Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Europäer, Asiaten, Amerikaner und Australier Nachfahren einer einzigen Gruppe früher moderner Menschen sind, die sich vor 50 000 Jahren außerhalb Afrikas ausbreitete. Die frühen Siedler Europas wurden auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 22 500 Jahren vermutlich stark dezimiert und breiteten sich erst später wieder aus, als die Klimaverhältnisse günstiger wurden.
Einwanderung am Eiszeit-Ende
»Zur großen Überraschung haben wir bei den frühen Europäern Mitochondrien vom Typ M gefunden, die es praktisch heute in Europa nicht mehr gibt, die aber mehr als die Hälfte aller Asiaten in sich tragen«, sagt Cosimo Posth, Erstautor der Studie. Dieser Befund ermöglichte es, fundierter als bisher abzuschätzen, wann der letzte gemeinsame Vorfahr aller Nicht-Afrikaner lebte, der Mitochondrien der M- und N-Linie besaß. »Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass alle heutigen Nicht-Afrikaner auf eine gemeinsame Population zurückgehen, die sich beginnend vor circa 50 000 Jahren außerhalb Afrikas ausbreitete«, so Krause. »Die Nachfahren dieser Gruppe besiedelten alle Kontinente und verbreiteten die Mitochondrien-Linien M und N.«Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich während des Höhepunkts der letzten Eiszeit vor 25 000 bis 19 000 Jahren die Bevölkerung Europas in Refugien zurückziehen musste und die Mitochondrien der M-Linie verloren gingen. Bei den Analysen gab es eine weitere Überraschung: Sie deuten auf eine massive Verschiebung der genetischen Zusammensetzung der Europäer am Ende der letzten Eiszeit vor circa 14 000 Jahren hin, einer Zeit großer klimatischer Instabilität. »Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass es zur massiven Einwanderung oder einem extremen genetischen Flaschenhals am Ende der Eiszeit in Zentral- und Westeuropa kam«, sagt Krause. (u)