GOMARINGEN. Es war der erste Jahresbericht für Sarah Carbon. Die Leiterin der Jugendzentrums Gomaringen - das liebevoll auch JuZe genannt wird - ist kaum länger in Amt und Würden, als das 600 Quadratmeter große Spiel- und Freitzeitareal seit Herbst 2023 steht. Ihre 75-Prozent-Stelle trat Carbon im Februar 2024 an, mit tatkräftiger Unterstützung von Kwabena Amfo, der bereits seit zehn Jahren in der Gomaringer Jugendarbeit tätig ist und mit einer halben Stelle dabei ist. Komplementiert wird das Team durch eine Stelle für FSJler.
»Insbesondere arbeiten wir mit den Angeboten der Offenen Jugendarbeit«, erklärte Carbon vor dem Verwaltungs- und Finanzausschuss des Gomaringer Gemeinderats. Dabei werden den Kids viele Freiheiten eingeräumt: Sie können selber wählen, ob sie Angebote wahrnehmen wie Tanzen, Tischtennis und an der Spielekonsole zocken - oder vielleicht wollen sie doch lieber für sich selbst bleiben und am Handy rumspielen. Dabei gibt sich das JuZe-Team immer Mühe, für die Jugendlichen bei Fragen und auch Problemen da zu sein und auf die individuellen Interessen und Vorlieben für Aktivitäten einzugehen.
Große Besucherspanne
Im Durchschnitt besuchen 13 Jugendliche den zwischen Mittwoch und Samstag täglich stattfindenden Jugendtreff. Die Spanne sei aber sehr groß, betonte Carbon. »Von ganz vielen Besuchern bis ganz wenigen - es war vergangenes Jahr sehr wetterabhängig, wie viele kommen.« Grundsätzlich gebe es einen großen Durchlauf an Gästen, zwischen fünf bis 52 Jugendliche haben die Verantwortlichen schon gezählt. Da könne es schonmal anstrengend werden, wenn man nur zu zweit da ist, sagte Amfo - wenn 40 oder 50 junge Menschen plötzlich etwas bräuchten. »Wir haben auch nur die eine FSJ-Stelle. Das reicht aber nicht.« Um auf eine Überbelastung rechtzeitig reagieren zu können, sei man vierteljährig im Austausch, erklärte Hauptamtsleiter Martin Schindler. »Wir sehen, dass es mit der Belastung mehr wird. Jetzt schauen wir, was wir optimieren können. Wir sind im Dialog«, bekräftigte er vor dem Gremium.

Denn die frischen Zählungen in diesem Jahr zeigen, dass das breite Angebot des Gomaringer JuZe immer mehr Kids anziehe. Kaum erfasst seien diejenigen, die »mal nur kurz« vorschauen würden. Auch wolle man in Zukunft die verschiedenen Altersgruppen in die Dokumentation mit einbeziehen, was man fürs vergangene Jahr noch nicht gemacht habe. Schätzungsweise sei die Hauptgruppe der Besucher bislang zwischen zehn und 13 Jahren alt - während der Anteil der Jugendlichen ab 14 Jahren noch gering ausfiel. »In diesem Jahr haben wir aber bereits einen hohen Altersunterschied festgestellt«, sagte Carbon. Auch kristallisierten sich langsam »Stammgruppen« heraus, die immer wieder zusammenkämen und eigene Projekte verfolgen würden.
Wie zieht man mehr Mädels ins Jugendhaus?
Das ist durchaus erwünscht, schließlich sind die Jugendlichen angehalten, ihre eigenen Ideen einzubringen, wie Amfo betonte - sonst könne man ja nicht wissen, was bei den Kids gut ankäme. So habe man sich bereits mit einem Gomaringer Autor zusammengetan, um in naher Zukunft eine Pen&Paper-Rollenspielaktion zu starten. »Darüber hinaus sind Filmabende viel nachgefragt«, sagte Carbon. Zudem stehe die Gründung eines Jugendrats auf dem Plan - an Ideen mangelt es dem Team nicht.
Doch an einer Baustelle muss noch geschraubt werden: Bislang sind rund dreiviertel der Besucher männlich und nur ein Viertel weiblich. »Warum nehmen die Mädchen die Angebote nicht wahr?«, fragte SPD-Rätin Daniela Diestel. Kirsten Gaiser-Dölker von der FWV wollte wissen, welche Angebote wen anzögen - und wie man dem Missverhältnis begegnen könne. »Wir haben schon einen speziellen Mädchentag angeboten«, erklärte Jugendhausleiterin Carbon. Der wurde gut angenommen, danach seien die Besucherzahlen bei den Mädels aber wieder runtergegangen. Ob man nun derartige Angebote intensiviere oder den Weg über interessenspezifische Angebote für alle Geschlechter gehe, sei noch offen. Letzteres hätte den Vorteil, nicht »gender-dualisitisch« zu sein - mittlerweile wachse die nachfolgende Generation über die »klassischen« Geschlechterrollen und die damit assoziierten Interessen hinaus.
Bürgermeister Steffen Heß sieht der Sache gelassen entgegen. »Wir haben ein tolles, ansprechendes Jugendhaus mit Aktivitäten für alle. Wir können breiter als in Schubladen denken - jeder ist bei uns angesprochen.« Trotzdem sei es nunmal die Realität, dass es ein Ungleichgewicht gebe, sagte Petra Rupp-Wiese von der Grünen Liste. »Und den Grund dafür muss man erforschen.« (GEA)