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Der Liederkranz Nehren feiert bald sein 150-jähriges Bestehen

Von Musical-Hits bis Seemann-Shantys: Der Liederkranz Nehren lässt sich immer etwas Neues einfallen. Im kommenden Jahr steht das große Jubiläumskonzert zum 150. Geburtstag an. Der Verein blick dabei auf seine Vergangenheit zurück - und sucht einen neuen Dirigenten.

Der Liederkranz Nehren freut sich immer über neue Mitsänger.
Der Liederkranz Nehren freut sich immer über neue Mitsänger. Foto: Verein
Der Liederkranz Nehren freut sich immer über neue Mitsänger.
Foto: Verein

NEHREN. »Singen befreit und tut gut. Danach geht es mir immer besser«, sagt Heidrun Wermter, die zweite Vorsitzende des Liederkranzes Nehren. Seit mehr als 40 Jahren singt die 71-Jährige im Chor. Sie ist nicht die einzige, die ihrem Verein die Treue über eine so lange Zeit hält. Horst Wagner ist mittlerweile ein passives Mitglied, aber »immer dabei, wenn es was zu tun gibt«. Der 70-Jährige ist seit seinem 15. Lebensjahr mit dabei. Das ist Ehrensache, denn sein Vater Adolf wurde aufgrund seiner kräftigen Tenorstimme »Steinlach-Caruso« genannt. Er war 20 Jahre lang, bis 1989, Vorsitzender des Vereins. Er ist auch mit »schuld« daran, dass die jetzige Vorsitzende Gabi Dölker in den Verein eingetreten ist. Der Kontakt kam über ein Problem im Hause Dölker zustande. »Wir haben ein Ventil für unseren Wasserhahn gebraucht. Wagner besaß eine Flaschnerei in Nehren. Adolf wollte meinen Mann überreden, in den Chor einzutreten. Aber er verwies auf mich. Ich habe davor schon im Kirchenchor gesungen«, erzählt Dölker. Adolfs Frau brachte sich ebenfalls tatkräftig im Liederkranz ein. Sie nähte die Kostüme. In den 70er-Jahren trug man rot. Damals zählte der Liederkranz knapp 50 Sängerinnen und Sänger.

Am 8. März 1874 gründete Schullehrer Agster mit acht Männern den Nehrener Gesangverein. Offiziell wurde der Verein am 8. März 1875 aus der Taufe gehoben. Mit der ersten Fahnenweihe 1880 erhielt der »Liederkranz Nehren« seinen Namen. Bis 1947 dauerte es, bis Frauen mitsingen durften. »Mit einem Männer-Projektchor beginnt auch unser Jubiläumskonzert am 29. März in der Turn- und Festhalle«, sagt Wermter. Stilecht sollen die Sänger in der Mode des 19. Jahrhunderts auf der Bühne stehen, in Knickerbocker zum Beispiel. Bei der musikalischen Zeitreise wird es mehrere Kostümwechsel geben. Bei diesem Konzert kooperiert der Chor mit dem Liederkranz Rottenburg. Auch andere Chöre aus dem Steinlachtal bereichern das Programm.

Zum Seemannskonzert gab es passenderweise Fischbrötchen.
Zum Seemannskonzert gab es passenderweise Fischbrötchen. Foto: Verein
Zum Seemannskonzert gab es passenderweise Fischbrötchen.
Foto: Verein

Stilistisch geht es beim Liederkranz Nehren querbeet von Pop, über Schlager, oder Musical bis hin zu klassischer Chormusik. Auch das Drumherum muss passen. Die Begleitmusik kommt beim Liederkranz von Musikern und nicht vom Band. Die passenden Outfits gehören zu einem gelungenen Auftritt dazu. Zu einem Konzert unter dem Motto »Seemannslieder« wurden Fischbrötchen serviert und die Sänger warfen sich in eine maritime Kluft. Stimmliche Unterstützung gab es vom Liederkranz Belsen. Besonders gefallen hat Wermter ein Abend mit Liedern aus dem Musical »Tanz der Vampire«. Dölkers Schwester bemalte eine acht mal zwölf Meter große Leinwand für das Bühnenbild. Der Liederkranz kooperierte bei diesem Projekt mit dem Hechinger Sängerbund.

Mittlerweile besteht der gemischte Chor aus 20 Sängerinnen und Sängern. Die Gemeinschaft ist dem Chor wichtig. Einmal im Monat packen die Sänger nach der Probe Snacks und Getränke aus und genießen ein entspanntes Beisammensein. Mutscheln, das Weihnachtsliedersingen auf der Wette, ein Ständchen beim Maibaumaufstellen und eine Faschingsparty gehören unter anderem fest ins Jahresprogramm. Der Liederkranz erfreut auch zweimal im Jahr die Bewohner des Pflegewohnhauses Nehren. An Vatertag veranstaltet der Verein jedes Jahr eine Hockete. »Morgens um 7.30 Uhr bauen wir auf, ab dann gegen 9 Uhr abends. Das ist stressig, aber trotzdem schön«, sagt Dölker.

Abwechslungsreiches Liedgut ist dem Verein wichtig. Beim Themenabend zu »Tanz der Vampire« führte der Verein Musicalsongs auf.
Abwechslungsreiches Liedgut ist dem Verein wichtig. Beim Themenabend zu »Tanz der Vampire« führte der Verein Musicalsongs auf. Foto: Verein
Abwechslungsreiches Liedgut ist dem Verein wichtig. Beim Themenabend zu »Tanz der Vampire« führte der Verein Musicalsongs auf.
Foto: Verein

»Früher sind wir immer nach der Probe im Löwen eingekehrt. Wir haben dann auch die Vereinsfahne aus dem Fenster gehängt. Das Einkehren war noch schöner als die Probe«, erzählt Wagner. Natürlich war die Fahne auch bei Festumzügen immer mit dabei. Auch Dölker war schon Festdame und durfte den Fahnenträger begleiten. »Damals hatten wir einen riesigen Zusammenhalt«, sagt Wermter. Auch heute noch bekommen die Mitsänger zu ihren runden Geburtstagen ein »Ständle«.

Zum Vereinsleben gehört auch ein jährlicher Ausflug. So reiste der Verein mal ins Salzburger Land, an den Bodensee, nach Sigmaringen oder nach Tübingen zum Stocherkahnfahren. In Erinnerung geblieben ist dem Verein auch ihre Konzertreise nach Dresden, bei der sie unter anderem in einem Festzelt und in einer Kirche aufgetreten sind.

»Wir wollen nach dem Konzert ganz neue Wege gehen«, erläutert Dölker. Auch der Name soll ein anderer werden. »Wir möchten auch mehr internationale Musik machen und Lieder aus der Filmmusik. Natürlich wird das gemeinsam im Chor entschieden.« Doch damit es mit dem Liederkranz Nehren weiter gehen kann, fehlt noch der Dirigent. »Es hat mit dem Liederkranz immer sehr viel Spaß gemacht«, lobt der bisherige Dirigent Benedikt Hinger. Das Jubiläumskonzert wird sein großer Abschied. Er verlässt den Chor aus beruflichen Gründen. (GEA)

Ganz in weiß: Der Liederkranz Nehren zum 75. Geburtstag im Jahr 1949.
Ganz in weiß: Der Liederkranz Nehren zum 75. Geburtstag im Jahr 1949. Foto: Verein
Ganz in weiß: Der Liederkranz Nehren zum 75. Geburtstag im Jahr 1949.
Foto: Verein