MÖSSINGEN-TALHEIM. Es dürften mindestens 1.500 Menschen gewesen sein, die am Freitag zum Dämmerungsumzug nach Talheim kamen – und aus deren Reihen gab es viel Lob für die Veranstalter: Besucher schwärmten davon, die Stimmung in der Dämmerung verleihe diesem Umzug, bei seiner ersten Austragung, etwas Besonderes: »D’Sigrid aus Mössingen« sagte etwa: »Nachts ist es schöner!« Angesichts vieler dunkler Kostüme schlug sie vor, »manche sollten sich Lichterketten umhängen.«
In ihrem wärmenden Eisbären-Overall lag »d’Sigrid« voll im Trend: Es gab einige Ganzkörper-Häs, ein paar in Form von Bären. Ein Quartett aus Mössingen war als Horde Affen verkleidet. Neben dem Kunstpelz als äußere Hülle hatten sie entsprechende Stofftiere dabei. Lea-Sophie Schulz, die Initiatorin, hatte dieses Outfit letztes Jahr für die vier erworben: »Affen sind meine Lieblingstiere.«
Originelle Kostüme unter den Zuschauern: Gießkannen als Hauben
Hätte es einen Preis für das originellste Kostüm am Straßenrand gegeben, wären die drei jungen Männer mit Gießkannen auf den Köpfen weit vorne gewesen: Einer mit blauer, einer mit grüner, einer, mit pinker Kopfbedeckung. Dieser, Leonard Holzer, sagte: »Wir haben dafür nur Komplimente bekommen.« Die drei schnitten die Gießkannen selbst zurecht. Die scharfkantigen Ränder versahen sie als Schutz mit Panzerband. Im Ausguss steckte je eine Plastikblume.
Dem Ruf der Narrenzunft Talheim folgten 33 Zünfte mit rund 1500 Hästrägern, eine stolze Zahl für die erste Ausgabe dieses Umzugs. Diesen führte der Musikverein Talheim an. Die Musiker waren gut ausgestattet: Einige hatten kleine Leuchten an ihren Instrumenten, die ihre Notenblätter erhellten. Stefanie Vazquez Lopez, alias »Erzengelin Gabriele«, stach, ganz in weiß, mit ihrem von innen beleuchteten Kostüm heraus.
Die Narren trafen in Talheim viele Bekannte
Viele im Zug trafen auf Bekannte am Straßenrand. Jemand rief: »Melli, hei!« Melanie Haubensak von den Gomaringer Käsperle drehte sich um, grüßte die Bekannte am Straßenrand und gestand, ihre Sicht sei aufgrund ihres Kostüms und der einbrechenden Nacht deutlich eingeschränkt: »Ich seh‘ gar nix, es ist so dunkel!«
Die Zuschauer bekamen an fast jeder Ecke Vorführungen: Tanzgarden führten ihre Choreografien auf. Lumpenkapellen schmetterten bekannte Melodien. Es flogen Süßigkeiten. Hexen griffen sich Zuschauer oder einander. Es gab Pyramiden, Peitschenknallen und phänomenalen Gestank: Die Vertreter der Narrenzunft Eglingen, hüllten ihre Umgebung in schwefelgelben Dampf ein. Selbst Elena Scholz von der veranstaltenden Narrenzunft Talheim drehte lachend den Kopf weg: »Dees stenkt oobacha!«
Viel Lob für die Veranstalter aus Talheim
Den Veranstaltern wurde viel Lob zuteil: »Für ein kleines Dorf ist dieser Umzug ganz toll organisiert«, fand die Mössingerin Biggi Hagenloch. Auf dem Sprecherwagen führten drei Legenden durch das Programm: Die Gründungsmitglieder Alex Truncali, und Manne Zukunft, sowie Frank Haas, der als eigentlicher Gründer der Talheimer Narrenzunft gilt, teilten sich das Mikrofon.
Die große Zahl an teilnehmenden Narrenzünften in Talheim liegt auch daran, dass die Veranstalter Unterstützung von den Umzugs erfahreneren Vereinen aus der Umgebung erhalten hatten. Und dass sich die Zünfte aus dem Steinlachtal mittlerweile zusammengeschlossen haben: Der närrische Steinlach-Wiesaz-Ring, nach dem Vorbild des Alb-Lauchert-Rings geformt, ist seit letzter Woche offiziell eingetragen.
Närrischer Abschluss in der Festhalle
Die Zünfte aus der Umgebung waren personell am stärksten vertreten: Die Kusterdinger waren mit drei, die Mössinger gar mit vier Gruppen dabei. Die Zünfte aus Eglingen und Heiligenzimmern, mit der Tanzgarde vertreten, hatten die längsten Anfahrt. Zu beiden pflegen die Talheimer schon eine Weile gute Verbindungen. Aus der anderen Richtung hatte eine Familie unter den Zuschauern den weitesten Weg: Sie kam aus Nürtingen.
Sie fuhren wieder heim nach dem der Umzug sie passiert hatte. Dessen Teilnehmer wiederum versammelten sich anschließend in der Festhalle zum Brauchtums-Abend und anschließender Narren-Party, beziehungsweise draußen im Zelt: Da gab es eine Bar. (GEA)