MÖSSINGEN-ÖSCHINGEN. Dreißig Salutschüsse. Und sechs Schläge. Für jeden Stadtteil einen. Öschingens Ortsvorsteher Wolfgang Eißler hatte sein Bierfässchen bereits nach dem zweiten Mal angestochen. Oberbürgermeister Michael Bulander benötigte doppelt so lange. Er gab vor, völlig außer Übung zu sein, seit zwei Jahren kein Freibier mehr unters Volk gebracht zu haben. Letztlich spritzte der Gerstensaft aus dem oberen Ventil hinaus. »Tobias, was hast Du uns da für ein Bier mitgebracht«, fragte Eißler den Braumeister Fischer. Der murmelte etwas von Hitze. Egal. Hauptsache endlich was zu trinken.
Eine schweißtreibende Woche ging am Samstagabend zu Ende. So lange dauerten die Vorarbeiten aller Vereinsabordnungen zum Aufbau der bewährten kleinen Festarena am Fuße der Filsenbergschule. Die Mühe hatte sich gelohnt. Nach kurzer Zeit waren die Sitzplätze gut ausgelastet und zwischen Zelt, Sonnenschirm-Hockplatz und Bier-Pavillon mussten sich Bedienungen wie auch die Gäste angesichts der Besuchermassen im Slalom durchwursteln. Apropos Wurst: Die Vereinsgemeinschaft setzt bei ihrem Verköstigungsangebot auf Altbewährtes. Keine Experimente: Rote, Steak, Pommes, Gulasch auf der deftigen Seite, Salat, Schmalz-, Käsebrote und Kuchen sowie Crépes für den kleinen Hunger zwischendurch anderseits. Selbst die traditionelle Mohrenkopfschleuder lassen sich die Öschinger nicht schlecht reden, sondern die Kinder lecker schmecken. Um Gemüter zu beruhigen, die sich an dem Begriff stören, wird erklärend auf eine »Schoko-Weichschaumkuss-Schleuder« hingewiesen.
Überhaupt stand bei der Jugend der Spaß im Vordergrund des zweitägigen Fleckafestes – Spielstraße, Powerball, Schießbude, bei den Älteren war es die Begegnung in gemütlicher Atmosphäre. Um es auch den vielen Auswärtigen so angenehm wie möglich zu machen, wurde am Sonntag, nach dem vom Posaunenchor eröffneten Gottesdienst die Temperatur erheblich heruntergefahren. Die Schauübung der Feuerwehr musste nicht als Erfrischungsaktion starten.
Dem OB gefiel es dermaßen gut, dass er zwar nicht bis zum Barschluss um 2 Uhr, aber immerhin bis Sonnenuntergang hocken blieb. Die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen, so lobte Bulander in höchsten Tönen, sei vorbildhaft: »Dass alle Einnahmen in eine Kasse gehen und jede Institution den gleichen Anteil vom Gewinn bekommt«, sei bewundernswert solidarisch. Bei diesem Familienfest werde das Öschinger Wir-Gefühl gestärkt, freute sich Eißler. Vereinssprecher Leonhard Grauer hatte allen Grund, die große Helferschar über den Schellenkönig zu loben, aber auch um Abbauhelfer zu werben. Für einige Vereine sind die Einnahmen ein dankbares Zubrot, für andere sind sie fest eingeplant im Wirtschaftsplan, um die Aufgaben zu meistern, die dann wieder der Allgemeinheit zugutekommen. Wie bei den Freibadfreunden, die es unlängst schafften, über 110.000 Euro für eine neue Beckenfolie zusammenzusammeln. (GEA)