MÖSSINGEN. Trotz permanentem Nieselregen und einem grau verhangenen Himmel war die Mössinger Gemarkungsputzete bei allen Beteiligten ein voller Erfolg: Die Gesichter strahlten nämlich nach getaner Arbeit, als man gemeinsam bei einer zünftigen Brotzeit und Getränken zusammensaß und über die gefunden Kuriositäten Geschichten erzählte. Bewaffnet mit Warnwesten, Müllzangen, Eimern und Müllsäcken waren zahlreiche Mössinger Familien am Samstagvormittag in der Gemarkung und im Stadtgebiet losgezogen, um dem achtlos herumliegenden Müll den Kampf anzusagen. Und die vielen großen und kleinen Helden waren durchaus erfolgreich.
In die Tonnenhalle kamen rund 40 Engagierte, in Öschingen sammelten 30 Menschen vom Kindergartenkind bis zum betagten Greis in 17 Bezirken 14 Säcke Glas, Plastik, Kippen - samt einem Abwasserrohr, vier Autoreifen und einem Mobiltelefon. Der Öschinger Ortsvorsteher Wolfgang Eißler freute sich über die gute Stimmung trotz des schlechten Wetters.
Der Talheimer Ortsvorsteher Elmar Scherer überließ wegen dringender anderweitiger Verpflichtungen die Sammelleidenschaft ganz der Feuerwehr und seinen zahlreichen Talheimer Ortschaftsratskollegen und erschien pünktlich mit hungrigem Magen zur Begutachtung der gesammelten Beute. In Talheim hatten sich dank offensiver Werbung 110 Bürger angemeldet, »gekommen sind immerhin 82«, freute sich Verwaltungsstellenleiter Paul Muthmann, der die Aktion koordinierte und die Gruppen in acht Bezirke aufteilte. »Ohne Thomas Eger und Benjamin Fuchs wäre das viel mehr gewesen, die leisten eine super Arbeit über das ganze Jahr«, betonte Steffen Eissler nach getaner Arbeit.
Zuletzt hatte die gemeinsame Gemarkungsputzete im Jahr 2019 stattgefunden, die pandemiebedingte Pause sorgte wohl in Talheim für eine rege Beteiligung. »Unsere Dorfgemeinschaft ist lebendig und wird durch solche Aktionen erst richtig gefestigt«, zeigte sich Scherer erfreut und kann über den heurigen Fund einer Popcornmaschine sogar lachen. Aber Rätselraten gibt ihm doch das Verhalten mancher Leute auf: Vergangenes Jahr musste die Feuerwehr mit mehreren Freiwilligen ausrücken, um eine Gefrierkühltruhe oberhalb der Bergkirche aus einer sehr tiefen Böschung zu bergen. »Dabei kann man jederzeit beim Landratsamt anrufen oder eine Müllkarte ausfüllen, dann wird sowas kostenlos abgeholt!«, echauffiert sich der Talheimer über derartige Zeitgenossen. Beim Abhang an der Talheimer Steige oben sehe es immer fürchterlich aus, dort räume wegen der Absturzgefahr grundsätzlich die Feuerwehr auf. Heuer fand man dort 15 alte Autoreifen, einen Auspuff und zahllose Schnapsflaschen nebst Dosen; im Gebiet Andeck fanden sich gar zwei Alufelgen mit Bereifung.
Annika Müller staunte nicht schlecht, als sie mit ihren Kindern angeknabberte Joghurtbecher aus den Wiesen fischte und mutmaßte, dass Mäuse sich bei lang liegengebliebenen Gelben Säcken gütlich getan und das Diebesgut sodann verschleppt hatten. Die fünfjährige Eleonore kann die Menschheit bei der achtlosen Müllentsorgung rein gar nicht verstehen: »Die Leute sollen aufhören, so viele Sachen in die Natur zu schmeißen«, sagte sie leise, aber bestimmt. Die Mutter erzählte, wenn sie gemeinsam spazieren gehen, sammelt Eleonore auch immer jede achtlos weggeworfene Zigarettenkippe ein, »weil die Tiere doch immer gleich alles auffressen und das ist überhaupt nicht gut!« Gut ist jedenfalls, dass wir Eleonore und die vielen anderen Kinder in Talheim haben. Mit dieser Jugend gibt es Hoffnung für die Zukunft! (GEA)