Zum einen hatte er einen ihm wohlgesonnenen Schulmeister namens Johann Conrad Schneider, der ihm eine Lehrstelle als Brauer in Stuttgart vermittelte. Zum anderen hatte er das Glück, die aus wohlhabender Familie stammende Wilhelmine Stotz zur Ehefrau zu haben.
Stiftung gegründet
Das erworbene Wissen gepaart mit den entsprechenden finanziellen Mitteln ermöglichten es ihm schließlich, 1861 zusammen mit seinem Teilhaber ein eigenes Geschäft in der Stuttgarter Neckarstraße zu gründen. Und das mit Erfolg: Über Generationen hinweg war der mit dem Werbeslogan »Wir wollen Wulle« beworbene Gerstensaft ein Renner unter den Biertrinkern.Seine Wurzeln, die vergaß Ernst Imanuel Wulle nie. Im Jahr 1900 gründete er die »Ernst Wulle Stiftung«, von der auch sein Heimatdorf immer wieder profitierte. So konnte unter anderem mithilfe der Stiftungsmittel im Jahr 1901 der Kindergarten »Auchtert« in Nehren gebaut werden. Weit über einhundert Jahre später wurde die Einrichtung, die mittlerweile Minikindi genannt wird, nun um einen Anbau erweitert. Am heutigen Freitag wird dieser feierlich eingeweiht. Zwei neue Krippengruppen für insgesamt 20 weitere Kinder unter drei Jahren können in den Anbau einziehen. Benannt wurde das Kinderhaus nach dem großzügigen Spender vergangener Tage, Ernst Imanuel Wulle. »So kommt der Mann auch zu seiner Ehre«, befand Gemeinderätin Tanja Schmidt.
Schließlich tut Wulles Bier der Gemeinde auch heute noch Gutes. Die Stuttgarter Großbrauerei Dinkelacker-Schwabenbräu hat die Marke 1971 übernommen, der Name Wulle verschwand damals zunächst von der Bildfläche. Erst seit 2008 steht die Bügelflasche mit dem rot-weißen Stern im Logo wieder in den Getränkemärkten – und hat es erneut zum regionalen Kultgetränk geschafft. Mild und süffig soll es sein und mithilfe des Wissens eines alten Braumeisters von Wulle nach traditionellem Rezept gebraut.
Stolze Gemeinde
Beim Wulle-Fest, das seit 2009 in Nehren alle zwei Jahre gefeiert wird, spendiert die Dinkelacker-Brauerei die Hälfte des ausgeschenkten Bieres. Das Geld, das dabei zusammenkommt, wird einem guten Zweck gespendet – in diesem Jahr ging es an den Minikindi.Ernst Imanuel Wulle wurde längst zum Ehrenbürger der Steinlachgemeinde ernannt, eine Tafel am Geburtshaus erinnert an den erfolgreichen Braumeister und eine Straße in Nehren trägt seinen Namen. Mächtig stolz auf den bekannten Sohn, will die Gemeinde ihn sogar zum Teil des Tourismuskonzepts machen.
Wulle und weitere bekannte Nehrener Köpfe, wie der Philosoph Hans Vaihinger, sollen besser präsentiert werden und etwa in Form einer Ausstellung Interessierte zum Verweilen in Nehren verführen. (GEA)