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Aktuell Auszeichnung

Excellenz Award für die Tübinger Kinos

Ende 2023 haben Carsten Schuffert und Robert Weihing die Tübinger Kinos Blaue Brücke und Museum übernommen. Jetzt wurden sie mit dem ICTA Presentation Excellence Award ausgezeichnet. Was für ihn der Schlüssel zum Erfolg ist, erzählt der Kinobetreiber Carsten Schuffert im GEA-Gespräch.

Unternehmerischen Mut und kulturelle Vision bescheinigte die International Cinema Technology Association den Betreibern der Tübi
Unternehmerischen Mut und kulturelle Vision bescheinigte die International Cinema Technology Association den Betreibern der Tübinger Kinos, Carsten Schuffert und Robert Weihing. Foto: Privat
Unternehmerischen Mut und kulturelle Vision bescheinigte die International Cinema Technology Association den Betreibern der Tübinger Kinos, Carsten Schuffert und Robert Weihing.
Foto: Privat

TÜBINGEN. Ende 2023 haben Carsten Schuffert und Robert Weihing die Tübinger Kinos Blaue Brücke und Museum übernommen. Jetzt wurden sie für »ihren unternehmerischen Mut, ihre kulturelle Vision und ihrem Innovationsgeist« mit dem ICTA Presentation Excellence Award ausgezeichnet. Schuffert und Weihing »haben nicht nur die Tübinger Kinos gerettet, sondern sie zu kulturellen Treffpunkten mit hoher Aufenthaltsqualität und herausragender Präsentationstechnik weiterentwickelt. Ihr Engagement ist beispielgebend für die Kinobranche«, so Jan Runge von der ICTA. Was für ihn der Schlüssel zum Erfolg ist, erzählt der Kinobetreiber Carsten Schuffert im GEA-Gespräch.

GEA: »Die International Cinema Technology Association (ICTA) hat sie mit einem Excellence Award ausgezeichnet. Haben Sie damit gerechnet?«

»Manche kommen nur zum Weintrinken«

Carsten Schuffert: »Überhaupt nicht. Wir haben einen Anruf bekommen und wurden gefragt, ob wir den Preis annehmen. Da haben wir natürlich ja gesagt. Die Auszeichnung wird jährlich für jedes Land von der internationalen Gesellschaft verliehen. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Vor allem auch, weil damit nicht nur die Vorführtechnik, sondern unser Ansatz, Kino zu betreiben, ausgezeichnet wurde.«

GEA: »Was ist denn Ihr Ansatz, Kino zu betreiben?«

Schuffert: »Wir wollen Kino zu einem Ort der Begegnung, der Diskussionen und der Kultur machen. Auch der Service-Gedanke spielt dabei eine große Rolle. In unseren Kinos gibt es Filmreihen für verschiedene Zielgruppen und Altersstufen. Es finden viele Lesungen und Konzerte statt. Claus Kleber war beispielsweise kürzlich im Museum. Demnächst spielt das Astor Piazzolla Quintett.«

GEA: »Sie haben viel in die beiden Tübinger Kinohäuser investiert. Hat es sich gelohnt?«

Schuffert: »Auf jeden Fall. Die Besucherzahlen in den beiden Kinos sind deutlich gestiegen. Wir haben 30 bis 40 Prozent Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Den größten Anstieg haben wir im Arthouse-Bereich im Kino Museum. Besucher kommen aber nicht nur wegen der Filme. So wird das Angebot des Weindispensers mit 40 Weinsorten im Barbereich des Museums rege genutzt.«

GEA: »Viele haben dem Kino schon den Tod vorausgesagt. Liegt es auch am speziellen Tübinger Publikum, dass davon in der Unistadt bisher keine Rede sein kann?«

»Ein Kinobetreiber muss wie ein guter Wirt sein«

Schuffert: »Tübingen hat mit seinen 35.000 Studierenden und den vielen Akademikern schon ein sehr besonderes Publikum. Viele sind kulturinteressiert. Außerdem gibt es hier kein Multiplex-Kino als Konkurrenz. Aber auch wir müssen alle Register ziehen, um die Menschen ins Kino zu bringen. Wir bringen sogar eine eigene Zeitschrift heraus.«

GEA: »Ist die Öffnung des Kinos für andere Kulturangebote der Schlüssel des Erfolgs? Wäre das eine Empfehlung für andere Kinobetreiber?«

Schuffert: »Das kann man so nicht sagen. Ein Kinobetreiber muss wie ein guter Wirt sein: Er muss sich seinem Publikum anpassen, frisch kochen und um Qualität bemüht sein. Auch der Service muss stimmen. Wir schulen unser Personal. Jeder, der abends ausgeht, will schließlich freundlich empfangen werden.« (GEA)

Sechs Säle, 1.065 Plätze, zwei Standorte

Die Geschichte der Tübinger Kinos war viele Jahrzehnte lang mit der Familie Lamm verbunden: Kurt und Volker Lamm haben das Museum als Pächter und die Blaue Brücke als Eigentümer betrieben. Kurz nach der Corona-Pandemie sah es für die Tübinger Kinolandschaft allerdings alles andere als gut aus. Die Blaue Brücke sollte eigentlich saniert werden, wurde aber aufgrund des Zuschauerschwunds vier Jahre lang geschlossen. Auch das Programmkino Arsenal schloss nach 50 Jahren Betrieb endgültig seine Pforten.

Im Oktober 2023 übernahmen Schuffert und Weihing die beiden Lamm-Kinos. Wenige Monate später wurde die Blaue Brücke wiedereröffnet. Seither ist viel geschehen: Die sechs Säle der beiden Kinos wurden saniert. Im Eingangsbereich des Museums entstand ein großer Bar- und Loungebereich. Der größte Saal im Museum hat eine 120 Quadratmeter große Theaterbühne, die regelmäßig mit kulturellen Angeboten bespielt wird.

Das Dach der Blauen Brücke bekommt demnächst eine 600 Quadratmeter große Photovoltaikanlage, die das Kino weitgehend autark machen soll. Die gesamte Sanierung soll im Juni abgeschlossen sein. (GEA)