MÖSSINGEN-ÖSCHINGEN. Ein lautes Uff. Dann erleichtertes Lachen. Der nächste Schritt zum Öschinger Backhäusle ist getan. Nachdem das ehemalige Pfarrwaschhaus seit vielen Jahrzehnten mal als Hühnerstall, mal als Abstellraum genutzt worden war, kommt nun wieder richtig Leben ins Häusle. Sieben Mann haben vor kurzem angepackt, um den Ofen einzusetzen. 1,2 Tonnen bringt er auf die Waage. 1,20 Meter ist er breit, zwei Meter lang. 30 Laibe Brot passen etwa auf die Backfläche. Er stammt vom Unternehmen Häussler aus dem Heiligkreuztal.
Das Backhäusle ist ein Projekt des Vereins »Lebenswertes Öschingen«. Durch die Schaffung von Treffpunkten und Möglichkeiten des Miteinanders sollen nachbarschaftliche Unterstützungsstrukturen aufgebaut und weiterentwickelt werden. Bei einer Bürgerbefragung vor mehreren Jahren kam die Idee auf, dass in Öschingen ein Backhaus fehlt. Eine etwa 15-köpfige Arbeitsgruppe um Tobias Hock und Sonja Berndt-Kunze ist seit Anfang des Jahres schwer beschäftigt.
Bei den Renovierungsarbeiten konnte die Gruppe auch auf die Dorfgemeinschaft setzen. So packten auch viele lokale Handwerker mit an. Mit dem Kirchengemeinderat musste noch eine Nutzungsvereinbarung abgeschlossen werden. Schließlich steht das Haus auf kirchlichem Grund. Strom- und Wasserleitung sind längst gelegt.
»Ich backe seit mehr als zehn Jahren«, sagt Hock. Eine Arbeitskollegin, die regelmäßig im Engstinger Backhäusle gebacken hat, hatte ihn auf den Geschmack gebracht. Sie hatte ein selbstgebackenes Brot mitgebracht. Sie lud Hock ins Backhäusle ein und dieser fand Gefallen an der traditionellen Handwerkskunst.
Übung macht bekanntlich den Meister: Das Backhäusle-Team hat in verschiedenen Backhäusern in der Region geübt. Bei Festen haben sie die Gäste mit ihren Erzeugnissen verwöhnt. »Ich wünsche mir, dass sich in unserem Backhäusle der Ort trifft und sich alle Generationen austauschen. Gerade von den Dorfomas könnten wir bei den Rezepten noch richtig was lernen«, sagt Hock.
»Wenn einen Ort etwas verbindet, ist das immer schön«, sagt Sabine Schaal-Wolf aus dem Vorstandsteam. Sie backt sehr gerne Dinnete. »Die muss richtig knusprig sein, dass sie beim Schneiden bröselt.« Sie nutzt gerne die Restwärme im Ofen für einen Hefezopf.
Voraussichtlich ab Ende Herbst, wenn dann der Kamin eingebaut ist, kann an jeweils einem Samstag im Monat gemeinsam gebacken werden. Ein »Ofen-Meister« schaut, das alles nach dem Rechten funktioniert. Fertige Backwaren werden nicht verkauft. Wer mitmachen möchte, sollte sich zunächst anmelden, und einen vorbereiteten Teigling mitbringen. Idealerweise in einem bemehlten Garkörbchen. Auf der Internetseite der Gruppe gibt es Rezepte. Wer noch keine Ahnung vom Backen hat, bekommt Tipps in einer Lerngruppe. Kindergärten, Grundschulen und Vereine sollen im Backhäusle die Möglichkeit bekommen, selber zu backen. Zunächst wird man das Gebackene auf Bierbänken genießen; ab dem Frühjahr dann auf einer Terrasse auf der Wiese. Diese wird noch errichtet. Auch hier werden sicher wieder viele Öschinger mit anpacken. (GEA)