GOMARINGEN. Eigentlich sollte es nur um eine Formalie gehen, damit der Generationen Campus Gomaringen, der auf einem Flutstück in der Alteburgstraße geplant ist, zügig entstehen kann. Doch wehe, dem Schwaben geht’s ans Auto und die damit verbundenen Stellplätze – da kann es in einem sonst recht harmonischen Gemeinderat auch mal heiß hergehen. Besonders die zukünftige Parksituation am Mehrgenerationenhaus sorgten am Dienstagabend für Diskussionen zwischen den Freien Wählern (FW) und den anderen Parteien.
»Das Grundstück in der Alteburgstraße ist gekauft und das alte Gebäude wurde abgebrochen«, eröffnete die Geschäftsführerin der Generationen Campus Gomaringen Immobilien GmbH & Co. KG, Stephanie Lotz, ihre Präsentation vor dem Gremium. Auf Vorschlag der Verwaltung sollten die Gemeinderäte darüber abstimmen, ob das Mehrgenerationenhaus durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan realisiert wird. Dadurch wäre eine schnellere Umsetzung des Projekts möglich. Zudem muss ohnehin eine Entscheidung fallen, denn für das Grundstück existiert gegenwärtig noch gar kein rechtlich verbindlicher Bebauungsplan.
»Wir wollen den demografischen Wandel mitgestalten und planen deshalb über 30 Wohnungen für rund 60 Menschen jedes Alters«, fasste Lotz das Projekt in Kürze zusammen. Neben klassischen Wohneinheiten für Einzelpersonen, Paare und Familien werde es zudem Platz für bis zu acht Pflegebedürftige geben, die zwanglos in die Gemeinschaft des Wohnkomplexes integriert werden. Insbesondere Konzepte wie Werkstätten, Ateliers und ausgestaltete Grünflächen sollen die Bewohner näher zusammenbringen und ein nachhaltiges und harmonisches Miteinander ermöglichen. Zudem wurde ein Mobilitätskonzept erarbeitet, damit Menschen im fortgeschrittenen Alter lange und gesund in der Alteburgstraße wohnen und leben können.
Dazu gehöre auch, mit weniger Autos und damit auch mit weniger Parkplätzen zu planen. »Die sind auch keine Bereicherung fürs Stadtbild«, erklärte Architekt Florian Danner, der dem Gremium die ersten Entwürfe präsentierte. Der Platz sei besser für attraktive Aufenthaltsflächen zu nutzen. Alternativen zum eigenen Auto seien zudem mit eingeplant: So könne sich die Baugemeinschaft einen Pkw teilen und man könne zusätzlich Carsharing-Parkplätze einrichten.
Sechs Stellplätze mehr
Deshalb habe man sich mit der Gemeinde, die ursprünglich 46 Stellplätze wollte, in den ersten Planungen auf 40 geeinigt – 10 davon oberirdisch, Richtung Osten zum Oberen Haldenweg. Ginge es nach der GmbH, hätte man lieber nur 34 gehabt. »Das war für uns schon ein Strecken nach oben«, gab Lotz zu. Die Freien Wähler hielten indes an den 46 Parkplätzen fest – und stellten prompt einen Antrag. Die Idee: Die Parkplätze im Osten Richtung Ohmenhäuser Straße zu erweitern. »So ein Spannungsverhältnis gibt es bei jedem Bauvorhaben«, erklärte Bürgermeister Steffen Heß und schlug den Kompromiss des Kompromisses vor: »Wäre es schulterbar, zwei Parkplätze mehr unterzubringen?«
Architekt Danner stellte klar, dass man mache, was der Bauherr nach Entscheidung durch den Gemeinderat wünsche, hielt das aber für keine gute Idee. »Man müsste um drei, vier Meter kürzen. So viel Wohnraum aufzugeben, wäre unverhältnismäßig.« Lotz wies auf die Gefahren des dadurch entstehenden Rangierverkehrs auf dem Nachbargrundstück hin.
Daniela Diestel (SPD) zeigte sich »entsetzt«, dass man versuche, wegen sechs Stellplätzen ein »tolles Projekt« zu torpedieren – was Martin Kuttler (FW) nicht auf sich sitzen ließ: »Wir wollen das Projekt nicht verhindern und auch keinen Wohnraum gegen Stellplätze tauschen.« Diese Unterstellungen seien eine »Frechheit«. Nur seien die Plätze eben zu wenig: Wenn am Wochenende Besuch komme, würde kreuz und quer in den angrenzenden Straßen geparkt werden. »Wir sind Wohnung für Wohnung durchgegangen«, erklärte Heß. Man habe alle relevanten Aspekte beachtet, intensiv verhandelt und sei auf 40 gekommen: »Man muss sich an der Praxis orientieren.« Zwar wurde der Antrag der Freien Wähler schließlich abgelehnt, aber dem Vorentwurf des Bebauungsplans wurde mehrheitlich bei drei Enthaltungen zugestimmt. (pru)

