einen grünlichen Schimmer, fernab im dichten Gestrüpp. »Ich dachte erst, das sei eine Regenwassertonne mit einem grünen Deckel. Wer schmeißt denn da eine Tonne hin?« Beim genaueren Hinsehen erkannte Ruggaber dann: Das ist die verschwundene Peilscheibe.

In diesem Gebüsch samt Unterholz hat Fred Ruggaber die Peilscheibe gefunden.
In diesem Gebüsch samt Unterholz hat Fred Ruggaber die Peilscheibe gefunden. Foto: Fred Ruggaber
In diesem Gebüsch samt Unterholz hat Fred Ruggaber die Peilscheibe gefunden.
Foto: Fred Ruggaber

Glücklicherweise war die Vegetation an diesem kalten Februartag noch kahl, sonst hätte der Schreinermeister das Bronzerelief wohl nicht finden können. »Man musste schon drauf stehen, um die zu sehen«, sagt Ruggaber. Schließlich hätten die Mitglieder des Albvereins und andere Freiwillige immer wieder danach gesucht und Gebüsch für Gebüsch akribisch durchkämmt. »Hier ist auch ein großer Brombeerbusch, an den Fundort kam man im Sommer so nicht hin. In all dem Grün sieht man die Bronzescheibe halt auch nicht.« Am Ende hat sie nur knapp 50 Meter vom Horn aus zurückgelegt.

Dass die Peilscheibe zwischendurch mal woanders gelegen haben könnte, glaubt Ruggaber nicht. Seine Theorie: »Die hat wohl jemand den Berg runtergerollt.« Aber nicht geradeaus runter, irgendwo müsse sie schräg nach links abgeprallt sein, Richtung Süden. Ein weiteres Indiz: Ruggaber fand viele aufgefressene Haselnüsse und Schalen unter dem Hohlraum des Absturzortes. »Hier haben es sich wohl ein paar Tierchen gemütlich gemacht und Winterlager aufgeschlagen.« Schließlich hat der Schreinermeister die Scheibe den Berg runtergerollt und die 25 Kilogramm Bronze bis zur Alteburgstraße zum Auto getragen. Dann habe er sie dem Albverein vorbeigebracht.

Neue Scheibe bereits gegossen

Das Timing des Fundes hätte kaum kurioser sein können. »Die Scheibe wurde nur ein, zwei Tage später gefunden, nachdem die neue Peilscheibe fertig gegossen war«, sagt Jochen Pflumm. Diese Neuanfertigung wurde durch großzügige Spenden an den Albverein ermöglicht: Unter anderem steuerte die Gemeinde Gomaringen die ausgelobte Belohnung von 1.500 Euro bei, und auch der Obst- und Gartenbauverein und die Gymnastikfrauen des TSV Gomaringen haben großzügig gespendet. So konnten die benötigten 10.000 Euro für eine neue Scheibe in nur knapp drei Monaten gesammelt werden und der Ersatz schon deutlich vor Ruggabers Entdeckung im Februar in Auftrag gegeben werden.

Jetzt hat Gomaringen also bald zwei Peilscheiben. »Der ältere Bruder – oder die ältere Schwester, wenn man so will – kommt nach Stockach«, eröffnet Pflumm, was Rilling bestätigt. In Abstimmung mit der Gemeinde soll das wiederentdeckte Bronzerelief bei der Linde aufgestellt werden. »Es muss natürlich auch von der Ausrichtung her richtig passen«, gibt Pflumm zu bedenken. Das frisch gegossene Geschwisterchen hingegen wird mit einer ausgefuchsten Diebstahlsicherung auf dem angestammten Platz am Gomaringer Horn im August sein hoffentlich dauerhaftes, neues Zuhause beziehen. (GEA)