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Gehbehinderte aus Kusterdingen benötigt Umbau

Kusterdinger Mutter von drei Kindern hofft auf Unterstützung für einen behindertengerechten Umbau.

Caren Hailfinger bewältigt längere Strecken nur noch im Rollstuhl.  FOTO: STÖHR
Caren Hailfinger bewältigt längere Strecken nur noch im Rollstuhl. Foto: Ines Stöhr
Caren Hailfinger bewältigt längere Strecken nur noch im Rollstuhl.
Foto: Ines Stöhr

KUSTERDINGEN-WANKHEIM. Ihre erste Operation hatte sie im Alter von zehn Jahren. »Da ist meine rechte Kniescheibe rausgesprungen«, erzählt Caren Hailfinger. Mittlerweile ist die Mutter von drei Kindern 31 Jahre alt, war seither nie wieder schmerzfrei und ist insgesamt neun Mal an dem Gelenk operiert werden. Das Bein wird sie aber nie wieder uneingeschränkt benutzen können, da die Muskulatur sich immer weiter abbaut. Hailfinger ist inzwischen auf eine Beinschiene, Krücken und den Rollstuhl angewiesen. Um ihren Alltag zu bewältigen, braucht sie ein behindertengerechtes Auto. Aber das ist teuer.

»Als das Wetter jetzt umschlug, saß ich nur auf dem Sofa«

Besonders problematisch war die achte OP an der Sportklinik in Cannstatt im Januar vergangenen Jahres, bei der eine Schleimhautfalte unterm Knochen entfernt werden sollte. Drei Tage später war das Knie auf die Größe eines Handballs angeschwollen, das Bein ließ sich nicht mehr strecken. Das Kniegelenk war voller Narbengewebe, das operativ entfernt werden musste. Immerhin erfuhr die junge Frau in der Folge, woher die jahrelangen Probleme stammen. Die Diagnose: Komplex Regionale Schmerzsyndrom (CRPS) und Arthrofibrose, die zu der sehr eingeschränkten Beweglichkeit führen.

Durch die Krankheit sind die Gehstrecke und die Funktion ihres Knies stark begrenzt, erklärt Hailfinger. Dazu kommt dann noch Osteoporose am kompletten rechten Bein. »Da wir sehr ländlich wohnen, bin ich für die Versorgung meiner Familie und mir aber auf ein Auto angewiesen. Leider sehen die Ämter das nicht so und haben meinen Antrag auf den Umbau meines Autos auf Handgas abgelehnt.«

Landratsamt reagierte ablehnend

»Grundsätzlich kommen wir zum Ergebnis, dass es Ihnen zuzumuten ist, erforderliche Wege mit dem ÖPNV zurückzulegen«, heißt es in dem Ablehnungsbescheid vom Mai 2023 vom Landratsamt. Wie gut das Angebot mit dem Öffentlichen Personennahverkehr vor Ort ist, spielt dabei keine Rolle. »Um mit den Kindern nach Ohmenhausen zum Schwimmen zu fahren, bin ich mit dem Auto zehn Minuten unterwegs«, sagt Hailfinger. Mit Bus und Bahn dauert das 50 Minuten, und am Ende geht es zu Fuß noch einmal 15 Minuten bergauf.

In der Realität sieht es dann oft so aus, dass Hailfinger alle Termine so legt, dass ihr Mann sie erledigen kann, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Aber das schränkt natürlich auch die Kinder in ihren Aktivitäten ein. Auch eine Haushaltshilfe hat Hailfinger über die Krankenkasse beantragt, zumal es Tage gibt, an denen sie gar nicht mehr laufen kann. »Als das Wetter jetzt umschlug, saß ich nur auf dem Sofa.« Doch auch diese Unterstützung zur Alltagsbewältigung neben ihren Therapien wurde ihr nicht zugestanden.

Wunsch nach mehr Lebensqualität

»Die gesetzlichen Vorgaben sind sehr hoch gesteckt, weshalb ich nun auf diesem Wege versuchen möchte, mir den Wunsch nach einem behindertengerechten Fahrzeug zu ermöglichen«, erklärt Hailfinger ihre Motivation, sich über GoFundMe Hilfe zu holen. »Natürlich ist es mir unangenehm, fremde Menschen um Geld zu bitten«, sagt die junge Frau. Sie sieht jedoch keine andere Möglichkeit mehr, ihre Mobilität im Alltag und damit ein Stück Lebensqualität zurückzubekommen. Früher ist die junge Frau leidenschaftlich gern wandern gegangen. Nun müssen die Ausflugsziele barrierefrei sein.

Das Geschäftsmodell des US-amerikanischen Unternehmens ist die Vermittlung von Spendengeldern über eine Internetplattform. Die Spendenerhebung erfolgt nach dem Crowdfunding-Prinzip: Eine große Anzahl an Privatpersonen kann in vergleichsweise kleinen Beträgen für einen bestimmten Zweck spenden. Die Empfänger des Geldes erstellen hierzu eine Webseite auf der Plattform, die den Spendenzweck erläutert. Über einen Spendenaufruf auf GoFundMe sollen nun 6.000 Euro zusammenkommen, um den Auto-Umbau zu finanzieren. Da sich diese für den alten Wagen mit 160 000 Kilometern auf dem Tacho nicht mehr lohnt, muss die Familie auch ein neues Auto kaufen. Bisher sind bereits 3.900 Euro auf dem Konto eingegangen. (GEA)

SCHMERZSYNDROM UND ARTHROFIBROSE

Dauerhafte Schmerzen und eingeschränkte Mobilität

Das Komplex Regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist eine Schmerzerkrankung, die noch nicht vollständig verstanden ist. Sie kann zum Beispiel nach einem Knochenbruch auftreten und zeigt sich als eine Zusammensetzung von Schmerzen, entzündlichen Symptomen, reduzierter Beweglichkeit und reduzierter Kraft sowie Störungen der Sensibilität. Die Ursache des CRPS ist bis heute nicht vollständig geklärt. Eine ursachenbezogene Therapie existiert daher nicht. Mit einer Häufigkeit von zwei bis 15 Prozent kommt es nach Verletzungen der Arme oder Beine zum CRPS, vor allem nach Knochenbrüchen, Operationen und anderen schwereren Verletzungen. Eine Arthrofibrose ist eine überschießende Narbenbildung in einem der großen Gelenke, zum Beispiel am Knie. Sie tritt als häufige, aber kaum bekannte Komplikation nach einer OP oder Verletzung am Gelenk auf. In Deutschland erkranken Tausende Menschen pro Jahr an Arthrofibrose. (GEA)