MÖSSINGEN. Als Leichtathlet weiß Dieter Schneider um die passende Symbolik. Zum Termin bringt er einen Staffelstab mit, einen goldenen, den Dieter Neth dann an Volker Gurski übergibt. Symbolisch für den Wechsel an der Spitze der Mössinger Bürgerstiftung: Nach sieben Jahren hat Neth sein Amt als Vorstandsvorsitzender an Volker Gurski übergeben. Mit 70, erzählt Neth, wollte er sich von der Spitze zurückziehen, »und das war am 31. August der Fall«. Erhalten bleibt er der Bürgerstiftung dennoch weiterhin als Projektleiter Bürgerauto. »Ich fahre auch immer noch einmal im Monat. So viel Dankbarkeit wie da erfährt man sonst nirgends.«
Mit dem Bürgerauto hat auch alles angefangen. Als die Mössinger Bürgerstiftung im Dezember 2015 gegründet wurde, gehörte Dieter Neth zu den Gründungsstiftern, und als 2017 der Traum von einem Bürgerauto Realität wurde, war er dort von Anfang an dabei. Dank seines Engagements wurde er bald in den Vorstand geholt. »Als zum Beginn 2018 ein neuer Vorsitzender gebraucht wurde, blickten vier Gesichter in meine Richtung. Und weil ich nicht schnell genug auf dem Baum war, war ich plötzlich Vorstandsvorsitzender«, erinnert er sich.
»So viel Dankbarkeit wie da erfährt man sonst nirgends«
Nicht viel anders sei es ihm ergangen, erzählt sein Nachfolger Volker Gurski. Im Mai kam er in den Vorstand, seit 1. September ist er Vorsitzender – ein neues, ein ehrenamtliches Betätigungsfeld für den Geschäftsführer der Klinik in Bad Sebastiansweiler, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Vertraut ist ihm die Bürgerstiftung jedoch schon lang, schließlich ist die Bad Sebastiansweiler GmbH auch Mitglied der Stiftung: »Ich habe deren Arbeit immer mit großem Interesse und Respekt begleitet und gesehen, dass sie mit großer Breite unterwegs ist und ganz viele Ehrenamtliche sich engagieren.«
Rund hundert Aktive machen in der Bürgerstiftung mit, die seit ihrer Gründung viel bewegt hat. Die sommerliche Gymnastik im Grünen läuft seit Beginn, der Jugendpreis, die Bücherzellen, die Fahrradstation, der Adventskalender, das Bürgerauto, das mittlerweile an vier Tagen in der Woche von 8 bis 17 Uhr unterwegs ist und mittlerweile mehr als 20.000 Kilometer im Stadtgebiet unterwegs war – lauter Erfolgsgeschichten. Die viertägige Seniorenfreizeit »Urlaub ohne Koffer« kam dazu und der Stadtball, »den wir«, wie Neth sagt, »vor der Gefahr gerettet haben, nicht mehr stattzufinden«.
Weil sie durch das Geschenk eines Unternehmers plötzlich zusätzliches Geld hatte, entschloss sich die Bürgerstiftung, damit auch andere Organisationen zu unterstützen. 13 haben sich darum beworben, drei hat eine unabhängige Jury ausgewählt: Das Umsonst-und-Draußen-Festival, den Steinlachstrand der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde und das Internetcafé für Senioren wurden mit Beträgen zwischen 3.000 und 5.000 Euro unterstützt.
Angesichts all dieser Aktivitäten blickt Dieter Neth zufrieden auf seine Jahre als Vorstandsvorsitzender zurück. Das Stiftungskapital, das bei der Gründung knapp über dem Minimum von 100.000 Euro lag, ist auf mittlerweile mehr als 400.000 Euro angewachsen. Pro Jahr kann die Stiftung zwischen 40.000 und 70.000 Euro ausschütten. Sogar die Nullzinsphase hat sie gut überstanden: »Wenn man mit Hartmut Mezger einen guten Schatzmeister hat, fließen immer irgendwelche Erträge.«
»Die Stiftung hätte es verdient, dass weitere Stifter dazukommen«
Einziger Wermutstropfen aus der Sicht von Vorstandsmitglied Dieter Schneider: »Die Zahl der Stifter ist nicht im gleichem Maß gewachsen wie das Kapital. Aber die Stiftung hätte es verdient, dass weitere dazukommen.« Allzu hoch ist die Hürde nicht: Mit 500 Euro Mindesteinsatz ist man als Stifter dabei.
Bei einer Bürgerstiftung – Mössingen ist eine von etwa 420 in Deutschland – geht es für Volker Gurski aber nicht nur darum, Geld zu sammeln: »In dieser Zeit ist es besonders wichtig, Menschen an ihr Gemeinwesen zu binden. Es ist wichtig, dass Menschen immer wieder bereit sind, sich dafür zu engagieren. Da ist die Bürgerstiftung ein nicht unwesentlicher Mosaikstein in diesem Puzzle.« (GEA)
MÖSSINGEN TANZT
Die nächste große Veranstaltung der Bürgerstiftung ist der Mössinger Herbstball mit der Silvio Dalla Brida Band am 12. Oktober in der Aula des Quenstedt-Gymnasiums. Beginn ist um 19.30 Uhr mit einem Sektempfang. Karten gibt es nur bis zum 4. Oktober im Vorverkauf. Am 20. Dezember lädt die Bürgerstiftung dann zum Xmas-Vorglühen. Am 18. Januar gibt es wieder einen Opernabend. (pp)